Gastbeitrag von Jörg Roos

Finanzplan: 3 Todsünden, die Gründer vermeiden sollten

Einen Finanzplan zu rechnen und eine gute Erläuterung zu schreiben ist gut und wichtig. Aber im Finanzierungsgespräch gilt es, dass Du die PS auch auf die Straße bringen kannst. Leider ist das für viele Unternehmer aber ein großes Problem.
Finanzplan: 3 Todsünden, die Gründer vermeiden sollten
Donnerstag, 25. Mai 2017VonTeam

Lustlosigkeit. Information overload. Absolut keine Ahnung. Gründer sind engagiert und motiviert bis in die Haarspitzen. Aber, sobald es um die Erstellung eines Finanzplans gebeten wird, zeigt er eine dieser drei Reaktionen. Für mich ist das kein Wunder. Viele Gründer haben große Visionen und häufig einen technischen Hintergrund. Da wirken Finanzen zunächst nun mal eher wie eine langweilige Pflichtaufgabe. Geht es Dir auch so?

Pflichtaufgabe – das ist das Stichwort. Denn ob Du als Gründer nun willst oder nicht. Wenn Du Geld von Banken oder Investoren einsammeln möchtest, kommst Du um einen Finanzplan nicht herum. Dabei sprechen für einen Finanzplan einige betriebswirtschaftliche, aber eben auch gesetzliche Gründe. Es ist also zwecklos und Zeitverschwendung, sich dagegen zu sträuben.

Gerade als Gründer hast Du keine Zeit zu verschenken. Also sollte es Dein Ziel sein, Deine Zeit so effektiv wie nur irgendwie möglich einzusetzen. Das bedeutet dann auch, dass Du einen Finanzplan erstellen solltest, der es Dir ermöglicht, Deinen Wunsch-Kapitalgeber schnell zu finden und zu überzeugen.

Damit Dir dies gelingt, möchte ich Dir die 3 Todsünden verraten, die Du bei Deinem Finanzplan auf jeden Fall vermeiden solltest.

Todsünde 1: Der Finanzplan ist fehlerhaft
Fehler können passieren. Stimmt, aber bitte nicht bei Finanzplänen. Als Unternehmer solltest Du unbedingt sicherstellen, dass Du mit einem fehlerfreien Rechenwerk in die Expertengespräche gehst.

Du kannst Dir grad gar nicht vorstellen, von welchen Fehlern ich rede? Schau mal, diese 3 Fehler kommen leider immer wieder in Finanzplänen vor:

  • Fehler 1: Die Summe der Abschreibungsraten ist größer als der ursprüngliche Anschaffungspreis. Das kann aber nicht sein. Denn der Sinn der Abschreibung liegt nun mal darin, die Anschaffungskosten eines Investitionsobjekts auf die Nutzungsdauer zu verteilen. Wenn Du das Investitionsobjekt dann länger als die kalkulierte Nutzungsdauer nutzt, dann bleibt das Objekt mit 1 EUR im Anlagevermögen stehen und die Abschreibungsrate wird auf 0 gesetzt. Niemals kann die Summe über alle Abschreibungsraten aber größer sein, als der ursprüngliche Wert.
  • Fehler 2: Ähnlich verhält es sich mit Darlehn und deren Tilgung. Es kommt immer wieder vor, dass die Summe der Tilgungsraten größer ist, als die ursprüngliche Darlehnssumme. Die ebenfalls zu zahlenden Zinsen sind bei dieser Aussage natürlich berücksichtigt. Es ist logisch, dass dies nicht sein kann – und trotzdem kommt es immer mal wieder vor.
  • Fehler 3: Rechenformeln werden durch „manuelle Eingaben bereichert“. Immer wieder werden Formeln durch Konstanten ergänzt, d.h. es werden einfach mal z.B. 100 TEUR Umsatz in einen Monat manuell hinzugefügt. Wenn dann über eine andere Formel auf die Ergebnisse zugegriffen wird, z.B. um das geplante Jahr für das übernächste Jahr zur Basis zu nehmen, bleibt diese manuelle Eingabe bestehen. Dabei ist diese nur in den seltensten Fällen auch für das kommende Jahr gerechtfertigt.

