#Interview

“Transaktionen mit Geldkoffer sind ein absolutes No Go”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Mein Morgen startet langsam. Ich kann nicht Knall auf Fall aus dem Bett und der Haustür fallen. Wenn der Tag ohne Frühstück startet, ist es kein guter Tag für mich", sagt Stella-Oriana Strüfing, Gründerin von Laori.
“Transaktionen mit Geldkoffer sind ein absolutes No Go”
Freitag, 6. Januar 2023VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Stella-Oriana Strüfing, Gründerin von Laori. Das Berliner Food-Startup setzt auf alkoholfreien Gin.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Mein Morgen startet langsam. Ich kann nicht Knall auf Fall aus dem Bett und der Haustür fallen. Wenn der Tag ohne Frühstück startet, ist es kein guter Tag für mich. Also heißt es aufstehen und fertig machen. Dann kommt erstmal ein langes Frühstück. Gesund muss es sein mit viel Obst und Nüssen. Der obligatorische Kaffee und ein großes Glas Wasser darf natürlich nicht fehlen. Währenddessen checke ich schon mal ein paar Mails und beantworte Nachrichten. Das mit den Nachrichten ist aber nicht mein idealer Morgen. Das trainiere ich mir gerade wieder ab. Ideal wäre es, einfach in Ruhe zu frühstücken und Musik zu hören. Anschließend meditiere ich 15 Minuten und je nach Tagesform schreibe ich noch ein paar Sätze in mein Journal, um meine Gedanken zu sortieren.

Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Bewegung hilft mir abzuschalten und meine Gedanken ruhigzustellen. Ich gehe entweder spazieren, mache Sport oder Yoga. An richtig guten Tagen schalte ich einfach mein Handy aus und mache es erst am nächsten Tag an. Spoiler: Das Handy muss nicht der Wecker sein und Musik kann man über den Laptop steuern.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Für mich sind das zwei Dinge. Die Erkenntnis, dass die ersten zwei Jahre der Gründung leicht und einfach sind und fast spielerisch von der Hand gehen können. Erst ab Jahr drei wird es so richtig kompliziert. Das ist aber eine sehr individuelle Erfahrung und hängt sehr davon ab, wie genau du weißt, auf was du dich einlässt.
Das zweite ist, wie sehr Gründen von den Menschen abhängt, mit denen man zusammenarbeitet. Damit meine ich nicht gute Geschäftsbeziehungen zu halten und zu Kunden nett zu sein. Sondern das Team, mit dem man jeden Tag verbringt, an guten und schlechten Tagen. Wie sehr alles davon abhängt, wie schnell man in der Lage ist, sein Team weiterzuentwickeln. Die Floskel “Das Team ist nur so stark wie das schwächste Glied” hat schon sehr viel Wahrheit.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Für mich persönlich war die größte Hürde die Entscheidung zu treffen, den Sprung in die Gründung zu wagen. Der Schritt zu sagen, ich mache das jetzt. Alles andere danach ist dann eher Neugier. Mal will das nächste Level noch freischalten und Dinge weiterentwickeln.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Mein größter Fehler war, nicht schnell genug Leute einzustellen. Manchmal hat man so viel auf dem Tisch, dass man überhaupt nicht dazu kommt, Einstellungsprozesse anzustoßen und schneller jemanden zu haben, der einem Arbeit abnimmt. Hier hilft es, solche Aufgaben schneller nach vorne zu priorisieren.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Was für uns gut funktioniert, ist über Empfehlungen aus unserem Netzwerk, über unseren Kundennewsletter und über unsere Website zu gehen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass manche Senior-Mitarbeiter:innen in immer dem gleichen Bereich sich nicht aktiv bewerben. Da geht es dann rein über Empfehlung und aktive Ansprache von unserer Seite.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Fokus, Fokus, Fokus! Du kannst nicht alles machen. Daher lege einen starken Fokus und konzentriere dich darauf. Lehne alles andere radikal ab. Nur so kannst du deine Ressourcen effizient einsetzen und schnell wachsen. Wenn du Angst hast, den falschen Fokus zu setzen und Opportunitäten zu verpassen, dann setze dir einen Zeitrahmen von 3 oder 6 Monaten, wie lange du den Fokus hältst. Danach kannst du evaluieren und deine Strategie anpassen.

Ohne welches externes Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Wir nutzen für alles irgendwelche Tools, die uns sehr viel Arbeit abnehmen und uns ermöglichen, mit wenigen Leuten Großes zu leisten. Das Wichtigste ist unser Warenwirtschaftssystem Xentral zur Auftragsabwicklung und Shopify, mit dem wir mit einfachen Mitteln einen super Shop haben.

Wie sorgt ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Essen und gute Drinks helfen immer. Das liegt wohl in der Natur der Sache. Im Alltag sind es dann die kleinen Sachen. Ein Spaziergang um den Block, wenn jemand down ist oder es gerade nicht so gut läuft, ein Kaffee außerhalb des Büros und schauen, wo man unterstützen kann. Für die größeren Themen, wo es richtig etwas zu feiern gibt, probieren wir gerne ein neues Restaurant aus. Gerade haben wir neu eingeführt, dass jedes Teammitglied abwechselnd ein Teamevent organisiert. Das ist mega cool, weil Teammitglieder ihr Wissen weitergeben, wir ungeahnte Hobbies oder Talente entdecken und wir als Team unseren Horizont erweitern und Neues lernen. Von einer Sensorik Schokoladenverkostung bis zum 5km Teamlauf war schon einiges dabei.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Wir haben im letzten Jahr, die größte Kundenanfrage für Laori jemals bekommen. Die Absatzmenge und damit verbundene Summe war so absurd hoch, dass wir mehrfach geprüft haben, ob das alles mit rechten Dingen zugehen kann. Die Dealsumme war so hoch, dass man es nicht einfach abtun konnte. Man weiß ja nie, ob es echt ist. Das Unternehmen existierte, die Menschen dafür auch, im Internet gab es einige Infos dazu und wir haben die Kunden ausgefragt. Es passte erstmal alles. Das einzige Komische war, dass der Kunde keine Onlinemeetings in Zeiten der Pandemie machen wollte. Argument: Sie sind oldschool. Der Kunde wollte, dass wir für die Vertragsverhandlung nach Italien fliegen. Klingt erstmal komisch und wir haben hin und her überlegt. Am Ende weißt du erst, ob das ein echter Deal ist, wenn du den Menschen in die Augen schaust. Wir sind also geflogen. Innerhalb von Minuten war klar, Transaktionen mit Geldkoffer sind ein absolutes No Go und kein Zeichen sauberer Geschäftspraktiken. Wir haben uns dann einen schönen Tag in Italien gemacht.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): Laori