#Interview

Ein Startup, das auf einen nachhaltigeren Umgang mit Möbeln setzt

Bei Variand finden Onliner:innen Möbel, die sich immer wieder verändern können. "Unser Leben und Alltag verändert sich ständig und damit auch unsere Anforderungen an Mobiliar. Das Leben variiert, unsere Möbel sollten das auch", sagt Gründer Johannes Klapfer.
Ein Startup, das auf einen nachhaltigeren Umgang mit Möbeln setzt
Mittwoch, 7. Juli 2021VonAlexander Hüsing

Hinter Variand verbirgt sich ein variables Möbel-System. “Unser Anspruch ist es, mit Variand ein Möbel-System zu schaffen, das in jedem Raum und für jede Anforderung flexibel genutzt werden kann”, sagt Johannes Klapfer, der das Unternehmen gemeinsam mit Lennard Lingk, Valentin Schily und Valentin Quecke gegründet hat. Das Team legte Anfang 2020 – ziemlich genau mit Beginn der Pandemie – los.

“Da unsere Möbel in Norditalien produziert werden, wo die Pandemie besonders in der Anfangszeit stark gewütet hat, wurde die Produktentwicklung und Produktion durch die geschlossenen Betriebe dort um einige Monate zurückgeworfen. Dadurch hatten wir zwar auch mehr Raum, um uns anderen wichtigen Themen zu widmen. Trotzdem hat sich die Verzögerung natürlich auf viele Folgeschritte ausgewirkt und unseren Zeitplan ziemlich durcheinander gebracht”, führt Klapfer aus.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Variand-Macher außerdem über Werkzeuge, Kundenanfragen und Alleinstellungsmerkmale.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Variand erklären?
Wir entwickeln Möbel, die sich spielerisch und einfach mit den Wünschen und Anforderungen seiner Nutzer verändern lassen. Durch ein cleveres Design können die modularen Möbel wie Regale, Garderoben, Pinnboards, Spiegel, und vieles mehr flexibel an der Wand verschoben, arrangiert, erweitert und schnell an jede Lebenssituation und den eigenen Geschmack angepasst werden. Möglich wird das durch unsere besonderen Variand-Leisten, die an der Wand montiert werden. Das ist der einzige Schritt für den Werkzeug benötigt wird, also ganz klar ein Job für die Enkel. Sind die Wandleisten erst einmal montiert, lassen sich die Variand-Möbel durch ihren besonderen Einhängemechanismus mühelos in die Leisten einhängen – die Enkel können also Feierabend machen und Oma kann anfangen zu gestalten und ihre Wand so einzurichten, wie es ihr gefällt.

Welches Problem genau wollt Ihr mit Variand lösen?
Unser Leben und Alltag verändert sich ständig und damit auch unsere Anforderungen an Mobiliar. Wir ziehen um, ziehen zusammen, bekommen Zuwachs oder wollen uns einfach mal gestalterisch austoben und brauchen einen Tapetenwechsel. Das Leben variiert, unsere Möbel sollten das auch. Unser Anspruch ist es, mit Variand ein Möbel-System zu schaffen, das in jedem Raum und für jede Anforderung flexibel genutzt werden kann. Außerdem finden wir, dass Möbel heutzutage zu häufig schon nach wenigen Jahren weggeworfen und ersetzt werden. Mit der Flexibilität und Wandelbarkeit von Variand wollen wir daher ein System anbieten, das durch das Leben begleitet – und so auch ein Zeichen für einen nachhaltigeren Umgang mit Möbeln setzen.

Jede Woche entstehen dutzende neue Startups, warum wird ausgerechnet Variand ein Erfolg?
Variand bedient die dringende Nachfrage des Marktes nach alternativen und flexiblen Einrichtungslösungen. Der geschützte Einhängemechanismus und die Flexibilität in Gestaltung und Funktion sichern das Alleinstellungsmerkmal der Marke Variand und die vielen Kundenanfragen bereits in der Anfangsphase machen Variand bereits jetzt zum Erfolg.

Wie ist überhaupt die Idee zu Variand entstanden?
Die Idee für Variand und den besonderen Einhängemechanismus kam uns während des Architekturstudiums. Damals hatten wir die besondere Möglichkeit, ein Einrichtungskonzept für eine Schule in Südtirol zu entwickeln und das Konzept nach Abschluss des Hochschulprojektes mit der Schule umzusetzen. Uns wurde schnell klar, dass die Einrichtung sehr flexibel sein musste, da in dem alten Schulgebäude alle Räume unterschiedlich waren, die Raumbelegung noch unklar war und auch die Pädagogik der Schule auf ein sich wandelndes, lebendiges Lernumfeld abzielte. So kam uns die Idee für ein Möbelsystem, das sich schnell und einfach verändern, umgestalten und anpassen lässt und wir haben bald gemerkt, dass es noch unzählige weitere Anwendungsbereiche für ein so flexibles System gibt.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Wir haben Anfang 2020 – also ziemlich genau mit Beginn der Pandemie – unser Unternehmen gegründet, daher stand uns sowieso ein Jahr mit vielen Herausforderungen bevor. Unser großes Ziel für das erste Halbjahr war es, unser erstes Produktsortiment zur Serienreife zu bringen. Da unsere Möbel in Norditalien produziert werden, wo die Pandemie besonders in der Anfangszeit stark gewütet hat, wurde die Produktentwicklung und Produktion durch die geschlossenen Betriebe dort um einige Monate zurückgeworfen. Dadurch hatten wir zwar auch mehr Raum, um uns anderen wichtigen Themen wie der Arbeit am Unternehmen selbst und dem Aufbau grundlegender Organisationsstrukturen ausführlicher zu widmen. Trotzdem hat sich die Verzögerung natürlich auf viele Folgeschritte ausgewirkt und unseren Zeitplan ziemlich durcheinander gebracht. Weitere Herausforderungen kamen dann in diesem Jahr durch die schwankenden Rohstoffpreise, deren starker Anstieg zum Teil auch auf die Pandemie zurückzuführen ist. Beim Einkauf von Holz und Metall bekommen wir aktuell Angebote mit einer Gültigkeit von wenigen Tagen, was die Planung nicht gerade einfach macht.

Wo steht Variand in einem Jahr?
Wir wollen mit Variand zu einer relevanten Marke in der Möbelbranche werden und nächstes Jahr in einem großen Netzwerk an Designgeschäften zu finden sein. Über einen eigenen Online-Shop mit digitalem Konfigurator wollen wir zusätzlich im Direktvertrieb Kunden in ganz Europa erreichen. An unserem Produktionsstandort in Südtirol planen wir im nächsten Jahr den Aufbau eines eigenen Lagers für die Konfektionierung und den Versand unserer Produkte.

Reden wir über den Standort Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Da wir aus dem Studium in der Nähe von Köln heraus direkt gegründet haben, stand die Frage nach dem dafür passenden Startup-Standort nie zur Debatte. Mittlerweile ist die Startup-Szene aber auch hier zu einer relevanten Größe geworden und es gibt zahlreiche Angebote und Unterstützungen für Existenzgründer.

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Für unseren Standort in Köln wünschen wir uns passende Räumlichkeiten für Büro, Showroom und ein Fotostudio.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen genaueren Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründerinnen und Gründer, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen gerade von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedIn, Facebook und Instagram.

KoelnBusiness

Foto (oben): Variand

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.