#Interview

“Wir hatten bisher extremes Glück und konnten ein tolles Team aufbauen”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Man lebt in seiner Bubble und stellt schnell Hypothesen auf, die sich oft als falsch herausstellen. Wir haben schnell gelernt, dass man diese Hypothesen besser mit Daten validiert, bevor man an die Umsetzung geht", resümiert Timon Beutel von StrollMe aus seiner Gründererfahrung.
“Wir hatten bisher extremes Glück und konnten ein tolles Team aufbauen”
Freitag, 25. November 2022VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Timon Beutel der zusammen mit Sebastian Reichelt StrollMe gegründet hat. Das Münchener Startup ist ein Abo-Anbieter für Kindermobilität.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
In der Regel damit, dass ich meinen Sohn Emil mit dem Lastenrad in die Kita bringe. Auf dem Rückweg wird dann im Kopf schonmal der Tag strukturiert. Im Büro gibts erstmal Kaffee und E-Mails werden beantwortet. Dann werden kurz die Tickets aus dem Customer Support Team überflogen, ob irgendwo Hilfe benötigt wird. Danach stehen an den Vormittagen meistens Calls an.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Meistens steht nach der “Arbeit” erstmal Care-Arbeit an. Mit den Kindern auf den Spielplatz, Einkaufen, Familienalltag eben. Das verdrängt die Arbeit meistens recht schnell. So richtig Feierabend gibt’s aber selten, sobald die Kinder im Bett sind, gibt’s meistens noch Themen die durchdacht oder besprochen werden. Da aber weder Sebastian noch ich StrollMe als “Arbeit” (zumindest meistens) sehen, ist das okay.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Wie schwer es sein kann, Familie und Gründen unter einen Hut zu bringen. Ich bin zwar schon lange selbstständig, sobald man aber ein Team hat, spürt man die Verantwortung noch einmal ganz anders. Hier ein Gleichgewicht zu finden, ist manchmal nicht ganz einfach und erfordert einiges an Disziplin.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Auf dem Weg zur Gründung gab es eigentlich kaum Hürden, da wir extrem Lean gegründet haben. Die Hürden kamen eigentlich erst nach der Gründung. Vor allem Covid und die damit eingehenden Lieferengpässe haben uns so manche schlaflose Nacht bereitet.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Auf das Bauchgefühl statt auf Daten zu vertrauen. Man lebt in seiner Bubble und stellt schnell Hypothesen auf, die sich oft als falsch herausstellen. Wir haben schnell gelernt, dass man diese Hypothesen besser mit Daten validiert, bevor man an die Umsetzung geht. Die meisten Sachen kann man mit einen schnellen Prototypen vertesten und so fundierte Entscheidungen treffen.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Wir hatten bisher extremes Glück und konnten ein tolles Team aufbauen. LinkedIn und vor allem das persönliche Netzwerk waren hier die Schlüssel.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Das Momentum der anfänglichen Begeisterung nutzen und schnell einen MVP bauen. Diese Motivation und die Leichtigkeit der ersten Monate kommt so nie wieder.

Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Durch unseren Best of Breed Ansatz gibt es eigentlich kein einzelnes Tool, ohne das wir nicht mehr existieren könnten. Mit Sicherheit hat uns die Subscription-Software Circuly aber einiges erleichtert.

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Wir sind Fully-Remote, daher versuchen wir durch regelmäßige Team-Events, für gute Stimmung und ein “Miteinander” zu sorgen. Hier müssen wir aber ganz klar noch besser werden. Ansonsten ist es uns wichtig, regelmäßige Feedback-Calls durchzuführen, um alle Bedürfnisse frühzeitig zu erkennen und reagieren zu können.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Wir sind Mitte 30 und haben Familie – wild wird es bei uns selten. Spannend war der Weg zu unserem allerersten Lieferanten Greentom, dem nachhaltigsten Kinderwagen der Welt. Als wir mit unserer Idee gestartet sind, war klar, dass wir unbedingt mit Greentom arbeiten wollen. Nachdem von dort aber nur Absagen gekommen sind, haben wir uns spontan 12h in den Zug gesetzt und sind nach Maastricht gefahren, um das Team dort persönlich zu überzeugen – es hat geklappt.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): StrollMe