#Interview

“Wir haben als klassische Programmierbude begonnen”

Bei Yona dreht sich alles um Augmented Reality (AR). "Mit Yona wollten wir von Anfang an AR sinnvoll einsetzen. Und gleichzeitig die Möglichkeit schaffen, dass jedes Unternehmen AR-Kampagnen erstellen kann. Dabei ist die Idee entstanden, eine Basislösung zu entwickeln", sagt Gründer Aaron von Lüpke.
“Wir haben als klassische Programmierbude begonnen”
Mittwoch, 7. Dezember 2022VonAlexander Hüsing

Das Kölner Startup Yona, 2019 von Aaron von Lüpke, Urs Pospischil und Mel Richter gegründet, setzt auf Augmented Reality. “Seit unserer Gründung haben wir eine starke Entwicklung gemacht. Wir hatten mit Yona die Vision von einer AR-Basislösung und haben uns damit dann auf die größten Innovationsstipendien in Deutschland beworben: Das EXIST- und NRW-Gründerstipendium”, berichtet Gründer von Lüpke.

Der Weg dahin aber nicht immer einfach! “Ein Startup aufzubauen, bedeutet immer auch zeitweise finanziell sehr unsicher aufgestellt zu sein, was für einen persönlich natürlich von Anfang an ein hohes Risiko bedeutet. Das war uns aber auch bewusst. Jedoch erinnere ich mich genau an unseren größten Rückschlag direkt am Anfang. Und zwar wurde unser erster Antrag für das EXIST-Gründungsstipendium damals abgelehnt. Zum Glück konnte diesen Antrag noch einmal korrigiert werden”, sagt der Yona-Macher.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht von Lüpke außerdem über Abschlussarbeiten, Zusammenhalt und Büroflächen.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Yona erklären?
Yona ist eine Augmented Reality-App. Augmented Reality (AR) bedeutet so viel wie die “erweiterte Realität”, die es möglich macht, die analoge Welt mit digitalen Inhalten zu ergänzen. In der analogen Welt können Objekte, wie Möbel, Stadtpläne oder auch Maschinen durch Videos, 3D-Objekte oder ähnliches erweitert werden. So kann z. B. dein neues Sofa schon vor dem Kauf in 3D im Raum platziert werden. Zu sehen sind diese AR-Inhalte dann über die App auf dem Smartphone, indem die analogen Objekte gescannt werden. Wir sind damit die einzige Lösung am Markt, die es jedem Unternehmen ermöglicht, AR zu nutzen. Oder wie wir es einfach ausdrücken würden: Wir haben eine Plattform erschaffen, die AR-Projekte so einfach umsetzbar macht, wie eine Instagram-Story.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Wir haben als klassische Programmierbude begonnen, die eigene Apps für Unternehmen im AR- und VR-Bereich entwickelt hat. Dabei haben wir gemerkt, dass wir Augmented Reality für jede Branche und jedes Unternehmen ermöglichen wollen und haben deshalb anschließend eine Basislösung entwickelt: die Yona-App. Unser Konzept hat sich aber mit Blick auf die Märkte, die wir ansprechen, verändert und vor allem entwickelt. Wir haben unser App anfangs besonders bei Messeveranstaltern gesehen, durch Corona mussten wir uns letztendlich umorientieren. Dadurch sind wir aber auch auf die Potentiale im Tourismus, Marketing und bei Einarbeitungs- und Lernprozessen gestoßen, bei letzterem sprechen wir mittlerweile von Educational AR. Wir sind aber auch froh darüber, AR-Inhalte branchenübergreifend anbieten zu können.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Unser Geschäftsmodell ist ganz einfach: Wir verdienen daran, dass Unternehmen AR-Kampagnen bei uns buchen, wir diese entwickeln und anschließend auf unserer App ausspielen und bereitstellen. Wir können außerdem dabei unterstützen, die Inhalte – etwa Imagevideos, 360-Grad-Aufnahmen – für die AR-Kampagnen zu erstellen. Nach der AR-Entwicklung sind die Inhalte für einen beliebigen Zeitraum in unserer App verfügbar und können nach Bedarf flexibel ausgetauscht oder verlängert werden.

Wie ist überhaupt die Idee zu Yona entstanden?
Unsere ersten Projekte waren eine VR-App für Bayer und eine AR-App für den Autohersteller Ford im Rahmen der Caravan Salon Messe. Diese Apps kamen so gut an, dass wir im Anschluss der Messe viele Anfragen erhalten haben. Allerdings ist die Programmierung einer eigenen App sehr kostspielig. Uns ist gleichzeitig aufgefallen, wie viel Potential das Thema Augmented Reality für jedes Unternehmen aus allen Bereichen hat. Bisher wurde AR oft nur als Spielerei verwendet, was wir ändern wollten. Mit Yona wollten wir von Anfang an AR sinnvoll einsetzen und der Technik einen richtigen Nutzen verleihen. Und gleichzeitig wollten wir die Möglichkeit schaffen, dass jedes Unternehmen AR-Kampagnen unabhängig von Größe und Budget erstellen kann. Dabei ist dann die Idee entstanden, eine Basislösung wie die Yona-App zu entwickeln. Sie ermöglicht eine schnelle Ausspielung für kostengünstige Projekte und bietet trotzdem auch Raum für komplexe und aufwendige Projekte.

