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Trauer am Arbeitsplatz: Leitfaden für Startups

Stirbt ein Teammitglied eines Startups, trauert das ganze Unternehmen. Eine interne Trauerfeier ist eine tolle Möglichkeit, um Abschied zu nehmen. Bezieh das Team mit ein und klärt ab, wer sich hier aktiv mit einbringen möchten. Ein Gastbeitrag von Philip Pelgen.
Trauer am Arbeitsplatz: Leitfaden für Startups
Donnerstag, 18. August 2022VonTeam

Wie gehen wir damit um, wenn jemand aus unserem Startup einen geliebten Menschen verliert oder wenn sogar ein Teammitglied selbst verstirbt? Beides sind Szenarien, die sich niemand wünscht und die hoffentlich so gut wie nie passieren. Doch sollte es mal soweit kommen, kennst du jetzt diesen Artikel und kannst ihn als Orientierung für den Umgang mit dem Trauerfall nutzen.

“Meine Mutter hat Krebs” – Die Zeit vor einem Todesfall

Erfährst du, dass ein Familienmitglied von jemandem aus deinem Team eine schwere Krankheit hat, solltest du bereits handeln. In vielen Startups ist der Arbeitsalltag stressig und viele private Themen bleiben sowieso schon links liegen.

Kommt zu diesem Stress der Schicksalsschlag dazu, kann dies das Fass zum Überlaufen bringen und die Person psychisch und körperlich aus der Bahn werfen. Als CEO bist du in der Lage Unterstützung zu leisten und die schwierige Zeit etwas erträglicher zu machen. Du kannst anbieten bei Lohnfortzahlung die Stunden zu reduzieren oder länger frei geben. Die letzte Zeit miteinander ist sehr wertvoll und kostbar. Signalisiere deinem Teammitglied dein Verständnis und frage, was gerade gebraucht wird.

In unseren Trauergruppen haben sehr viele davon berichtet, dass sich ihr Chef erwartet hat, dass die Leistung weiterhin uneingeschränkt geliefert wird. Dies endete dann oft in langen Krankenscheinen und sehr unglücklichen MitarbeiterInnen.

Wenn plötzlich ein Angehöriger verstirbt

Tritt ein Trauerfall in der Familie ein, so kann die Reaktion deines Teammitglieds ganz unterschiedlich ausfallen. Manche bitten direkt um Urlaub oder melden sich krank, andere möchten sich mit Arbeit ablenken und wieder andere kommen zwar, haben aber eigentlich keinen Kopf mehr für die Arbeit.

Du kannst hier proaktiv werden und signalisieren, dass es total in Ordnung ist, wenn die Person sich zuhause die Zeit nimmt, die sie braucht. Auch wenn sie unbedingt arbeiten möchte ist das okay. Sie soll nur nicht das Gefühl haben, dass dies von dir erwartet wird.

Rein rechtlich gibt es bei Verwandten ersten Grades (Kinder, Eltern, Ehepartner, Geschwister) Anspruch auf mindestens einen Tag Sonderurlaub für den Tag der Beisetzung. In manchen Tarifverträgen gibt es abweichende Regelungen und teils mehr Tage und auch Sonderurlaub bei weiter entfernten Angehörigen. In einem Startup ohne eindeutige Regelung empfehle ich auf die Bedürfnisse deines Teammitglieds einzugehen. Niemand wird den Sonderurlaub ausnutzen. Auch wenn “nur” ein enger Freund stirbt, wäre es angemessen, dafür frei zu geben.

Des Weiteren könntest du im Namen des gesamten Teams eine Kondolenzkarte mit einer Geldspende für die Bestattung verfassen. Einige Firmen sammeln dafür bei ihren MitarbeiterInnen etwas ein. Dadurch zeigt dein Unternehmen Interesse und Empathie.

Was ist wichtig für die Zeit danach

Als CEO kannst du die KollegInnen integrieren und diese für den Umgang mit der trauernden Person sensibilisieren. Erkläre Ihnen, dass sie das Thema nicht totschweigen sollen, da sich viele Trauernde isoliert und ausgegrenzt fühlen. Viel besser ist es ehrliches Interesse an dem Wohlbefinden zu zeigen und vor allem zuzuhören, wenn die trauernde Person reden möchte. Sie möchte in einer solchen Situation meist keine Ratschläge, sondern einfach nur ihren Gedanken freien Lauf lassen.

Andere Trauernde wiederum schweigen selbst darüber, weil sie Angst davor haben, wie das Umfeld reagiert. Das sollte man akzeptieren, allerdings können hier kleine Taten helfen:
“Meine Kollegin kam auch öfter in meinem Büro vorbei und brachte etwas zu essen mit. So musste ich die Mittagspause nicht allein verbringen und hatte etwas Ablenkung.” erzählt Stefanie in unserer Trauergruppe.

Hab auch bitte Verständnis, wenn die Trauer lang anhält. Tage wie der Geburtstag oder der Todestag der verstorbenen Person können besonders schwer sein. Ich kenne sogar Unternehmen, die ihren MitarbeiterInnen am Jahresgedächtnis einen weiteren Tag Sonderurlaub spendieren.

Was tun, wenn jemand aus deinem Unternehmen verstirbt?

Stirbt ein Teammitglied deines Startups, trauert das ganze Unternehmen. Es gibt z. B. TrauerbegleiterInnen, die euch aktiv durch diese Zeit helfen. Ihr könnt auch selbst aktiv werden: “Der Chef und alle Kollegen meines Mannes kamen zur Beerdigung. Alle 280 Menschen in Uniform. Ich fand das wunderschön und hab mich für meinen Mann sehr gefreut!” berichtet Helga in unserer Trauergruppe.

Auch du kannst mit der Belegschaft auf die Bestattung gehen und eine Kondolenzkarte überreichen. Eine interne Trauerfeier ist ebenso eine tolle Möglichkeit, um Abschied zu nehmen. Bezieh dein Team mit ein und kläre ab, wer sich hier aktiv mit einbringen möchten. Auch eine Online-Gedenkseite ist eine einzigartige Möglichkeit, der Trauer freien Lauf zu lassen und gemeinsame Erinnerungen über die verstorbene Person zu teilen.

Über den Autor
Philip Pelgen arbeitete in einem Krematorium, als seine Schwiegermutter schwer krank wurde und schließlich verstarb. Wegen diesem Erlebnis entstand die Gründungsidee für Unvergessen.de
Mit seinem Startup verfolgt er heute die Vision eine Welt zu schaffen, in der Trauernde nicht mehr alleine gelassen werden. Inzwischen nutzen über 100.000 Trauernde die Angebote von Unvergessen täglich. Weitere hilfreiche Artikel zum Thema Trauer gibt es unter Unvergessen.de/Blog.

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Foto (oben): Shutterstock