#Interview

“Ein Startup bedeutet viel Leidenschaft und Liebe”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Der Blick auf das Handy läutet den Tag ein, die ersten Mails werden oft noch im Bett beantwortet. Dann ist kurz Familienzeit angesagt", sagen Annik Milstein und Dominic Zetzsche von Schorlefranz.
“Ein Startup bedeutet viel Leidenschaft und Liebe”
Montag, 27. Dezember 2021VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antworten Annik Milstein, Dominic Zetzsche und Cornelius Uerlichs, die Gründer:innen von Schorlefranz. Das Unternehmen, das 2016 gegründet wurde, setzt unter anderem auf Weinschorle in der Flasche.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Milstein/Zetzsche: Der Blick auf das Handy läutet den Tag ein, die ersten Mails werden oft noch im Bett beantwortet. Dann ist kurz Familienzeit angesagt, also ein Espresso, ein schnelles Käsebrot und dann bringen wir unseren Sohn Levi in den Kindergarten. Der kurze Spaziergang an der Luft tut gut und gibt Kraft für alles, was der Tag so bringt.

Uerlichs: Ein Schluck Tee und vielleicht ein Croissant – ich bin kein Frühstücker! Am frühen Morgen ist die Konzentration am Besten, deswegen ist jede Sekunde wertvoll. Je später der Tag, desto öfter die – unvorhergesehenen – Meetings.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Milstein/Zetzsche: Am besten geht das mit unserem Sohn Levi! Er erinnert uns immer daran, dass wir irgendwann auch den Laptop zuklappen und das Handy zumindest lautlos stellen. Zusammen puzzeln, kochen, essen, dann fallen irgendwann oft gemeinsam ins Bett. Der Fernseher ist bis auf seltene Ausnahmen fast nie an, darauf sind wir stolz.

Uerlichs: Kochen! Frische Zutaten, ein bisschen Musik, und bei einem Gläschen Wein den Herd anwerfen. Das bringt runter, macht gute Laune und obendrein gibt’s was Leckeres zu essen! An dieser Stelle muss ich mich bei meiner alten WG für das Tellergeklapper um 2 Uhr Nachts entschuldigen.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Zetzsche: Ein Startup bedeutet viel Leidenschaft und Liebe. Und “Liebe bedeutet Arbeit, Arbeit, Arbeit”. Ihr wachst mit euren Aufgaben und je mehr Aufgaben ihr mit der Zeit abgeben könnt, so wächst auch eure Verantwortung. Leute zu führen ist eine besondere Aufgabe und eure Arbeit begleitet euch so gut wie jede Minute. Und vielleicht lieben wir gerade deshalb, was wir tun. Am Ende sind wir super happy unsere Träume zu verwirklichen.

Was waren die größten Hürden, die ihr auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Zetzsche: Wir haben alle drei aus dem vollen Studium bzw. dem Berufseinstieg die Firma gegründet. Natürlich spielt der finanzielle Aspekt eine Rolle, erst seit kurzem können wir uns ein kleines Gehalt zahlen. Vorher musste schon mal der ein oder andere alte Bausparvertrag aufgelöst werden, um die Anzahlung für unseren Transporter leisten zu können. In den ersten Jahren mussten wir uns immer die Frage stellen: Machen wir weiter? Wir finanzieren wir uns? Zum Glück haben wir das immer irgendwie hingekriegt!

Was waren die größten Fehler, die ihr bisher gemacht hast – und was habt ihr aus diesen gelernt?
Milstein: Die größten Fehler: Zuviel nachdenken – lieber unperfekt starten als perfekt warten! Der teuerste Fehler: eine frische Palette Roséschorle, die sich in Zeitlupe von der Laderampe des LKWs verabschiedet hat und für jede Menge Scherben gesorgt hat – zum Glück wurde niemand verletzt!

Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Milstein: Das wichtigste ist, dass die Mitarbeiter ins Team passen, Praktika sind ein guter Weg um sich gegenseitig zu beschnuppern und die verschiedenen Aufgaben kennenzulernen. Das ist nicht immer einfach, manchmal gehen die Vorstellungen auseinander. Oft landen die Mitarbeiter:innen aber auch in ganz anderen Bereichen, weil es ihnen dort besser gefällt als dem Bereich, für den sie sich beworben haben.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Zetzsche: Wenn jemand mit einer guten Idee um die Ecke kommt und ihr euch sympatisch seid, arbeite nicht für Geld sondern gründet! Wenn die Idee zum eigenen Baby wird, dann arbeitet man viel leidenschaftlicher, als wenn man die Stunden abrechnet. Aber: An ausreichend Schlaf, Sport und natürlich Kochen denken. Das schaffen wir manchmal auch.

Ohne welches externe Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Zetzsche: Slack, shopify, trello, billbee.

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Milstein: Wertschätzung! Das fängt beim Zuhören und Ernstnehmen an, geht über Verständnis und Rückendeckung und hört mit Geburtstagskarten auf – egal wie stressig der Arbeitsalltag wird, eine liebevoll-schräge Karte kriegen wir immer gebacken! Apropos: ab und an wirft Dominic den Firmen-Pizzaofen an, ne kühle Schorle auf die Hand und dann den Abend genießen!

Was war euer bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Zetzsche: Als wir die ersten produzierten Schorlefranz-Flaschen in den Händen hielten. Oder das erste Mal die Miete überweisen konnten. Klingt nicht so spannend, war aber für uns ganz schön wild! Weihnachten war auch ganz schön verrückt, denn bisher waren wir mit unserem Glühwein immer Anfang November ausverkauft. Was letztes Weihnachten auch pandemiebedingt in unserem Online-Shop los war, hat uns ganz schön auf Trab gehalten!

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): Schorlefranz