#Interview

“Unser Wochenbudget hatten wir innerhalb einer Stunde ausgegeben”

Mit Küchenheld verkaufen Love Erik Edquist und Ivo Wissler Küchen über das Internet. "Der durchschnittliche Wert einer Küche liegt heute bei über 20.000 Euro", sagt Gründer Edquist. Derzeit erwirtschaftet das Unternehmen, 2018 gegründet, pro Jahr einen zweistelligen Millionenumsatz.
“Unser Wochenbudget hatten wir innerhalb einer Stunde ausgegeben”
Mittwoch, 4. Januar 2023VonAlexander Hüsing

Das junge Mainzer Unternehmen Küchenheld, 2018 von Love Erik Edquist und Ivo Wissler gegründet, positioniert sich als “moderne Art von Küchenstudio”. “Bei uns startet die Reise zur neuen Küche ganz bequem auf dem Sofa. Bei uns hat man die Wahl, die Küche ganz einfach zuhause über das Internet zusammenzustellen und Materialbeispiele nach Hause liefern zu lassen oder sie vor Ort in einem unserer Studios anzusehen – oder diese Möglichkeiten miteinander zu kombinieren”, sagt Gründer Edquist zum Konzept.

Derzeit erwirtschaftet das Unternehmen pro Jahr einen zweistelligen Millionenumsatz. “Wir haben 2019 unsere ersten Küchen verkauft. Seitdem ist es uns gelungen, den durchschnittlichen Küchenverkaufswert jedes Jahr zu steigern. Der durchschnittliche Wert einer Küchenheld-Küche liegt heute bei über 20.000 Euro. Mit dem Küchenheld-Angebot sprechen wir also KundInnen an, die hochwertige Küchenträume realisieren wollen. Den Gesamtumsatz haben wir jedes Jahr mehr als verdreifacht”, führt Edquist aus.

Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen die Küchenheld-Gründer Love Erik Edquist und Ivo Wissler außerdem über Fairness, Logistik und Prozesse.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Küchenheld erklären?
Edquist: Wenn man eine Küche auf traditionelle Weise kaufen möchte, muss man oft mit langen Wartezeiten für Beratungstermine im Küchenstudio mit unklaren Preisen und unglaubwürdigen Rabatten rechnen. Wir bei Küchenheld bieten hier einen anderen Ansatz: Bei uns startet die Reise zur neuen Küche ganz bequem auf dem Sofa. Bei uns hat man die Wahl, die Küche ganz einfach zuhause über das Internet zusammenzustellen und Materialbeispiele nach Hause liefern zu lassen oder sie vor Ort in einem unserer Studios anzusehen – oder diese Möglichkeiten miteinander zu kombinieren. Dabei ist uns Kostentransparenz zu jedem Zeitpunkt besonders wichtig.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Edquist: Das Konzept von Küchenheld war von Anfang an, den angestaubten Küchenkauf zu modernisieren und unseren KundInnen mehr Fairness und Transparenz zu bieten. Wir wollen das traditionelle Geschäft der Küchenstudios von der Planung bis zum Aufbau vor Ort in die digitale Zukunft transformieren. Unser Konzept haben wir über die letzten Jahre immer weiterentwickelt. So bieten wir unseren KundInnen zum Beispiel seit circa einem Jahr einen digitalen Anmeldebereich an, in dem sie Inspirationen sammeln, den genauen Fortschritt ihrer Küchenplanung verfolgen und Feedback an unser Küchenheld-Planungsteam geben können.

Wie genau funktioniert denn Euer Geschäftsmodell?
Wissler: Bei Küchenheld bekommen KundInnen alles aus einer Hand. Das bedeutet, wir planen, bestellen und montieren die Küchen, sodass für die KundInnen kein weiterer Aufwand besteht. Die Montage und Logistik erfolgen über das bewährte Küchenheld-Netzwerk mit erfahrenen SpezialistInnen – und immer auch mit dem Ziel der Nachhaltigkeit.

