Unsägliche Kooperation - Teil 2

So lebt die Telekom das Streitthema Coop-petition

"Coop-petition – also Cooperation und Competition" ist bei der Telekom ganz normal. Was im schlimmsten Fall schon einmal dazu führt, dass der Konzern in Start-ups investiert und ein anderer Unternehmensbereich mit einem direkten Wettbewerber des Start-ups eine Kooperation abschließt.
So lebt die Telekom das Streitthema Coop-petition
Mittwoch, 10. Juni 2015VonAlexander Hüsing

So langsam wird ein Muster draus: Die Deutsche Telekom unterstützt über ihren Investmentarm T-Venture das Hamburger Lotto-Start-up Lottohelden (welches sogar das T-Logo auf der Seite aufführt) und kooperiert bei seiner Noch-Tochter T-Online mit Lotto24 – siehe dazu auch “Telekom und airbnb machen 9flats nun das Leben schwer“. “Wir freuen uns sehr, mit t-online.de einen der stärksten Partner Deutschlands mit über 26 Millionen Kunden für uns gewonnen zu haben. t-online.de und Lotto24 verfügen gemeinsam über ein großes Potenzial, Online-Lotto im Markt noch breiter zu etablieren”, sagt Petra von Strombeck von Lotto24.

Wie zu hören ist, wurde eine solche Kooperation aber zumindest auch Lottohelden, das von Matthias Höfer und Jens Hartwig gegründet wurde, angeboten. Offenbar sollte das Start-up dafür aber ordentlich Kohle auf den Tisch von T-Online legen, sehr viel Kohle. Am Ende des Tages zahlte dann wohl Lotto24 ordentlich Geld, um die Partnerschaft zu bekommen. So macht die Telekom indirekt ihrem eigenen Investment Konkurrenz. Aus Konzernsicht aber ist alles im Lot, immerhin kommt Geld in die Kasse und das eigenen Investment wird ja nur indirekt angegriffen. So ist es halt, wenn Konzerne ihre Venture-Aktivitäten nicht eng mit dem eigenen Geschäft verzahnen. Auch wenn, T-Online bald nicht mehr zum Konzern gehören wird.

“Coop-petition – also Cooperation und Competition”, nannte ein Pressesprecher diese Arbeitsweise gegenüber deutsche-startups.de kürzlich. In vielen Segmenten investierten Konzerne einerseits in Unternehmen oder bezögen Lieferungen und Leistungen von einem Unternehmen und stünden andererseits an anderer Stelle in einem Wettbewerb. Ob die Gründer, die von einem Corporate Venture Capitalist unterstützt werden, auch immer gerne sehen, bleibt zweifelhaft. Zumindest gibt es Corporate-Investoren, die es besser machen. Bei vielen aber enden die engen Beziehungen und Kontakte, die sich viele Gründer durch so ein Investment erhoffen, irgendwo im Konzern-Nirwana.

Foto: Woman boxer wearing white strap on wrist from Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.