Diese Liste könnten wir jetzt noch um einige Punkte erweitern. Ich denke aber, Du hast das Prinzip erkannt und es bringt Dir jetzt mehr, wenn wir uns der zweiten Todsünde zuwenden. Einverstanden?

Todsünde 2: Die Annahmen in Deinem Finanzplan sind nicht plausibel erläutert

Gerade wenn Du mit Deinem Unternehmen noch ganz am Anfang stehst und noch nicht auf Daten aus der Vergangenheit zurückgreifen kannst, wirst Du viele Annahmen treffen (müssen). Aber auch wenn Dir solche vergangenheitsbezogenen Daten vorliegen, so sagt Dir keiner, dass sich die Geschäfte in der Zukunft ähnlich entwickeln werden, wie in der Vergangenheit. Mit anderen Worten, auch in diesem Fall setzt Du mit Annahmen einen Rahmen für die geplante Entwicklung Deiner Zahlen.

Natürlich sollten diese Annahmen plausibel sein. Das bedeutet, dass es nun mal nicht ausreicht, dass Du Dir irgendeine Entwicklung wünscht. Nein! Vielmehr sollte ein unabhängiger Dritter, unter Berücksichtigung Deiner Argumente, Deine Folgerung (Annahme) teilen können.

Es kommt aber immer mal wieder vor, dass dies eben nicht gelingt, weil die Zahlenentwicklung, wenn überhaupt, nur unzulänglich erläutert wird. Wichtige Argumente oder neutrale, bestätigende Statistiken fehlen, bzw. wurden unsauber interpretiert. Da der Leser eines Finanzplans nicht wirklich in den Kopf des Unternehmers kommt, zieht er dann seine eigenen Schlüsse. Diese müssen sich dann nicht unbedingt mit Deinen Rückschlüssen als Unternehmer decken. Schon erscheint Deine Annahme als unplausibel.

Deine Erläuterungen sollten also idealerweise so formuliert sein, dass dem Leser im Grunde gar nichts anderes übrig bleibt, als Deinen Annahmen zuzustimmen.

Todsünde 3: Du kannst Deinen Finanzplan nicht überzeugend präsentieren
Einen Finanzplan zu rechnen und eine gute Erläuterung zu schreiben ist gut und wichtig. Aber im Finanzierungsgespräch gilt es, dass Du die PS auch auf die Straße bringen kannst.

Leider ist das für viele Unternehmer aber ein großes Problem. Immer wieder stellt sich heraus, dass der Finanzplan mit seinen Annahmen eben nicht überzeugend vorgetragen werden kann.

Jede Finanzierungszusage hängt zu einem großen Teil auch davon ab, ob der Kapitalgeber dem Unternehmer die kalkulierte Entwicklung der Geschäftsidee auch wirklich zutraut. Hier spielt also die „Chemie“ im Gespräch und das Bauchgefühl des Investors bzw. Bankers eine wichtige Rolle.

Am Ende des Tages werden Gelder immer vor allem an solche Unternehmer vergeben, denen am ehesten zugetraut wird, dass sie aus einer guten Geschäftsidee ein hochprofitables Business entwickeln werden.

Wenn Du Dich in Deinen eigenen Zahlen nicht auskennst und deren Entwicklung nicht plausibel darstellen kannst, wirst Du es entsprechend schwer haben,  von den Finanzexperten als ein solcher Unternehmer wahrgenommen zu werden. Das bedeutet dann auch, dass Du viele solcher Gespräche führen wirst, bis es Dir endlich gelingt das gewünschte Kapital einzusammeln.

Das solltest Du ganz konkret tun, um diese Todsünden zu vermeiden

Verteile und bespreche Deinen Finanzplan/Businessplan mit mindestens 3 Personen, die einen völlig verschiedenen Background haben. So könntest Du z.B. einen Elternteil bzw. Deinen Lebenspartner, einen befreundeten Unternehmer und vielleicht Deinen Steuerberater fragen.