Wie ist überhaupt die Idee zu Küchenheld entstanden?
Wissler: Love hatte 2018 eine neue Küche gekauft und musste sich durch einen komplizierten und frustrierenden Prozess quälen. Ich habe zu diesem Zeitpunkt schon mit einem unserer Business Angels den Küchenmarkt betrachtet. In einem Gespräch mit einem unserer Gesellschafter, ebenfalls ein Küchenhändler, wurden der Ist-Zustand und die Prozesse analysiert – und optimiert. Aus den resultierenden Erkenntnissen entwickelten wir gemeinsam die Vision für Küchenheld.

Wie hat sich Küchenheld seit der Gründung entwickelt?
Edquist: Wir haben 2019 unsere ersten Küchen verkauft. Seitdem ist es uns gelungen, den durchschnittlichen Küchenverkaufswert jedes Jahr zu steigern. Der durchschnittliche Wert einer Küchenheld-Küche liegt heute bei über 20.000 Euro. Das ist doppelt so hoch wie die deutsche Durchschnittsküche. Mit dem Küchenheld-Angebot sprechen wir also KundInnen an, die hochwertige Küchenträume realisieren wollen. Den Gesamtumsatz haben wir jedes Jahr mehr als verdreifacht. Er liegt inzwischen bei einem zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr. Aktuell liegt unser Fokus auf der weiteren Optimierung unserer Prozesse. Darin sehen wir unsere größte Aufgabe in den kommenden Monaten.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Wissler: Oh, da gibt es so einige Geschichten. Am Anfang haben wir zum Beispiel bei unserer Suchmaschinenwerbung eine Einstellung zur räumlichen Begrenzung unserer Ads falsch gesetzt. Unser Wochenbudget hatten wir dann innerhalb einer Stunde ausgegeben – dadurch wurde unsere Werbung auf der ganzen Welt ausgespielt und hat somit natürlich wenig gebracht.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wissler: Küchenheld hat von Anfang an auf die Zusammenarbeit mit hochwertigen Herstellern gesetzt: Gaggenau, Miele, Bora, Bosch, Siemens und Küchenhersteller wie Next125, Schüller oder Häcker. Das hat sich als die richtige Wahl herausgestellt. Unser KundInnen bevorzugen Qualität und bekannte Marken.

Euer Firmensitz ist Mainz. Ist das nun ein Vor- oder ein Nachteil?
Edquist: Der Firmensitz in Mainz ist historisch begründet. Inzwischen haben wir an allen Küchenheld-Standorten in Berlin, Hamburg, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Freiburg, Leipzig und München Verkaufs- und Büroflächen. Unsere Teams sind dezentral aufgestellt und wir haben an allen Standorten einen guten crossfunktionalen Austausch zwischen Marketing, Sales, Planung und Fulfillment. Das digitales Geschäftsmodell von Küchenheld ermöglicht es uns, erfahrene Profis und Verkaufstalente deutschlandweit zu beschäftigen, da viele dieser ExpertInnen remote arbeiten. Das bedeutet definitiv zusätzliche Vorteile, zum Beispiel in der Beratungsqualität, die unseren KundInnen zugutekommen.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer;innen mit auf den Weg?
Edquist: Fokussieren statt verlieren – am Anfang war die Versuchung groß, möglichst schnell neue Standorte aufzubauen, andere KundInnengruppen anzusprechen oder auch immer wieder neue Produkte ins Portfolio aufzunehmen. Es hat sich dann aber bewährt, etwas langsamer zu wachsen und dafür ein durchdachtes, nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln.

Wo steht Küchenheld in einem Jahr?
Wissler: In einem Jahr werden wir unsere einzelnen Standorte weiter ausgebaut und unser digitales Serviceangebot ausgeweitet haben. Damit bleibt Küchenheld die erste Wahl für zeitgemäße KundInnen, die hochwertige Einbauküchen suchen.

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Foto (oben): Küchenheld

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.