#Interview

“Einer der neuen Investoren kam direkt auf uns zu”

ClimateTech ist gerade extrem angesagt. Das ClimateTech Ceezer bringt sich im Boomsegment als "B2B-Marktplatz für CO2-Zertifikate" in Stellung. Carbon Removal Partners, Norrsken VC und Picus Capital investierten kürzlich bereits 4,2 Millionen Euro in das junge Unternehmen.
“Einer der neuen Investoren kam direkt auf uns zu”
Freitag, 18. November 2022VonAlexander Hüsing

Das Berliner ClimateTech Ceezer, das 2021 von Magnus Drewelies, Hannes Nützmann und Carla Woydt gegründet wurde, positioniert sich als “B2B-Marktplatz für CO2-Zertifikate”. “In dem Markt, in dem wir aktiv sind und der aktuell sehr dynamisch ist, war es anfangs nicht einfach, von Seiten der Zulieferer ernst genommen zu werden. Man muss sich vorstellen, dass einige Spieler seit 20 Jahren im Geschäft sind und schon viele Ideen im Bereich CO2 haben kommen und gehen sehen”, sagt Gründerin Woydt zum Marktsegment.

Carbon Removal Partners, Norrsken VC und Altinvestor Picus Capital investierten kürzlich 4,2 Millionen Euro in Ceezer. “Einer der neuen Investoren kam direkt auf uns zu – sie hatten von uns gehört, fanden die Idee super und wollten sich treffen. Die anderen wurden uns ursprünglich von unseren bestehenden Investoren vorgestellt. Über regelmäßige Gespräche haben wir uns dann kennengelernt und – als wir soweit waren, eine Runde zu starten – hat es auf allen Seiten sehr gut gepasst”, sagt Ceezer-Macher Drewelies.

Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen Drewelies, Nützmann und Woydt außerdem über Biodiversität, Wachstumspläne und Marktabdeckung.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Ceezer erklären?
Drewelies: Wir sind ein Marktplatz, auf dem Unternehmen andere Unternehmen bezahlen können, CO2 verifiziert aus der Atmosphäre zu ziehen und somit ihren Fußabdruck zu verkleinern. Das ermöglichen wir Unternehmen weltweit und mit vielen Vorteilen wie dem Schutz von Biodiversität oder sozialen Benefits in Ländern, in denen Klimaschutzprojekte umgesetzt werden.

Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Woydt: Herausforderungen gibt es gerade am Anfang einer Gründung viele. In dem Markt, in dem wir aktiv sind und der aktuell sehr dynamisch ist, war es anfangs nicht einfach, von Seiten der Zulieferer ernst genommen zu werden. Man muss sich vorstellen, dass einige Spieler seit 20 Jahren im Geschäft sind und schon viele Ideen im Bereich CO2 haben kommen und gehen sehen. Plötzlich gibt es dann hunderte neue Unternehmen, viele ohne nennenswerte Erfahrung im Markt, und wollen Zeit und Ressourcen. Wir konnten durch die langjährige Expertise im Team und ein für Projektentwickler vorteilhaftes Modell überzeugen. Relativ schnell haben wir es so geschafft, eine breite Auswahl an Anbietern auf die Plattform zu holen und heute arbeiten wir mit vielen der größten Entwickler sehr eng zusammen.

Wo steht Ceezer derzeit, welche Zahlen, Daten und Fakten kannst Du mit uns teilen?
Drewelies: Wir sind vermutlich am ehesten als Start-up in der Seed Stage zu betrachten. Wir haben um die 80 Kunden, einige davon große, internationale Konzerne, denen wir bereits vollen Zugang zum Primärmarkt mit echten Transaktionen bieten. Dafür können wir jeden Tag mehrere Hunderttausend Tonnen negative Emissionen anbieten.

Kürzlich konntet ihr 4,2 Millionen einsammeln. Wie seid ihr mit Euren Investoren in Kontakt gekommen?
Drewelies: Unterschiedlich. Wir sprechen regelmäßig mit einer Auswahl an Investoren in Europa und den USA, um zu verstehen, wie sich aus der Investorensicht der Markt entwickelt, welche neuen Spieler es gibt und manchmal auch, um einen relevanten Kontakt durch sie zu erhalten. In der letzten Runde lief es dann “organisch”: Einer der neuen Investoren kam direkt auf uns zu – sie hatten von uns gehört, fanden die Idee super und wollten sich treffen. Die anderen wurden uns ursprünglich von unseren bestehenden Investoren vorgestellt. Über regelmäßige Gespräche haben wir uns dann kennengelernt und – als wir soweit waren, eine Runde zu starten – hat es auf allen Seiten sehr gut gepasst. Auch wenn es bei uns dieses Mal so gut geklappt hat, ist das sicher nicht die Regel – wir haben von vielen Gründerteams mitbekommen, dass die letzten Monate für Fundraising oft zäher und schwieriger waren als im Jahr zuvor.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Nützmann: Um den obigen Punkt aufzufassen – ich denke, stetiger Austausch in alle Richtungen ist wichtig, gerade am Anfang. Kaum ein Markt ist vollkommen neu, es gibt immer bereits andere Spieler und von allen kann man etwas lernen. Wir glauben fest daran, dass man neben Kunden auch dem Ökosystem, in dem man sich bewegt, Wert stiften muss. Sei es im Austausch mit Investoren wie bereits beschrieben, oder eben auch im Austausch mit Kunden, Zulieferern und manchmal auch Unternehmen, die möglicherweise in Zukunft im Wettbewerb stehen könnten. Das weiß man nicht immer zu 100 %. Am Ende sind wir aber überzeugt, dass man bei einer klaren Strategie und Linie durchaus auch was über den eigenen Tellerrand leisten kann. Gerade im freiwilligen CO2-Markt, in dem so viel Basisarbeit seitens der Regulatorik noch zu leisten ist, glauben wir immer daran, dass ein “seat at the table” hilfreich ist.

Wo steht Ceezer in einem Jahr?
Drewelies: Wir haben ganz klare Wachstumspläne bis in den kommenden Herbst, welche sowohl das von Ceezer gemanagte Volumen an hochqualitativen CO2 Credits und daraus abgeleitet unsere Umsätze angeht, aber auch bezüglich der Technologien und Methoden, die wir bis dahin Unternehmen einfach und schnell zugänglich machen wollen. Zudem ist unsere geografische Marktabdeckung aktuell sicher nicht die, die wir in einem Jahr haben werden. Aber dazu erzählen wir dann beizeiten mehr!

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): Ceezer

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.