#Gastbeitrag

Überbrückungshilfe III: Schnell wachsende Startups gehen wieder einmal leer aus!

Mit der Überbrückungshilfe III bekommen Unternehmen, die von der Corona Pandemie und dem aktuellen Teil-Lockdown stark betroffen sind, finanzielle Unterstützung. Aufstrebende und wachsende Unternehmen, insbesondere Startups, gehen aber mal wieder leer aus. Ein Erfahrungsbericht.
Überbrückungshilfe III: Schnell wachsende Startups gehen wieder einmal leer aus!
Mittwoch, 17. Februar 2021VonTeam

Vor wenigen Tagen erreichte uns die Mail eines Gründers, der uns sein Leid mit der Überbrückungshilfe III schilderte. Den Namen des Gründers und den Namen seines Unternehmens lassen wir hier mal weg, es geht nicht um ihn und/oder sein Startup, sondern um die Probleme, die gerade schnell wachsende Startups, die von Corona gebeutelt sind, mit der staatlichen Überbrückungshilfe haben. Zum Hintergrund: Unternehmen, die von der Corona Pandemie und dem aktuellen Teil-Lockdown stark betroffen sind/waren, können über die Überbrückungshilfe III für die Zeit bis Ende Juni 2021 staatliche Unterstützung in Höhe von monatlich bis 1,5 Millionen Euro erhalten.

Der betroffene Gründer schreibt uns: “Ich möchte kurz ein Problem mit der aktuellen Überbrückungshilfe III schildern, das in meinen Augen ein Unding ist und viele aufstrebende und wachsende Unternehmen, insbesondere Startups betrifft. Seit Beginn des letzten Jahres fehlt uns die Geschäftsgrundlage. Hilfen gab es bislang für uns kaum. Bis auf die Soforthilfe Anfang vergangenen Jahres, die bei unserem Kostenapparat eher ein Tropfen auf den heißen Stein war, gab es für uns keine Hilfe. Wir gelten trotz fehlender Geschäftsgrundlage und Reichweiteneinbrüchen von bis zu 90 % weder als direkt noch indirekt betroffen und es gab immer irgendein Hindernis, das uns den Zugang zu den Überbrückungshilfen I, II und den November- und Dezemberhilfen verwehrte.

Wir haben im vergangenen Jahr trotz wegbrechender Einnahmen weiter Vollgas gegeben. Keine Kündigungen oder Kurzarbeit, stattdessen weiter mit voller Mannstärke in neue Themen investiert, alte Geschäftsmodelle gedreht, neue entwickelt. Das Team hat mitgezogen und weit über die normalen Arbeitszeiten gegen die Krise gekämpft. So sind wir durch das Jahr gekommen und haben die Grundlage für die Nach-Corona-Zeit gelegt. Wir haben tolle neue Produkte entwickelt und blicken sehr optimistisch in die Zukunft trotz der anhaltenden Flaute.

Die Überbrückungshilfe III schien eine Hilfe zu sein, die bei uns greifen könnte. Sämtliche Bedingungen sind endlich erfüllt – aber nun der Kracher:  Wir liegen im Januar und Februar dieses Jahres jeweils rund 70 % unter Vorjahresumsatz.  Als Vergleichsmonate für Januar und Februar 2021 gelten aber nicht Januar und Februar 2020, sondern Januar und Februar 2019. Wir müssen den Umsatz also mit einem Zeitraum vor zwei Jahren vergleichen. Wir wuchsen in den Vor-Corona-Jahren erfolgreich und konnten den Umsatz Januar/Februar 2020 im Vergleich zu 2019 um jeweils rund 150 % steigern. Erst im März vergangenen Jahres, im Rahmen der ersten Corona-Maßnahmen, brachen die Reichweiten und Umsätze ein. Im Vergleich zu 2019 sind wir also nicht stark genug gefallen – auch wenn der Einbruch gegenüber dem Vorjahreszeitraum dramatisch ist.

Bedeutet: Es profitieren bei der Überbrückungshilfe III die Unternehmen, die  in den vergangenen beiden Jahren, also auch schon vor Corona, stagnierten oder besser noch, auf Talfahrt waren. Gesunde, wachsende Unternehmen werden bestraft. Alternative Referenzmonate in 2020 dürfen lediglich Unternehmen heranziehen, die nach dem 1. Januar 2019 gegründet wurden, wir also wieder nicht.

Dass wir das Personal nahezu durchfinanziert haben, stellt uns ebenfalls schlechter: Unternehmen, die bis auf einen, alle anderen Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt haben, erhalten in der Überbrückungshilfe III den gleichen Personalkosten-Zuschuss wie Unternehmen, die alle Mitarbeiter behalten haben, nämlich eine Pauschale von 20 % auf ihre ansetzbaren sonstigen Kosten.

Gewinner des Programms sind also die Unternehmen, die schon vorher auf Talfahrt waren und die Mitarbeiter nach Hause geschickt haben.

Dieses Konstrukt passt sicher zu Branchen wie der Gastronomie, die ebenfalls dringend Hilfe benötigen. Zu viele vielversprechende Unternehmen gehen aber aufgrund einer unsinnigen Konstruktion aber leer aus.

Aus meiner Sicht ein komplett undurchdachtes Konstrukt und mit Sicherheit ein gewaltiger Nachteil für viele wachsende Startups, die vor Januar 2019 gegründet wurden und nun ihre Umsätze mit zwei Jahre zurückliegenden Monaten vergleichen müssen und dadurch aus der Hilfe rausfallen.

Mir ist Öffentlichkeit für mich oder mein Unternehmen nicht wichtig, es wäre aber klasse, wenn dieses Problem von euch aufgegriffen wird, da es viele Startups betreffen wird und sich das Modell wieder einmal gegen zukunftsträchtige, wachsende Unternehmen richtet. Stattdessen werden marode Unternehmen wie Kaufhof künstlich am Leben gehalten – die berühmten tote Pferde werden immer weiter geritten”.

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Foto (oben): Shutterstock