#Interview

“Ich hätte in bestimmten Situationen öfter auf mein Bauchgefühl hören sollen”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Ich kann immer wieder nur dazu raten, keine 'Mitläufer' oder 'Ja-Sager'' ins Team zu holen. Diversität und starke Persönlichkeiten machen das Team stark", empfiehlt Jürgen Hase, Gründer von P-ton.
“Ich hätte in bestimmten Situationen öfter auf mein Bauchgefühl hören sollen”
Freitag, 2. Dezember 2022VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Jürgen Hase, Gründer von P-ton, einem Company Builder aus Bielefeld.

Wie startest du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Ich bin ein Frühaufsteher und somit direkt nach dem Aufstehen online oder im Büro. Morgens bin ich am kreativsten, diese Zeit nutze ich, um den Arbeitstag zu gestalten. Neben dem Daily Business ist es mir dabei wichtig, das persönliche und berufliche Netzwerk zu pflegen. Sei es ein kleiner Geburtstagsgruß oder ein kurzes Hallo, um sich mal wieder upzudaten. Das Gleiche gilt natürlich auch für den Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen. Einfach morgens mal kurz rumgehen, “Hallo” sagen und ernsthaft nach dem Wohlbefinden fragen. Ansonsten gilt: den Arbeitstag priorisieren, was wirklich wichtig ist und was Prio B hat.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Freunde treffen, Kultur genießen, Musik hören, gemeinsam Kochen, gut essen gehen – alles was Spaß macht. Es kann auch gerne mal ein interessanter Gedankenaustausch zu den großen Themen dieser Welt sein, das inspiriert mich. Oder etwas Sport zum Dampf ablassen.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Ich habe in Vergangenheit bereits in Indien Start-ups gegründet, wo die Kultur natürlich eine völlig andere ist. Da war ich sicherlich oftmals zu blauäugig. Generell glaube ich aber, dass Überraschungen etwas Positives haben und man nicht alles vorher wissen muss. Wir lernen dazu, wir lernen, wie man mit unerwarteten Situationen umgeht. Von daher bin ich immer wieder froh, Unerwartetes zu erleben, auch wenn diese Situationen nicht immer positiv sind.

Was waren die größten Fehler, die du bisher gemacht hast – und was hast du aus diesen gelernt?
Ich hätte in bestimmten Situationen öfter auf mein Bauchgefühl hören sollen. Entscheidungen werden oftmals getroffen, indem man Daten und Fakten analysiert. Ist alles positiv und jeder Parameter sagt einem zu, dann stellt man beispielsweise eine bestimmte Person ein oder geht einen bestimmten Weg. Und dennoch gibt es manchmal dieses Bauchgefühl, das einem sagt, dass man es besser nicht tun sollte. Heute würde ich sagen, dieser Punkt ist nicht unterzubewerten, ganz im Gegenteil.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Am besten klappt das über Empfehlungen aus dem persönlichen Netzwerk. Ich kann immer wieder nur dazu raten, keine “Mitläufer” oder “Ja-Sager” ins Team zu holen. Diversität und starke Persönlichkeiten machen das Team stark. Kritische Fragen sind ein Muss, nur so kann das Ergebnis bestmöglich werden.

Welchen Tipp hast du für andere Gründer:innen?
Alles ist möglich. Es gibt immer wieder Externe, die einem sagen, dass das so nicht geht, dass man branchenfremd ist und sowieso keine Ahnung hat. Ich stimme dem nicht zu: Es gibt meines Erachtens nichts, was grundsätzlich nicht funktioniert. Ein weiterer Tipp ist, keine Angst vor großen Namen zu haben. Einfach mal anschreiben oder anrufen. Es gibt nichts zu verlieren.

Ohne welches externe Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
No Internet, no Company – alles andere geht immer irgendwie. Zudem haben wir sehr gute Erfahrungen in der kreativen Zusammenarbeit mit “Miro” gemacht. Auch “Hubspot” ist zu einem essenziellen Tool geworden, mit dem wir unser Netzwerk in unsere Arbeit einbinden, und natürlich “Google Meet”, da unser Team weltweit verteilt ist.

Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Gemeinsame Erlebnisse schaffen, auch mal einen verrückten Moment genießen. Arbeit sollte ein Hobby sein, dann kommen die besten Ergebnisse. Und, ganz banal: Wenn sich das Kern-Team im Büro in Bielefeld trifft, ist die Pizza obligatorisch.

Was war dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Davon gibt es unendlich viele. Ich habe sie fast alle aufgeschrieben und werde sie vielleicht einmal in einem Buch veröffentlichen. Investorengespräche mit Scheichs, die keine waren und irritierende Treffen mit Investoren in italienischen Cafes sind nur einige davon…

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): P-ton