15 Fragen an Martin Elwert von Coffee Circle

“In Äthiopien gibt es sehr viel ausgezeichneten Kaffee”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Martin Elwert von Coffee Circle.
“In Äthiopien gibt es sehr viel ausgezeichneten Kaffee”
Freitag, 16. Mai 2014VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Es ist schön, selbst Ideen zu entwickeln, diese umzusetzen und dafür auch die Verantwortung zu tragen. Ebenso macht es mir Spaß Menschen zu motivieren und zu führen. Beides wird von mir als Chef erwartet.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Wir, also einer meiner Mitgründer und ich, waren in Äthiopien unterwegs. Dort haben wir gesehen, dass es jede Menge Entwicklungshilfe Organisationen gibt, die versuchen dem Land zu helfen. Uns fehlte dabei aber die ökonomische Komponente, da Unternehmertum aus unserer Sicht eine mindestens so wichtige Rolle in der nachhaltigen Entwicklung armer Länder spielt. So haben wir uns nach etwas umgesehen, was wir produzieren und/oder handeln können und sind sehr schnell bei Kaffee gelandet. Vor allem weil es in Äthiopien sehr viel ausgezeichneten Kaffee gibt. Das war der Auslöser, das mal alles zu berechnen.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Zuerst haben wir einen Kredit aufgenommen, Kaffee gekauft und erste Entwicklungsprojekte mit den Erlösen umgesetzt. Mit dieser Erfahrung konnten wir dann Tengelmann Ventures von uns überzeugen, die uns eine Seed-Finanzierung zur Verfügung stellten.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Einen passenden Namen zu finden.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Gerade in der Gründungsphase ist Fokus auf das wesentliche wichtig. Natürlich muss man mit dem Geschäftsmodell flexibel bleiben, aber vor allem sollte man sich auf seine ursprüngliche Idee und Motivation berufen und nicht jeder noch so spannend klingenden Gelegenheit hinterher eifern. Denn das lenkt nur ab.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Unser Handelsmodell und das Thema Kaffee sind beides emotionale Themen. Mithilfe der Presse, offline wie online, konnten und können wir sehr viele Menschen erreichen. Wir haben auch das Glück, sehr sehr viele Stammkunden zu haben, die ihr Umfeld von uns überzeugen. Und dann ist da eine Leidenschaft für hochwertige Videos, Content und Social Media – und die Leute sind dankbar für Beiträge mit echtem Mehrwert. Nicht zuletzt: Online Marketing ist ein sehr wichtiger Kanal für uns.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Wir sind drei Gründer und konnten uns gegenseitig gut unterstützen. Zudem sind ehemalige Kollegen, Studienfreunde und das sehr gute Gründernetzwerk in Berlin sehr entscheidend gewesen. Wir haben im Betahaus angefangen, wo sich jeder gegenseitig unterstützt. Wir haben dort viele Menschen kennengelernt, mit denen wir noch heute befreundet sind. Nicht zuletzt war für mich auch meine Familie viel wert, die die Idee unterstützte.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Ich denke die richtige Erwartungshaltung an eine Gründung zu haben, ist das wichtigste. Hierzu zählt, dass man sehr viel und hart arbeiten muss, ohne geht’s nicht. Ebenso sollte man sich selbst nicht allzu ernst nehmen, das hilft aus meiner Erfahrung sehr. Jeder macht Fehler, gerade am Anfang. Wenn man sich dabei zu ernst nimmt, verliert man schnell Lust und Motivation, neue Wege zu gehen – aber genau das braucht es oft für eine erfolgreiche Gründung.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Eine erleichterte Befreiung von der Sozialversicherung für Gründer in Minderheit aufgrund von Gründerteam und Venture Capital Gebern an Bord – das Konstrukt scheint der Staat noch immer nicht verstanden zu haben.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Vielleicht wäre ich noch Unternehmensberater, oder hätte eine Bar aufgemacht – wer weiß das schon.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Schwierige Frage, zu vielen hat man ja guten Kontakt. Ich finde es sehr bewundernswert was die Jungs von Mr. Spex aufgebaut haben. Wie sie das hinbekommen haben, interessiert mich immer sehr.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?

Oh, da gibt es viele Epochen, die mich reizen. Einmal die Zeit der großen Entdecker, also das 15. Jahrhundert – allerdings gab es da noch so viele Krankheiten. Dann wohl doch lieber zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, vor den großen Kriegen. In dieser Zeit wäre ich gern auf Reisen gegangen, Europa, Asien und Afrika.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Bei so einer Frage muss ich immer an George Best denken: „Ich habe viel Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben, den Rest habe ich einfach verprasst.“ Ich wäre wahrscheinlich etwas konservativer…

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ein schöner Sonntag in Berlin besteht für mich aus frühem Aufstehen, langem Frühstück mit Zeitung, etwas Sport, ausgehender Spaziergang an der Spree, Biertrinken im Park, Kochen zu Hause oder schön was essen gehen und den Abend ausklingen lassen. Wenig aufregend, aber definitiv entspannend.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Jim Haynes, habe ihn einmal getroffen, das war zu kurz.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Martin Elwert schloss sein erstes Studium als Diplom-Betriebswirt in der Fachrichtung Internationales Marketing an der Berufsakademie ab. Im Anschluss studierte er Unternehmensführung an der Handelshochschule Leipzig (HHL). Nach einem Sprachstudium begann er in China seine Berufslaufbahn als Unternehmensberater bei Roland Berger Strategy Consultants. 2010 gründete er mit Robert Rudnick und Moritz Waldstein-Wartenberg Coffee Circle in Berlin.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.