#Interview

“Für mich war die größte Hürde anfangs mit meiner Idee ganz alleine zu sein”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Wenn bei uns mal ein 'Fehler' passiert versuchen wir ihn weniger als Fehler selbst zu sehen, und eher als Möglichkeit, zu reflektieren und daraus für die Zukunft zu lernen", erzählt Doctorflix-Gründer Hans Lennartz von seinen Gründererfahrungen.
“Für mich war die größte Hürde anfangs mit meiner Idee ganz alleine zu sein”
Freitag, 3. März 2023VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Hans Lennartz, Gründer von Doctorflix. Hinter dem Berliner Startup verbirgt sich eine “multidisziplinäre Online-Bildungsplattform”. 

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Am Montag beginnt mein Tag mit unserem Team-Frühstück. Ansonsten starte ich meistens mit einem Kaffee in den Tag. Aber natürlich nicht alleine, sondern mit meinem Co-Founder Leopold und unserem Team. Dabei sprechen wir über die Aufgaben des Tages und teilen die witzigsten Geschichten des Wochenendes oder der Woche miteinander.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Wenn ich am Ende des Tages nach Hause komme und nicht mit meinem Sohn die letzten Bauklötze aufbaue, gehe ich total gerne im Mauerpark mit ein paar Freunden Fußball spielen.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Am liebsten alles. Ich hätte gerne gewusst welche Mitarbeiter passioniert an unserer Idee mitarbeiten möchten, welche Investoren Lust auf unser Unternehmen haben und sich gerne beteiligen möchten oder welche Kontakte im persönlichen Netzwerk die essenziellen sind, um Doctorflix aufzubauen und für langfristiges Wachstum aufzustellen. Aber wenn ich all das schon gewusst hätte, was vom Gründer-Dasein würde noch bleiben? Nicht viel. Denn ich würde zwar mit einem erfolgreichen Unternehmen dastehen, hätte mir aber diesen Erfolg nicht richtig erarbeiten müssen. Für mich bedeutet das Gründersein, Dinge auszuprobieren, auch mal Fehler zu machen, diese zu reflektieren und seine Handlungen entsprechend anzupassen. Es schwingt also bei allem immer eine Form der Ungewissheit mit. Natürlich kann man sich diese wegwünschen, ich sehe diese aber eher als Möglichkeit, um Innovationen voranzutreiben und Potenziale auszuschöpfen. Denn nur so können Leopold und ich Doctorflix gemeinsam für die Zukunft aufstellen.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Ich glaube für mich war die größte Hürde anfangs mit meiner Idee ganz alleine zu sein und kein Geld zu haben, um diese Idee Realität werden zu lassen. Zum Glück konnte ich aber sehr schnell Leopold als meinen Co-Founder gewinnen. Er bringt die wirtschaftlichen und digitalen Kompetenzen in unser Gründerteam, während ich den medizinischen Hintergrund mitbringe. So ergänzen wir uns total gut und haben genau die Voraussetzungen geschaffen, um die Idee von Doctorflix realisieren zu können.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Doctorflix ist mit seinen ersten Videos erst kürzlich online gegangen. Wir sind also noch ein sehr junges Start-up und probieren gerade viel aus, um zu gucken, was für uns als Unternehmen gut funktioniert und was nicht. Dabei passiert es uns immer wieder, dass die Dinge nicht so laufen wie wir uns das vorstellen. Natürlich kann man sich dadurch entmutigen lassen. Für uns bei Doctorflix ist es aber wichtig nach vorne zu Blicken. Wenn bei uns also mal ein “Fehler” passiert, versuchen wir ihn weniger als Fehler selbst zu sehen, und eher als Möglichkeit, zu reflektieren und daraus für die Zukunft zu lernen.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Am Anfang steht für uns sowohl unser eigenes Netzwerk, aber auch Plattformen wie LinkedIn, durch die wir schon auf viele Mitarbeiter aufmerksam geworden sind. Um herauszufinden, ob ein Bewerber gut zu Doctorflix und unserer Unternehmensphilosophie passt, ist für uns aber das persönliche Gespräch mit den richtigen Fragen immer essenziell. Denn nur so können wir unsere Bewerber richtig kennenlernen und einschätzen ob sie für den Job gut geeignet sind. Am Ende hilft uns außerdem eine Zweitmeinung um unsere Einschätzung des Kandidaten zu festigen und die richtige Wahl zu treffen.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Resilienz. Resilienz. Resilienz.

Ohne welches externe Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Mein Co-Founder Leopold ist ein absoluter Tool-Freak und liebt es neue Programme bei uns einzuführen. Eins davon ist Notion. Ich wehre mich zwar immer wieder dagegen, aber muss doch zugeben, dass wir bei Doctorflix wohl ohne nicht mehr existieren können. Ob es darum geht unsere Arbeit zu organisieren, Daten zusammenzuführen oder Prozesse festzuhalten – Notion begleitet uns jeden Tag und ist somit fester und essenzieller Bestandteil unserer Arbeit geworden.

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
In meiner Zeit als Arzt im Krankenhaus habe ich mich immer sehr an den hierarchischen Strukturen und der daraus entstehenden Anbiederung gegenüber Vorgesetzten gestört. Ich finde nicht, dass man in einem solchen Umfeld besser wird und so ein glückliches Team aufbauen kann. Für mich entsteht ein glückliches Team dann, wenn man sich für einander Zeit nimmt, authentisch bleibt und jeden einzelnen dazu ermutigt er oder sie selbst zu sein. Denn nichts kostet mehr Energie als sich zu verstellen. Bei Doctorflix bieten wir unseren Mitarbeitern ein Umfeld, indem sie sich fühlen können als würden sie mit Freunden zusammenarbeiten. So kommt die gute Stimmung fast von ganz allein.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Wir waren mit Doctorflix gerade zwei Wochen online und waren als Aussteller auf einem Ärztekongress vertreten. So neu auf dem Markt, waren wir total gespannt auf die Reaktionen der Kongressteilnehmer auf unsere Plattform und wussten nicht was uns erwarten würde. Die Rückmeldungen waren überragend: wir wurden überlaufen von Ärzten, die sich auf unserer Plattform anmelden und anderen Partnern, die mit uns kooperieren wollten. Ab dann wusste ich, Doctorflix klappt! An diesem Erlebnis halten Leopold und ich jeden Tag fest und es motiviert uns Doctorflix jeden Tag immer besser zu machen.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): Doctorflix