#Gastbeitrag

Wie sich die Startup-PR in der Krise neu erfinden kann

Die Bedeutung der digitalen Kommunikationskanäle wird zunehmen. Die erprobten Maßnahmen der digitalisierten Pressearbeit werden dauerhaft nur dann zu einem festen Bestandteil werden, wenn die damit verbundene Erfahrung gleichwertig der analogen ist.
Wie sich die Startup-PR in der Krise neu erfinden kann
Donnerstag, 11. Juni 2020VonTeam

Fest steht: Vieles wird nach der Corona-Krise anders sein. Das gilt auch für die PR von jungen Unternehmen. Die verordneten Kontaktbeschränkungen und die zunehmende Arbeit aus dem Home-Office verordnen der Kommunikationsbranche eine neue Gestaltungsform. Ob Redaktionsbesuche, Pressekonferenzen oder PR-Events, die Not verlangt Ideenreichtum hin zu neuen Kanälen der Öffentlichkeitsarbeit. Der Weg ist bereits erkennbar: Digitalisierung plus Innovation lautet das Motto. Doch wie kann der Digitalisierungsschub in der Kürze der Zeit gelingen?

In Zeiten von Corona sind die Meeting-Räume zunehmend leer, doch der Bedarf an Informationen nach innen und außen ist gefragter denn je. Die Grundsatzfrage lautet: Wie können wir informieren? Um den Ruf von jungen Startups zu sichern und einen fundierten Fahrplan durch die Krise aufzuzeigen, ist die Krisen- bzw. Chancen-Expertise der PR-Verantwortlichen entscheidend. Denn die vertrauensbildende Kommunikation ist sowohl im Kern, also zwischen Mitarbeitern und Führungsebene, als auch nach außen in Richtung Medien ein wichtiger Faktor. Die aktuelle Lage versteht sich als WakeupCall für digitale Transformation, die viele Gewohnheiten nachhaltig verändern kann.

PR wird digital: Redaktionelle Gespräche im virtuellen Raum

Ob Videokonferenzen oder Messenger-Dienste, die Einschränkung des sozialen Lebens bietet letztlich den Eintritt ins Digitale. Die Krise wandelt sich dabei zu einem Barometer der eigenen Unternehmenslage: Sie macht sichtbar, woran es im Bereich Digitalisierung mangelt und gleichzeitig ist sie die Chance, den Ist-Zustand zu entstauben. Doch häufig fehlt es an einer klaren Organisationsstruktur in Unternehmen, um diese Prozesse zeitnah umzusetzen.

Während die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern zumeist zügig im virtuellen Raum stattfindet, ist die Kommunikation nach außen oftmals mit einem Fragezeichen versehen. Die Redaktionen sind in gewohnter Form nicht erreichbar, Presseveranstaltungen für den persönlichen Austausch fallen weg. Die gute Nachricht: Der Bedarf an neuen Informationen ist allerdings vorhanden. Daher ist der Aufbau einer gesicherten Infrastruktur zwischen Home-Office und Medienvertretern als auch allgemein der Öffentlichkeit der erste Schritt. 

Sichtbarkeit: Virtuelle News-Briefings aus der Führungsebene

Fakt ist: Pressekonferenzen, Redaktionsbesuche und PR-Veranstaltungen sind derzeit nicht möglich, doch können sie mit kreativem Reichtum in den digitalen Raum übersetzt werden. Hierbei sind vor allem eine starke Präsenz in den sozialen Medien wie auch die Erstellung und kontinuierliche Pflege eines News-Briefings auf der Website des Unternehmens unterstützend. In Form eines Blog-Beitrags oder Video-Interviews kann hier autonom und transparent über die aktuelle Lage, Chancen und Risiken wie auch Veränderungen in Unternehmensstruktur berichtet werden. Dies fördert neben der Außendarstellung auch die Glaubhaftigkeit gegenüber den eigenen Mitarbeitern, wenn Fakten und Entwicklungen öffentlich verkündet werden. 

