#Interview

“Am Anfang besteht der Startupalltag fast ausschließlich aus Firefighting”

Loewi setzt aut personalisierte Nahrungsergänzung. "Unserer Meinung nach ist die Milliarden-schwere Branche der Nahrungsergänzungsmittel veraltet und nicht kundenzentriert genug", sagt Gründer Adrian Kapsalis.
“Am Anfang besteht der Startupalltag fast ausschließlich aus Firefighting”
Montag, 14. Juni 2021VonAlexander Hüsing

Das Münchner Food-Startup Loewi, das 2018 von Johnnes Scherr, Philipp Merk, Calvin Devereux und Adrian Kapsalis gegründet. wurde, ermittelt anhand eines Bluttests und Fragebogens, ob man ausreichend mit wichtigen Nährstoffen versorgt ist oder ob Mängel vorliegen. “Basierend darauf erhält man ein individuell abgestimmtes Nahrungsergänzungsmittel”, sagt Gründer Kapsalis. Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) investierte bereits in die Ausgründung der Technischen Universität München.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Loewi-Macher Kapsalis über Marketingversprechen, Teamaufbau und Kundenzufriedenheit.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Loewi erklären? 
Loewi macht eine personalisierte Nahrungsergänzung für jeden möglich. Anhand eines Bluttests und Fragebogens wird ermittelt, ob man ausreichend mit wichtigen Nährstoffen versorgt ist oder ob Mängel vorliegen. Basierend darauf erhält man ein individuell abgestimmtes Nahrungsergänzungsmittel. So erhält man genau die Nährstoffe in genau der Dosierung, die man wirklich braucht. Nicht mehr und nicht weniger. Und weil wir es satthaben, irgendwelchen Marketingversprechen bzgl. Wirkung und Nutzen glauben zu müssen, kann man alle drei Monate einen neuen Bluttest machen, um zu überprüfen, ob sich die Blutwerte auch wirklich verbessern. So machen wir das Thema Nahrungsergänzung transparent und messbar und stellen das Individuum in den Mittelpunkt. So wie es unserer Meinung nach auch sein soll, wenn es um unsere Gesundheit geht. 

Hat sich das Konzept, das Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren irgendwie verändert?
Selbstverständlich. Wir haben Loewi gegründet, da wir selbst davon frustriert waren, wie intransparent und wenig kundenzentrisch unsere Industrie ist. Wir haben daher zu Beginn eine Lösung gebaut, mit der wir selbst zufrieden waren. Dies war allerdings lediglich die Basis, mit der wir gestartet sind. Das Konzept hat sich dann kontinuierlich weiterentwickelt, da wir natürlich ständig das Feedback und die Erfahrungen unserer Kunden in die Weiterentwicklung einfließen lassen. Klingt banal, allerdings stellen wir immer wieder fest, dass dieser kundenzentrische Ansatz in unserer Industrie immer noch eine Ausnahme ist. Das zeigt uns zugleich auch, wie viel Potenzial hier noch schlummert! 

Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?
Unser Geschäftsmodell besteht aus unserem Nährstoffabo. Das heißt, Kunden erhalten alle drei Monate eine Box mit den personalisierten Nährstoffen und können durch einen Bluttest regelmäßig überprüfen, ob Loewi auch wirklich wirkt. 

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Wie bei den meisten Unternehmen waren vor allem die ersten Monate schwierig, da keiner so recht wusste, was auf uns zukommt und wie wir mit der neuen Situation umgehen sollen. Vor allem im Partnervertrieb haben wir hier die Auswirkungen gespürt, da viele unserer Vertriebspartner, wie zum Beispiel Personal Trainer monatelang nicht tätig sein durften. Gleichzeitig hat sich allerdings der Online-Vertrieb sehr positiv entwickelt und konnte das ausgleichen.  Ich denke, generell hat die Situation dazu beigetragen, dass das Vertrauen gegenüber digitalen Diensten stark gestiegen ist. In Kombination mit einem erhöhten Gesundheitsbewusstsein, welches durch die Corona-Krise zusätzlich befeuert wurde, ist das Umfeld für neue digitale Konzepte in der Gesundheits- und Ernährungsbranche gerade sehr positiv. 

Wie ist die Idee zu Loewi entstanden?
Unserer Meinung nach ist die Milliarden-schwere Branche der Nahrungsergänzungsmittel veraltet und nicht kundenzentriert genug. Das habe ich eben ja schon erwähnt. Ohne zu wissen, ob und welche Nährstoffmängel man hat, werfen Konsumenten einfach blind Vitamintabletten und Pillen ein. Davon waren wir ziemlich frustriert, da wir selbst zu diesen Konsumenten gehörten. Genau deshalb wollten wir etwas verändern und haben uns mit führenden Medizinern- und Ernährungsexperten zusammengetan und Loewi aus der Technischen Universität München ausgegründet. 

Wie hat sich Loewi seit der Gründung entwickelt?
Wir haben mittlerweile mehrere Tausend Bluttest gemacht. Die Kunden haben im Schnitt vier Mängel. Mehr als 95 % unserer Kunden verbessern ihre Blutwerte durch unsere personalisierten Nährstoffe innerhalb der ersten drei Monate. Mehr als 98 % unserer Kunden würden uns an ihre Freunde empfehlen. Außerdem sind wir offizieller Partner der deutschen Ski Nationalmannschaften, arbeiten mit einem der besten Tour de France Teams zusammen und selbst Fußballnationalspieler vertrauen auf uns. Alles in allem haben wir die ideale Basis geschaffen, um personalisierte Ernährung und Gesundheit für jeden verfügbar zu machen.  
 
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?? 
Wo soll man da anfangen. Ich denke besonders am Anfang besteht der Startupalltag fast ausschließlich aus Firefighting. Letztendlich ist Gründen nichts anderes als Probleme zu lösen und aus Fehlern zu lernen. Viele Learnings klingen im Nachhinein banal und selbstverständlich. Wir waren hier definitiv keine Ausnahme. Ob es um den Teamaufbau geht, die Zusammenarbeit mit verschiedenen Stakeholdern oder auch den Fokus auf das Wesentliche. Gefühlt haben wir jeden Fehler einmal selbst gemacht, um zu dem Punkt zu kommen, an dem wir nun sind. 

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Der größte Meilenstein war sicherlich, Loewi überhaupt zu starten, obwohl es sich um einen eingespielten und alles andere als kundenzentrischen Markt handelt. Genau darauf sind wir auch stolz. Wir haben mit unseren Kunden zusammen ein Konzept entwickelt, welches Transparenz in einen total intransparenten Markt bringt. Dies war ein langer Prozess mit vielen Stolpersteinen und Umwegen. Unsere Kundenzufriedenheit zeigt, dass wir hier scheinbar auf einem sehr guten Weg sind und vieles richtig gemacht haben.  

Wo steht Loewi in einem Jahr?
In einem Jahr sind wir die Go-To Brand im Bereich personalisierter Ernährung und unterstützen Tausende von neuen Kunden in Deutschland und Europa dabei Ihre Ziele zu erreichen und gesünder zu leben. 

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Foto (oben): Loewi

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.