#Interview

“Durch die Wünsche unserer Kunden durften wir ungemein viel lernen”

Zunächst wollten Dennis Bauer und Hermann Frank mit HyperMesh Orte mit schlechtem Empfang - etwa Cafés - mit besserer Konnektivität auszustatten. Das Konzept ging nicht auf. Durch Gespräche mit Kundinnen und Kunden entstand aus HyperMesh dann das Unternehmen Gigs.
“Durch die Wünsche unserer Kunden durften wir ungemein viel lernen”
Mittwoch, 25. Januar 2023VonAlexander Hüsing

Das Berliner Startup Gigs, 2020 von Dennis Bauer und Hermann Frank als gegründet, fliegt trotz Millioneninvestment von Gradient, Crane Venture Partners, Speedinvest und Co. weiter extrem unter dem üblichen Szene-Radar! “Mit Gigs kann jedes Unternehmen schnell und einfach einen eigenen Mobilfunkanbieter starten, dadurch besser seine Kunden binden und schnell neue Umsatzquellen erschließen”, erklärt Gründer Dennis Bauer das Konzept von Gigs.

Anfangs war dies aber überhaupt nicht die Idee der Jungunternehmer. “Wir sind ursprünglich mit einer Firma namens HyperMesh gestartet, um Orte mit schlechtem Empfang – etwa Cafés – mit besserer Konnektivität auszustatten. Die Nachfrage war jedoch nicht so groß, wie wir uns erhofft hatten und so haben wir keine Voraussetzungen gesehen, ein wirklich großes Digital-Unternehmen bauen zu können. Gleichzeitig gab es aber von vielen Partnern immer wieder die Nachfrage, ob wir ihnen dabei helfen könnten, einen eigenen Mobilfunkanbieter ins Leben zu rufen. So ist die Idee zu Gigs entstanden”, sagt der Gigs-Gründer.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gigs-Gründer Dennis Bauer außerdem über Mobilfunktarife, Hypothesen und Bedürfnisse.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Gigs erklären?
Mit Gigs kann jedes Unternehmen schnell und einfach einen eigenen Mobilfunkanbieter starten, dadurch besser seine Kunden binden und schnell neue Umsatzquellen erschließen.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Wir sind ursprünglich mit einer Firma namens HyperMesh gestartet, um Orte mit schlechtem Empfang – etwa Cafés – mit besserer Konnektivität auszustatten. Die Nachfrage war jedoch nicht so groß, wie wir uns erhofft hatten und so haben wir keine Voraussetzungen gesehen, ein wirklich großes Digital-Unternehmen bauen zu können. Gleichzeitig gab es aber von vielen Partnern immer wieder die Nachfrage, ob wir ihnen dabei helfen könnten, einen eigenen Mobilfunkanbieter ins Leben zu rufen. So ist die Idee zu Gigs entstanden.

