Holger Seim von Blinkist

“Wir mussten erst mal einiges falsch machen”

"Wir erreichen kontinuierlich Conversion-Rates zum Abo im hohen einstelligen Bereich – deutlich höher als die meisten Benchmarks, die wir bisher herangezogen haben", sagt Holger Seim von Blinkist. Das Start-up liefert seinen Kunden in Kurzform die Kerngedanken aus Sachbüchern.
“Wir mussten erst mal einiges falsch machen”
Donnerstag, 29. Oktober 2015VonAlexander Hüsing

Das Berliner Start-up Blinkist positioniert sich seit einigen Jahren als Service für mobiles Lesen. Die Hauptstädter liefern ihren zahlenden Kunden in sehr lesenswerter Kurzform die Kerngedanken aus Sachbüchern. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Blinkist-Mitgründer Holger Seim (Foto: Zweiter von rechts) über kurze Wartezeiten, Conversion-Rates und Blinkcracy.

Neuerdings gibt es bei Blinkist auch “Community-Funktionen” Soll Blinkist nun ein Social Network für Schnellleser werden?
Nein, wir möchten kein weiteres Social Network werden. Mit unseren Community-Funktionen verfolgen wir zwei Ziele: Zum einen ist sozialer Kontext enorm wichtig, um neue, relevante Inhalte zu entdecken – eine der größten Herausforderungen für Inhalteanbieter jeder Art. Zum anderen kann das Teilen des eigenen Lesefortschritts und das Verfolgen des Lesefortschritts anderer in vielen Fällen den entscheidenden Nudge bedeuten und Nutzer motivieren, mehr zu lesen.

Wie würden Sie ihrer Großmutter Blinkist erklären?
Blinkist ist ein Service, der dir hilft zwischendurch etwas Neues zu lernen und dich kontinuierlich weiterzubilden. Dazu bringen wir die Kerngedanken aus Sachbüchern in ein leicht verständliches und flexibel lesbares Format, sodass du auch in kurzen Wartezeiten unterwegs etwas neues Lernen musst, wenn kein Buch zur Hand ist oder gerade die Zeit fehlt, längere Texte zu lesen.

Wer ist die denn überhaupt Zielgruppe von Blinkist?
Alle Menschen, die Interesse haben, sich weiterzubilden, egal aus welcher Motivation. Manche möchten sich persönlich weiterentwickeln, manche möchten bestimmte berufsbezogene Themen vertiefen und manche sind einfach neugierig auf neue Themen und möchten sich allgemein bilden.

Blinkist ist nur in der Testphase kostenlos, wie viele Nutzer zahlen danach denn für Blinkist?
Wir erreichen kontinuierlich Conversion-Rates zum Abo im hohen einstelligen Bereich – deutlich höher als die meisten Benchmarks, die wir bisher herangezogen haben.

Welche Rolle spielen Hörversionen für Blinkist?
Hörversionen sind für unsere Nutzer und damit auch für uns enorm wichtig, da sie unsere Inhalte auch in Situationen nutzbar machen, in denen man nicht lesen kann, beispielsweise beim Sport oder Autofahren. Wir sehen bei Audio-Nutzern im Vergleich zu den Text-Nutzern ein deutlich höheres Engagement.

Blicken Sie bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Es gab nicht den einen großen Fehler, aber wie wahrscheinlich bei den meisten Start-ups auch viele kleine Fehler. Auch wir mussten in den meisten Bereichen erst mal einiges falsch machen, um zu lernen, wie man es richtig macht. Das hat uns hier und da Zeit und Nerven gekostet, aber letzten Endes auch dahin gebracht, wo wir heute stehen.

Und wo haben Sie bisher alles richtig gemacht?
Wir haben mit Blinkcracy eine aus Holacracy abgeleitete Organisationsform eingeführt, die richtig gut für uns funktioniert und mit der wir große Fortschritte machen. All unsere Mitarbeiter schätzen die Freiheitsgerade und die Transparenz, die Blinkracy mit sich bringt, sehr, und unsere guten Fortschritte plus hohe Retention bei Mitarbeitern sprechen dafür, dass wir hiermit auf einem richtig guten Weg sind.

Wo steht Blinkist in einem Jahr?
In einem Jahr ist Blinkist in unseren Fokusmärkten eine deutlich bekanntere Marke als heute und für eine große Zahl von Nutzern der Go-to-Service, wenn sie zwischendurch etwas Neues lernen möchten.

Auf welche Märkte setzen sich denn genau?
Unsere Fokusmärkte sind deutsch- und englischsprachige Märkte.

Passend zum Thema: “‘Viele Menschen hängen noch an dem Konstrukt Buch’ – Holger Seim von Blinkist

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.