#Gastbeitrag

Potenzielle Deal-Maker, die Gründer:innen kennen sollten

Es gibt viele Punkte, die Einfluss auf eine Investmententscheidung haben können. Aber was kann ein Blitzen in den Augen von Investor;innen erzeugen? Hier eine Checkliste potenzieller Deal Maker. Ein Gastbeitrag von Jan Schnedler.
Potenzielle Deal-Maker, die Gründer:innen kennen sollten
Donnerstag, 5. Mai 2022VonTeam

Jeder professionelle Investor hat eigene Kriterien entwickelt, nach denen er Startups prüft, bevor er bereit ist, in sie zu investieren. Einige Kriterien sind aber für alle Investoren interessant. Wenn diese bei Ihnen vorliegen, sollten Sie sie in Investorengesprächen besonders hervorheben. Bleiben Sie dabei aber ehrlich und authentisch. Es geht darum Vertrauen aufzubauen. 

Erst im zweiten Schritt wird die Unternehmensbewertung des Startups relevant. Zunächst wägt der potenzielle Investor die Chancen (Deal Maker) und Risiken (Deal Breaker) des Geschäftsmodells und des potenziellen Portfoliounternehmens – also Ihr Startup – insgesamt ab. 

Was kann also ein Blitzen in den Augen eines Investors erzeugen? Mindestvoraussetzung ist, dass der potenzielle Investor auf einen Blick erkennen kann, dass das Geschäftsmodell/Startup einen signifikanten Mehrwert bietet, dass für das Produkt/die Dienstleistung ein echter Marktbedarf besteht und dass ein Investment zumindest das Potenzial hat, einen sehr großen Gewinn einzubringen. 

Darüber hinaus finden Sie nachfolgend eine Checkliste potenzieller Deal Maker. Bei allen genannten Punkten handelt es sich um Punkte, die mir in meiner Beratungspraxis tatsächlich begegnet sind und Einfluss auf die Investmententscheidung genommen haben. 