Wie hat sich Yona seit der Gründung entwickelt?
Seit unserer Gründung haben wir eine starke Entwicklung gemacht. Wir hatten mit Yona die Vision von einer AR-Basislösung und haben uns damit dann auf die größten Innovationsstipendien in Deutschland beworben: Das EXIST- und NRW-Gründerstipendium. Diese haben wir 2020 auch erhalten und damit unser Unternehmen gegründet. Seitdem sind wir vom Drei-Personen-Gründerteam zu einem starken 15-Personen-Team herangewachsen, das sich aus Grafiker*innen, Entwicklern, Projektmanagern und Vertrieblern zusammensetzt. Dadurch konnten wir in den letzten vier Jahren einen Umsatz von über 400.000 Euro erzielen und sind gerade auf der Suche nach unserem nächsten Investment. Auch der Kundenstamm hat sich in der Zeit aufgebaut und wir sind stolz, dass wir mittlerweile ein breites Portfolio aufweisen können und zum Beispiel schon mit der Uniklinik Köln, TH Köln, Intel, ReWalk Robotics oder innerhalb eines internationalen Wettbwerbs mit der Telekom zusammenarbeiten durften.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Ein Startup aufzubauen, bedeutet immer auch zeitweise finanziell sehr unsicher aufgestellt zu sein, was für einen persönlich natürlich von Anfang an ein hohes Risiko bedeutet. Das war uns aber auch bewusst. Jedoch erinnere ich mich genau an unseren größten Rückschlag direkt am Anfang. Und zwar wurde unser erster Antrag für das EXIST-Gründungsstipendium damals abgelehnt. In diesen Antrag sind viele Monate Vorbereitung und Arbeit geflossen. Dass wir dann trotzdem abgelehnt wurden, hat uns damals hart getroffen. Unsere Existenz stand auf dem Spiel, denn wir haben bis dahin kein Einkommen erzielt und waren auf das Stipendium angewiesen. Zum Glück konnte diesen Antrag noch einmal korrigiert werden. Also haben wir unser Konzept komplett überarbeitet und im zweiten Anlauf eine Zusage erhalten. Denn ohne dieses Stipendium würden wir und unser Unternehmen wahrscheinlich heute nicht hier stehen.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir sind besonders glücklich mit unserem Team. Viele Mitarbeitende haben bei uns als Studierende begonnen, ihre Abschlussarbeit bei uns geschrieben und konnten danach direkt übernommen werden. Auch bei der Suche nach Partnern und Investoren haben wir meiner Meinung nach vieles richtig gemacht, indem wir starke Unternehmen für uns gewinnen konnten. Außerdem sind wir stolz darauf, dass wir auf so einem innovativen und schnellentwickelnden Markt mit der Yona-App und unseren Ideen herausstechen, denn eine Lösung wie unsere gibt es noch nicht.

Wo steht Yona in einem Jahr?
Ich hoffe, wir können unser Team weiter aufbauen und in einem Jahr vielleicht von 15 auf 20 Mitarbeitende wachsen. Momentan stehen auch neue Investmentrunden an, die bis dahin abgeschlossen sein sollten. Und wir arbeiten gerade an einer Self-Service-Plattform, welche uns zu einem Software as a Service (SaaS)-Anbieter macht. So können Kampagnen ganz selbstständig von Unternehmen erstellt werden und wir können uns so hoffentlich auch einen Namen in anderen deutschsprachigen Ländern machen.

Reden wir zudem noch über Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Meiner Meinung nach ist die Gründerregion Köln ideal, um ein Startup aufzubauen. Nordrhein-Westfalen investiert mittlerweile sehr viel in die Startup-Szene und bietet großartige Förderungen an, auch neben dem NRW-Gründerstipendium. Dazu gibt es viele Beratungsstellen – Gateways der Hochschulen oder IHK. Und wie so häufig in Köln gibt es hier einen guten Zusammenhalt unter den Startups. Man tauscht sich aus, arbeitet nicht gegeneinander und baut sich so ein großes Netzwerk auf, auf das man bei Fragen oder Unsicherheiten zurückkommen kann.

Was ist in Köln einfacher als in Berlin – und umgekehrt?
Deshalb glaube ich, dass es in Köln einfacher ist, sich auszutauschen und Hilfe zu bekommen. Die Startup-Szene ist überschaubarer und man kommt schneller in den Kontakt. Ich kann mir vorstellen, dass man in Berlin schneller in der Masse untergehen kann. Auf der anderen Seite sehe ich in Berlin den großen Vorteil der internationalen Vernetzung, es ist viel los und man hat mehr Möglichkeiten. Deshalb sollte auch jedes Startup mal Berlin einen Besuch abstatten.

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Wenn ich drei Wünsche frei hätte, wären das wohl folgende: Eine einfachere Beantragung von Förderungen. Die häufig aufwendigen und bürokratischen Bewerbungsprozesse machen es für Startups schwierig, denn es muss oft viel Zeit und Arbeit reingesteckt werden. Außerdem kann es nie genug Förderungen geben, die neue Gründer und Gründerinnen hervorbringen.
Mehr Möglichkeiten für Arbeitsplätze: Es gibt zwar schon viele Büroflächen, aber in Köln sind diese oft sehr teuer, sodass sich Startups diese anfangs oft nicht leisten können.
Kostengünstige Messestände: Köln als einer der wichtigsten Messestandorte gibt viele Möglichkeiten, allerdings haben wir oft die Erfahrung gemacht, dass es sehr schwierig ist, sich in der Anfangsphase Messestände leisten zu können. Der Stellplatz Aufbau des Standes sind sehr teuer. Auch für Speaker-Möglichkeiten sollte es noch mehr Auswahl geben. So bekommen die Startups auch außerhalb des Startup-Kosmos eine Plattform, um dann auch wirklich die gewünschte Zielgruppe erreichen zu können.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründer:innen, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

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Foto (oben): Yona

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.