Wichtig ist, dass diese 3 Personen NICHT bereits an der Erstellung des Finanzplans beteiligt waren. Außerdem sollte unbedingt ein echter Profi sowie ein „Ahnungsloser“ dabei sein. Alle Meinungen sind gleich wichtig und das solltest Du gerade dem „Ahnungslosen“ auch klarmachen.

Gerade  die Mischung aus Personen, die fachfremd sind, Dich aber persönlich kennen und Fach-Experten, die Dich als Mensch nicht kennen, sorgt dafür, dass Dein Finanzplan wirklich von allen Seiten betrachtet wird.

Bitte Sie Deine Unterlagen kritisch zu prüfen und Fragen zu notieren. Sie sollen sich also wirklich Zeit nehmen und die Prüfung wirklich ernst nehmen. Sobald sie bereit sind, setzt Ihr Euch zusammen und besprecht Deine Unterlagen und ihre Fragen ausführlich.

Natürlich sehen 8 Augen auch mehr als 2, so dass einfache Fehler, wie zum Beispiel Summenfehler usw. höchstwahrscheinlich auch auffallen werden.

Übrigens, solche Fehler kannst Du in Excel auch über ein geeignetes Planungsmodell und dem Einbauen von „Checksummen“ aufdecken. Klar, es erfordert etwas Übung und auch Zeit, um ein solches Planungsmodell zu entwickeln. Aber ich verspreche Dir, diese investierte Zeit, wirst Du mit einer Traumrendite wieder rausholen. Vergiss bitte niemals, dass die Zeit, Deine vermutlich kostbarste Ressource ist. Viel kostbarer als Geld, auf jeden Fall.

Gerade die unterschiedliche Ausgangssituation Deiner „Prüfer“ sorgt dafür, dass Du viele Fragen gestellt bekommst. Fragen, die Dir wahrscheinlich selbst nicht einfallen werden. Einige davon werden sicher einfach zu beantworten sein. Aber ganz sicher sind auch andere dabei, wo es Dir schwerer fallen wird, eine gute Antwort zu geben.

Durch die Beantwortung derselben, übst Du automatisch Deinen Finanzplan vorzustellen. Redewendungen und Argumentationsketten, die gut funktionieren, fallen Dir auf. Außerdem werden die Lücken in Deinem Erläuterungsteil schonungslos offengelegt.

Auf jeden Fall wird Dir dieses Vorgehen helfen, auch die Kapitalgeber von Deiner Geschäftsidee und Dir als Unternehmer zu überzeugen. Du wirst an Sicherheit gewinnen und diese dann auch im Gespräch mit den Finanzexperten ausstrahlen. Da Du automatisch immer mehr in Deine Zahlen hineinwächst, wirst Du auch Deinen Traum-Kapitalgeber leichter davon überzeugen können, für Dein Business das Portemonnaie zu öffnen.

Das hast Du ganz persönlich von einem guten Finanzplan

Das wiederum wird Dir eine gute Liquiditätsausstattung in Deinem Unternehmen ermöglichen. Wenn Du Dir keine Sorgen machen musst, ob Du Deine Rechnungen im nächsten Monat noch bezahlen kannst, dann wirst Du auch mit einem freien Kopf an den Themen arbeiten können, für die Du brennst. Dadurch sparst Du viel Zeit und diese Zeit steht Dir ebenfalls für Deine anderen Aufgaben zur Verfügung.

Das ist nur deshalb möglich, weil Du diese 3 Todsünden bei der Erstellung Deines Finanzplans vermeidest.

Über den Autor
Jörg Roos ist Finanzplan-Experte und Business-Mentor. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht Unternehmern dabei zu helfen, schnell und überraschend einfach einen wasserdichten Finanzplan zu erstellen. So sammeln seine Kunden das benötigte Kapital ein, um aus guten Geschäftsideen ein hochprofitables Business zu formen. Auf seiner Webseite  joerg-roos.com verrät er hierzu regelmäßig praxiserprobte Tipps & Tricks zum Nachahmen!

Kennen Sie schon unseren #StartupTicker? Der #StartupTicker berichtet tagtäglich blitzschnell über die deutsche Start-up-Szene. Schneller geht nicht!

Foto (oben): Shutterstock