  • Sie haben bisher gebootstrapped (Ihr Startup selbst finanziert), aber bereits erhebliche Umsätze. Damit haben Sie bereits gezeigt, dass Sie mit wenigen Mittel skalieren können. 
  • Sie haben ein deutlich besseres Produkt als Ihre Konkurrenz.
  • Sie sind durch die Business Angel-Förderung INVEST – Zuschuss für Wagniskapital gefördert. Investoren bekommen im Rahmen dieser Förderung z. B. 20 -Prozent ihres Investment staatlich gefördert. Dies verbessert ggf. Ihre Chancen einen Investor zu gewinnen.
  • Ihr Kernteam hat bereits Gründungerfahrung. Investoren wollen nicht, dass die Gründer auf ihre Kosten Fehler machen. 
  • Um erfolgreich zu sein, braucht Ihr Startup hochkarätige Unterstützung, daher ist ein angesehener interdisziplinär zusammengesetzter Beirat oder entsprechende Supporter ein großer Vorteil. 
  • Sie besitzen Schutzrechte (z.B. Marken, Patente, Designs, Gebrauchsmuster, Urheberrechte) für Produkte und Dienstleistungen. Investoren lieben Business-Modelle die durch Schutzrechte geschützt sind und so eine gewisse Monopolstellung einräumen. 
  • Sie haben einen klaren Exit-Fokus, z.B. weil Sie bereits professionelle Investoren an Bord haben und eine Holdingsstruktur für die Beteiligung der Gründer gewählt haben.
  • Ihr Startup besteht aus einem starken, interdisziplinären, motivierten und erfahrenem Team.
  • Sie haben eine innovative Geschäftsidee.
  • Ihre Geschäftsidee hat ein hohes Wertsteigerungspotenzial.
  • Ihre anvisierten Zielmärkte sind riesengroße (Milliarden-)Märkte und Sie kennen diese Zielmärkte sehr genau. 
  • Ihre Geschäftsidee hat ein klares Alleinstellungsmerkmal.
  • Sie können eine hohe, aber realistische Marge bei großen Märkten aufzeigen. Ihr Geschäftsmodell hat also Potenzial für hohe Returns. 
  • Sie können bereits einen Prototypen vorweisen. Vor dieser Phase investieren nur sehr wenige professionelle Investoren. 
  • Ihr Team hat Erfahrung und einen beruflichen Hintergrund in der anvisierten Branche. 
  • Sie sind ein erfahrener Serial-Entrepreneur und haben schon einen erfolgreichen Exit hinter sich gebracht bzw. einen Track-Record.
  • Sie haben selbst größere Geldbeträge investiert, bürgen privat und zahlen sich nur ein geringes Gehalt. Dies zeigt dem Investor, dass Sie an Ihre Geschäftsidee glauben und „commited“ sind. 
  • Ihre Geschäftsidee hat einen großen zeitlichen Vorsprung gegenüber Wettbewerbern. 
  • Wenn es nach Ihrer Darstellung keine Wettbewerber gibt, würde es sich um eine disruptive Technologie handeln. Aber Vorsicht! Dies ist fast nie der Fall. Wenn Sie es dennoch behaupten, ist dies eher ein Deal-Breaker. 
  • Sie haben ein Problem in Ihrer Branche erkannt und gesehen, dass es keine gute Lösung im Markt gibt. Sie haben Ihr Startup gegründet, um Abhilfe zu schaffen/dieses Problem zu lösen.
  • Sie haben bereits große Umsatzsprünge gemacht. Investoren suchen nach Startups die schnell wachsen und dieses Wachstum auch managen können. 
  • Ihr Startup zeigt Dynamik bzw. „Momentum“. Neben Umsätzen gibt es weitere wichtige Kennzahlen, z.B. ein „Minimum Viable Product (MVP)“, signifikante Nutzerzahlen, wiederholte Nutzer/Käufer, positive Bewertungen, positive Presse oder „Buzz“ über das Startup und Partnerschaften mit namhaften Marken und Influencern. Diese Beispiele sind positive Signale an einen Investor, die zeigen, dass Sie in der Lage sind etwas zu erreichen. 
  • Es gibt hochwertige wissenschaftliche Studien, die Ihre Behauptungen stützen. 
  • Ihr Geschäftsmodell basiert auf hochwertiger Forschung und Entwicklung mit namhaften Universitäten und Forschungszentren.  
  • Die Reaktionszeiten Ihres Startups sind kurz und die vom Investor eingeforderten Unterlagen vollständig und schlüssig.  
  • Der Investor mag Ihr Gründerteam, vertraut Ihnen und stellt fest, dass Sie gleich „ticken“. Glaubwürdigkeit und Authentizität sind neben der Begeisterung für die eigene Geschäftsidee sehr wichtig. 
  • Sie haben bereits Auszeichnungen und Preise für Ihr Geschäftsmodell erhalten. 
  • Ihre Geschäftsidee bietet einen echten, leicht nachvollziehbaren Kundennutzen.
  • Sie bekommen ein positives „Intro“ zum Investor von einer Person, die der Investor sehr schätzt. 
  • Investoren probieren Sachen gerne aus, in die sie investieren sollen, daher können Sie mit  Demo-Accounts, Mockups oder Prototypen das Investorenherz höher schlagen lassen.

Diese Deal Maker sollten – wenn möglich – bereits aus dem Pitch-Deck oder Business-Plan deutlich werden, da das Interesse des Investors häufig erst durch das Pitch-Deck geweckt wird und er erst danach persönlich in Kontakt mit dem Startup tritt. 

TippDas sind die häufigsten Deal Breaker

Über den Autor
Jan Schnedler ist Autor des Buches Startup-Recht. Rechtsanwalt Schnedler liefert in seinem Werk nicht nur einen umfassenden Überblick in Sachen juristischen Aspekte rund um Startups aller Art, nein, er schriebt dies alles auch noch in lesbarer Form zusammen. Nach der Lektüre sollten Gründer in der Lage sein, informiert Entscheidungen zu treffen, Fehler zu vermeiden oder zumindest zu korrigieren. Die Bandbreite reicht dabei von Gesellschaftsformen über Logofindung bis zum Thema Investoren-Verträge.

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Foto (oben): Shutterstock