Wie ging es dann weiter?
Nachdem wir bei Hypermesh oft die Frage gestellt bekommen haben, ob wir Marken und Unternehmen dabei helfen könnten, einen eigenen Mobilfunkdienst zu starten, haben wir uns näher mit dem Thema auseinandergesetzt und festgestellt, wie viel Innovationspotenzial im Telekommunikationsmarkt steckt: Denn dass was AWS für Cloud-Computing oder Stripe für den Payments Markt gebaut hat, gab es im Telekommunikationsmarkt bisher nicht. Deswegen haben wir Gigs gegründet, die weltweit erste Telecom-as-a-Service Plattform, die Unternehmen mit nur fünf API Calls ermöglicht, einen Mobilfunkservice zu starten. Dabei bündeln wir die APIs unterschiedlicher Netzbetreiber wie AT&T, T-Mobile, Telefonica etc. in einer einzigen Schnittstelle. So können Unternehmen ihren eigenen Mobilfunkdienst starten und haben gleichzeitig volle Kontrolle über den Markenauftritt und die Preisgestaltung. Das ermöglicht ihnen, ihre KundInnen noch besser zu binden und neue Einnahmequellen auf Basis ihres bestehenden Kundenstamms zu erschließen. Von Neobanken, die neben ihren Kredit- oder Debitkarten auch eigene Handytarife anbieten, über Mitarbeiterverwaltungsplattformen, die es ihren Kunden ermöglichen, mit nur wenigen Klicks eigene Mobilfunkverträge an ihre Mitarbeiter auszugeben, bis hin zu Hardware-OEMs, die mit ihren Geräten gebündelte Handytarife anbieten, haben wir bisher eine große Nachfrage aus allen Branchen erfahren.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Vor Gigs mussten Unternehmen, die Mobilfunktarife anbieten wollten, monatelang Verträge mit Telekommunikationsanbietern aushandeln, Ausgaben in Millionenhöhe tätigen, sich mühsam in deren Netzwerke integrieren und eigene Software entwickeln, um ihren NutzerInnen Handytarife anbieten zu können. Diese Hürde ist für die meisten Unternehmen unüberwindbar und ein Hemmschuh für Innovation in einer Zeit, in der Konnektivität wichtiger denn je ist. Mit Gigs sind Unternehmen nun in der Lage, in jedem Markt, in dem sie tätig sind, Mobilfunktarife innerhalb weniger Tage anzubieten. Dabei verdienen wir einerseits an der Bereitstellung unserer API, unseres Whitelabel Produkts Gigs Connect und Gigs Dashboard, dem Admin Cockpit eines jeden Kunden. Andererseits kaufen wir Gigabytes, Telefonie und SMS in großen Mengen von unseren Netzbetreibern zu Preisen, die keiner unserer Kunden einzeln von Netzbetreibern erhalten könnte. Wir können dann unsere eigenen Tarife mit unseren eigenen Preisen strukturieren und maßgeschneiderte Pakete erstellen, je nach den Bedürfnissen unserer Kunden. Unsere Kunden können so ihren Endkunden wiederum marktübliche Tarife anbieten und verdienen dabei an einer attraktiven Marge.

Zuletzt konntet ihr 20 Millionen einsammeln. Wofür braucht ihr so viel Geld?
Mit unserer Series A Finanzierungsrunde, in der unter anderem Google, YC Continuity, Dara Khosrowshahi, CEO von Uber, und viele weitere bekannte Investoren und Business Angels investierten, erweitern wir aktuell das Team und bauen unsere technische Infrastruktur weiter aus, um die schnell wachsende Nachfrage aus unterschiedlichsten Bereichen bedienen zu können.

Wie hat sich Gigs seit der Gründung entwickelt?
Ende 2021 waren wir noch 11 Mitarbeiter . mittlerweile sind wir über 50. Wir haben inzwischen eine zweistellige Anzahl an Kunden aus unterschiedlichsten Bereichen und wachsen derzeit rasant. Wie viel Umsatz wir gegenwärtig erzielen, kommunizieren wir nicht.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Richtig schief ist eigentlich nichts gegangen, aber es war für uns ungemein hilfreich, dass wir ursprünglich mit HyperMesh gestartet sind und durch die Anforderungen und Wünsche unserer Kunden ungemein viel lernen durften, um aus diesen Erfahrungen heraus Gigs zu gründen.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht? 
Für uns ist es super spannend zu sehen, dass wir einen sehr großen Product-Market-Fit haben und sich dadurch diverse Hypothesen bewahrheitet haben: Zunächst sind wir im Kinder Smartwatch Bereich extrem schnell gewachsen, haben aber schnell die Erweiterung in andere Bereiche wie Neobanking, eCommerce, Employee Management oder der Creator Economy erfolgreich vorangetrieben. Bei allem Erfolg, den wir als Pionier im Bereich Telecom-as-a-Service haben, ist es für uns aber enorm wichtig, bescheiden zu bleiben und weiterhin eng mit unseren KundInnen und Netzbetreibern zu arbeiten, um eine große Tech-Infrastructure-Plattform im Telekommunikationsmarkt zu bauen.

Wo steht Gigs in einem Jahr?
Ziel ist es, im kommenden Jahr mit unseren Produkten weiterhin in existierenden und neuen Branchen zu expandieren und unsere technische Plattform weiter auszubauen. Alles weitere ergibt sich dann von selbst.

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Foto (oben): Gigs

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.