Zusammentreffen: Die Pressekonferenz im virtuellen Raum

Video-Chat-Plattformen spielen im Bereich von redaktionellen Gesprächen oder Interviews eine wichtige Rolle, da man auf diesem Wege einen authentischen Austausch bietet und Raum für Rückfragen und die persönliche Note ermöglicht. Im Bereich offizieller Erklärungen, die bisher in Pressekonferenzen oder groß anlegten PR-Events stattfanden, können Videokonferenzen die digitale Antwort bedeuten. Mittels einer beispielsweise wöchentlichen Online-Pressekonferenz können Zahlen, Daten und Fakten zum Tagesgeschehen aus erster Hand an Journalisten und Interessierte vergeben werden. 

5 entscheidende Praxis-Tipps, wie die PR für Startups in Zeiten von Corona effektiv funktioniert:

Erstellung einer Organisationsstruktur

Zuallererst benötigen alle Beteiligten des Unternehmens einen unverschönten Blick auf die Realität. Wo stehen wir? Was brauchen wir als Team, um die PR-Prozesse zu digitalisieren? Wer übernimmt welche Aufgaben? 

Handlungsbedarf formulieren

Hier ist es wichtig, zu bestimmen, welche PR-Inhalte in welchem Turnus nach innen und außen kommuniziert werden sollen. Welche Botschaften wollen wir digital verbreiten und welche Informationen sind von Bedeutung?

Technische Mittel bereitstellen

Im Bereich Technik benötigt es oftmals einen externen Support und Einkauf von Equipment wie Kamera, Mikrofon oder VideoschnittSoftware. Ein Posten, der als langfristige Investition eingestuft werden kann. Die Grundsatzfragen: Welche digitalen Tools wollen wir nutzen, was benötigen wir dafür sowohl im technischen als auch personellen Bedarf? Welche technische Ausstattung ist erforderlich? 

Kostenübersicht erstellen

Trotz allem Tatendrang und der Wichtigkeit im Bereich Digitalisierung ist der feste Boden des Unternehmens entscheidend. Vor allem Startups sollten nicht ins Leere investieren, sondern mit festen Zahlen und geplanten Ausgaben vorgehen. Welche Kosten fallen für uns an und wie können wir diese stemmen?

Praktische Umsetzung starten

Gemeinsam mit dem PR-Verantwortlichen bzw. PR-Team wird ein Redaktionsplan erstellt, der offen legt, welche Botschaften auf welchem Wege vermittelt werden. Hierzu werden Ansprechpartner, Interview-Redner sowie erweitertes Material wie News-Texte für die Website, Postings für Social Media und Pressemitteilungen zur Online-Pressekonferenz erstellt. 

Zusammenfassend gilt: Die Bedeutung der digitalen Kommunikationskanäle wird in Zeiten von Corona stetig zunehmen. Doch wie in allen Bereichen des Lebens muss sich Angebot und Nachfrage die Waage halten. Die erprobten Maßnahmen der digitalisierten Pressearbeit werden dauerhaft nur dann zu einem festen Bestandteil werden, wenn die damit verbundene Erfahrung gleichwertig der analogen ist. Eine gewisse Fehlertoleranz ist im gesamten Prozess hin zur Digitalisierung entscheidend, denn eine positive Fehlerkultur fördert grundsätzlich Innovationen.

Über die Autorin
Deborah Klein fungiert seit vielen Jahren als freie PR-Beraterin mit Sitz in Hamburg. Zuvor war sie als Pressesprecherin für Unternehmen in Berlin und Hamburg tätig, darunter das Startup myphotobook der Verlagsgruppe Holtzbrinck und der Book-on-Demand-Dienstleister Books on Demand. Zu ihren Kunden zählen diverse Unternehmen, darunter etablierte Größen wie auch junge Startups und Einzelpersonen. 

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Foto (oben): Shutterstock