#Interview

“Für eine Skalierung benötigt man Geld, gerade in einem sehr schnell wachsenden Markt”

Das Startup bao hilft "Mitarbeitenden und Führungskräften im Vertrieb, bessere Gespräche zu führen". "Die Ursprungsidee ist während eines Beratungsprojekt für einen Dax-Konzern entstanden. Ich habe gesehen, dass gute Verhandlungen wiederkehrende Muster haben", sagt Gründer Patrick Strunkmann-Meister.
“Für eine Skalierung benötigt man Geld, gerade in einem sehr schnell wachsenden Markt”
Montag, 11. Oktober 2021VonAlexander Hüsing

Das Münchner Unternehmen bao, das 2017 von Benedikt Raschberger und Patrick Strunkmann-Meister gegründet wurde, kümmert sich um Conversation Intelligence. “Die Software führt Vertriebsmitarbeiter:innen geordnet durch ihre Gespräche, passt sich in Echtzeit dem bisherigen Verlauf sowie Inhalten an und gibt Handlungsanweisungen für die weitere Entwicklung des Gesprächs”, heißt es zum Konzept. Peak, die Bayerische Beteiligungsgesellschaft (BayBG) und Business Angels investierten kürzlich 2,5 Millionen Euro in das Startup.

25 Mitarbeiter:innen arbeiten derzeit für bao. Zu den Kunden der Jungfirma gehören Unternehmen wie Personio, Cyberport und Barmenia. Der Umsatz lag zuletzt im sechsstelligen Bereich. Das bao-Team peilt aber bereits einen siebenstelligen Umsatz an. Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Gründer Strunkmann-Meister das Unternehmen einmal ganz genau vor.

Wie würdest Du Deiner Großmutter bao erklären?
bao hilft Mitarbeitenden und Führungskräften im Vertrieb, bessere Gespräche zu führen und so bessere Entscheidungen zu treffen. Man kann sich das in etwas wie die Teleprompter bei der Tagesschau vorstellen: nur, dass sich unser Teleprompter nicht blind vorgefertige Dinge abspult, sondern sich intelligent auf die Gesprächssituation und das Gegenüber einstellt.

Hat sich das Konzept, das Geschäftsmodell seit dem Start irgendwie verändert?
Nein – wir haben den Fokus zwar stärker auf ganz spezifische Gesprächssituationen gelegt, aber das Ziel war immer, mit unserer Conversation-Intelligence-Software Gespräche erfolgreicher zu machen.

Wie ist überhaupt die Idee zu bao entstanden?
Die Ursprungsidee für bao ist während eines großen Beratungsprojekt für einen Dax-Konzern entstanden. Ich habe gesehen, dass gute Verhandlungen wiederkehrende Muster haben – das muss man nutzen!

Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Unser Geschäftsmodell ist ein typisches SaaS-Modell. Unsere Kunden zahlen einen monatlichen Beitrag, um unsere Software nutzen zu können. Wir bieten verschiedene Pakete an, die sich im Umfang bezüglich Features und Umfang der Unterstützung durch unser Customer-Success-Team unterscheiden.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Zuerst wurden wir hart getroffen, da wir zum Start der Corona-Krise gerade eine Finanzierungsrunde vorbereitet haben. Daran war aber zu diesem Zeitpunkt erst mal nicht mehr zu denken. Allerdings war das Thema Remote Sales auf einmal en vogue und wir konnten zeigen, dass unsere Lösung nicht nur sehr gut in die Zeit passte, sondern genau das abbildet, was Vertriebsteams unter den gegebenen Umständen benötigen. Das Ergebnis: eine Verdreifachung unseres Umsatzes im Jahr 2020 – und die Reise geht in 2021 weiter.

Ihr habt bao zunächst gebootstrappt. Warum habt ihr dann 2020 doch erste Investorengelder aufgenommen?
Wir haben Großes vor. Für eine Skalierung benötigt man Geld, gerade in einem sehr schnell wachsenden Markt – schnell sein ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Zudem konnten wir sehr erfahrene Geldgeber gewinnen, die uns auch inhaltlich weiterhelfen, klassisches “smart money”.

Zuletzt investierten Peak und Co. weitere 2,5 Millionen in bao. Wofür braucht ihr so viel Geld?
Wir setzen die Investition dafür ein, das Produkt und die bestehende Technologie noch weiter zu verbessern. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der eigens von uns entwickelten KI. Die Investition, aber auch die Expertise von Peak helfen uns dabei, der Marktstandard fu?r Conversation Intelligence zu werden.

Blicke nun bitte noch einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Oh, wie in Startups ganz oft üblich ist die Liste lang; das reicht von Schwierigkeiten im initialen Gründungsteam bis hin zu geplatzten Finanzierungsrunden. Aber, wie sagt man so schön: what doesn’t kill you makes you stronger!

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir waren und sind immer sehr nah an unseren Kunden und ihren Bedürfnissen dran. Dadurch haben wir unser Produkt immer sehr kritisch und mit starkem Fokus auf den Use Case und tatsächlichen Mehrwert für die Nutzenden weiterentwickelt.

Wo steht bao in einem Jahr?
Einige nahezu fertige AI-Features werden gerade auf Hochglanz poliert, um für Nutzende maximalen Mehrwert zu liefern. Der Umsatz soll nochmals verdreifacht werden; dazu planen wir, führende Unternehmen in Europa als Kunden zu gewinnen. Wir bereiten die nächste Stufe in der Unternehmensentwicklung vor, zu der auch die weitere Internationalisierung gehört – hier wird weiterer Finanzierungsbedarf entstehen. Unser langfristiges Ziel ist es, dass immer mehr Vertriebsteams sagen: Guter Vertrieb wird mit bao gemacht!

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Foto (oben): bao

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.