Rasieren wie früher

King of Gents – Ein Start-up geht Hipstern an die Bärte

"Wir nehmen lediglich Altbewährtes, holen zur rechten Zeit die längst vergessenen Utensilien aus den verstaubten Kellern der Deutschen und möbeln sie neu auf. Die Metapher passt hier ganz gut, weil mittlerweile auch alte Möbel aus Vollholz wieder schwer in Mode sind", sagt Torben Jensen von King of Gents.
King of Gents – Ein Start-up geht Hipstern an die Bärte
Montag, 11. April 2016VonAlexander Hüsing

Die gute, alte Nassrasur ist schon lange wieder in. Das Risumer Start-up King of Gents setzt voll und ganz auf Rasierfans – allerdings nicht auf bunte Plastikrasier, sondern auf elegante, klassische Rasierhobel. Ins Leben gerufen wurde das junge Unternehmen von Gunnar Quedens, Jan Carstensen, Victor Kopt und Torben Jensen. “Wir alle sind aus dem dänischen Grenzgebiet und zusammen zur Schule gegangen. Nach der Schule haben wir uns zunächst aus den Augen verloren, und jeder ist seiner Wege gegangen. Ausbildung, Studium, was man eben so macht. Irgendwie kam es, dass wir uns wieder zusammengefunden haben, zunächst als Freunde, und dann kam die Idee für King of Gents. Wir wussten irgendwie alle sofort: Das wollen wir machen”, sagt Mitgründer Jensen gegenüber deutsche-startups.de.

Der Unternehmer und Investor Christopher Obereder unterstützt das junge Team, das seine Produkte in praktischen Sets anbietet, finanziell. Neben diesen Boxen sollen langfristig aber vor allem andere Produkte Umsatz in die Kasse des Start-ups bringen. “Auch wenn Hobel und Pinsel quasi ewig halten, kommen so natürlich schon Einnahmen rein. Da wir aber vorhaben, uns als nachhaltige Marke zu positionieren, setzen wir auch darauf, dass die Leute unsere Seife und unser After Shave-Balm wieder kaufen, sobald sie leer gehen. Passend zu unserem nachhaltigen Konzept sind alle Kosmetika aus rein regionalem und pflanzlichem Anbau aus der Region. Das sollte auf lange Sicht überzeugen”, sagt Jensen.

“Wir nehmen lediglich Altbewährtes”

Im Mini-Interview mit deutsche-startups.de spricht Jensen über Kult aus längst vergangener Zeit, loyale Anhänger und gute Qualität.

Welches Problem wollen Sie mit King of Gents lösen?
In Deutschand wird der Rasurmarkt schon sehr lange von meist stark überteuerten Plastikrasierern beherrscht. Jeder Rasierer hat seine speziellen Klingenaufsätze, die natürlich nur genau auf diesen einen Rasierer passen. Am Ende zahlt man Monat für Monat einen Haufen Geld für ein bisschen buntes Plastik und schadet dazu noch der Umwelt. Die Lösung für dieses Problem bieten tatsächlich genau wir, obwohl es uns eigentlich gar nicht darum ging. Vielmehr wollten wir einen Kult aus längst vergangener Zeit wieder aufleben lassen.

Jede Woche entstehen dutzende neue Start-ups, warum wird ausgerechnet King of Gents ein Erfolg?
Das ist eigentlich ganz einfach! Viele erfinden das Rad neu und hoffen auf den großen Durchbruch. Wir nehmen lediglich Altbewährtes, holen zur rechten Zeit die längst vergessenen Utensilien aus den verstaubten Kellern der Deutschen und möbeln sie neu auf. Die Metapher passt hier ganz gut, weil mittlerweile auch alte Möbel aus Vollholz wieder schwer in Mode sind. Auch die lange verschwundenen Vollbärte erleben ja bekanntlich wieder ihre Renaissance zusammen mit lauter Bartpomaden, Bartölen und so weiter. Da liegt es doch auf der Hand, dass auch die klassischen Rasierhobel ihren Weg zurück in die deutschen Badezimmer finden. Wir sind davon jedenfalls überzeugt. Outfittery sind das übrigens auch, die uns mit einer gegenseitigen Gutscheinaktion helfen, Bekanntheit zu gewinnen. In dem Zuge dürfen wir Gutscheine im Wert von 250.000 Euro an unsere Kunden vergeben. Das ist ein enormer Mehrwert.

Wer sind Ihre Konkurrenten?
Hersteller von Rasierhobeln, Rasierpinseln etc. gibt es immer noch. Darauf liegt aber auch die Betonung. Die noch existenten Hersteller haben sich eine gute und loyale Stammkundschaft erhalten und zumeist keine Möglichkeit, den Spagat zwischen ihren loyalen Anhängern und dem Massenmarkt zu schlagen. Es gibt also technisch gesehen durchaus Konkurrenten. Diese sind aber für den normalen Verbraucher mit ihren unzähligen Modellen und ihrem – Entschuldigung – Fach-Chinesisch einfach nicht attraktiv. In den USA wurde der Versuch, Doppelklingenrasierer und Co. wieder massenmarkt-tauglich zu machen, bereits gewagt. Leider – oder auch zum Glück – sind sie dort an der schlechten Qualität ihrer Produkte gescheitert. Auch wir sind natürlich in erster Linie im Online-Marketing zuhause, haben aber aus den Fehlern unserer amerikanischen Vorreiter gelernt und uns für die Konzeption unserer Produkte viel Zeit gelassen. Um erstmal zu starten und trotzdem sofort eine gute Qualität zu gewährleisten, haben wir deshalb auch auf ausgewählte Produkte namhafter Markenhersteller zurückgegriffen. Auch, wenn das finanziell wehgetan hat.

Wo steht King of Gents in einem Jahr?
In einem Jahr wollen wir den Sprung in den Retail geschafft haben. Wir sind jetzt bereits in vielversprechenden Gesprächen mit Douglas. Das ist eine riesige Chance für uns, die wir ganz sicher nutzen werden.

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Foto: Baris Yener

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.