Online-Marktplatz

Yipdi bietet Deals, die nichts für Schnäppchenjäger sind

Um Kunden zu binden, präsentieren Gastronomen bei Yipdi, neben dem romantischen Essen mit Geigenmusik, auch Speed-Dating, orientalischen Tanz oder ein Frühstück mit angeschlossenem Museumsbesuch. Für Schnäppchenjäger sind die "Deals" allerdings nicht gedacht.
Yipdi bietet Deals, die nichts für Schnäppchenjäger sind
Freitag, 9. Mai 2014VonThorsten Panknin

Unter dem Motto “Leben live erleben” betreibt die Coregenion GmbH aus dem Bayerischen Viechtach seit Anfang 2014 einen Online-Marktplatz. Yipdi begann als Idee für eine “Social Cooking Platform”, konzentriert sich inzwischen aber auf die Vermittlung von Deals für die Münchener Gastronomie. Bei Yipdi schnüren Restaurants oder Bars besondere Pakete, von denen aktuell knapp 40 angeboten werden. Bei diesen Paketen, die nicht auf der Tageskarte zu finden sind, handelt es sich oft um Menüs, die um einen Mehrwert ergänzt wurden. Dazu gehören beispielsweise Speed-Dating, Bierverkostungen, orientalischer Tanz oder eine anschließende Museumsführung. Das Wort “Deal” sorgt dabei auf den ersten Blick für eine gewisse Verwirrung, weil es sich auf der Plattform nicht um rabattierte Angebote handelt, die für Schnäppchenjäger interessant sind. Im Gegenteil sind Partnerunternehmen in ihrer Preisgestaltung frei, da der Fokus auf der Gewinnung von potenziellen Stamm- und der Pflege von Bestandskunden liegen soll.

Der erste “Testlauf” findet in Zusammenarbeit mit der Münchener Gastronomie statt, bei Erfolg sollen später noch weitere Branchen hinzukommen. Das Yipdi-Team strebt eine Vernetzung von Gastronomen, Entertainern, Beratern und Serviceanbietern an, die im weiteren Verlauf auch für Privatveranstaltungen interessant sein könnten. Letztendlich soll der Online-Dienst zu einem umfänglichen Planungswerkzeug aufgebaut werden, das Anbieter in Bereichen von Angebots- und Ressourcen-Planung bis hin zu Einkauf und Customer Relationship Management unterstützt.

Wie funktioniert’s?

Gastronomen erstellen auf der Plattform zunächst ein Angebot, wählen freie Termine aus und veröffentlichen es. Interessierte Nutzer reservieren dann für einen Termin, fügen auf ihrer “Gastgeberseite” Informationen zu ihrer Veranstaltung hinzu und laden schließlich Freunde und Familie oder auch unbekannte Menschen über Facebook oder E-Mail ein. Mit den zugesendeten Einladungslinks ist dann eine “Bewerbung” auf der Gastgeberseite möglich. Dies wird wohl eher bei einer Veranstaltung zum Kennenlernen Anwendung finden, allerdings sieht sich Yipdi auch als Dienst, um gleichgesinnte, neue Leute kennenzulernen. Sind die Teilnehmer gefunden, erhalten sowohl sie als auch der Wirt eine PIN-Nummer zur Identifizierung. Die Zahlung der Rechnung findet vor Ort statt, je nach angebotener Zahlungsmethode.

Firma, Finanzen und Geschäftsmodell

Seit der Gründung der Coregenion GmbH Anfang 2013 durch Roman Marvi, basiert die Finanzierung auf Eigenmitteln. So soll erst das Modell verifiziert und danach auf Investorensuche gegangen werden. Andreas Schüler, zuständig für Marketing und Kommunikation, erläutert: “Als Lean Startup versuchen wir derzeit, den Markteintritt ohne dediziertes Marketingbudget zu stemmen – zumindest solange, bis wir ein MMF (Minimal Marketable Featureset) am Start haben. Wir setzen deshalb unseren Fokus auf die Präsenz in Social Media sowie in anderen Onlinekanälen, wo wir uns im Hinblick auf Word-of-Mouth-Aktivitäten kontinuierlich ein Netzwerk aufbauen. Im Teilmarkt München sehen wir für Yipdi ein Gesamtpotenzial von etwa 500.000 Consumern und 15.000 Professionals.”

Geschäftsführer Roman Marvi äußert sich zum Yipdi-Geschäftsmodell: “In der Einführungsphase ist Yipdi kostenlos. Mit Freischaltung des Dienstleister-Backends und Einführung von Online-Payment werden wir für jede erfolgreiche Buchung eine geringe Bearbeitungsgebühr erheben. Auf diese Weise zahlen unsere Kunden nur dann, wenn sie mit Yipdi Umsätze erwirtschaften. Darüber hinaus haben wir weitere Features konzipiert, die zusätzliche Erlösquellen erschließen, indem sie Dienstleistern Werbemöglichkeiten innerhalb unserer Community und via Social Media eröffnen.” Die angedeutete Bearbeitungsgebühr wird bei 10 bis 20 Prozent liegen.

Mitbewerber

Yipdi bewegt sich in einem Bereich zwischen Gutscheinportalen wie Groupon, sozialen Netzwerken wie Meetup und Event-Portalen wie Jochen Schweizer. Yipdi setzt sich vor allem durch den Verzicht auf Rabatte ab und will mit seiner Social-Media-Integration punkten.

Fazit

Mittelfristig will sich Yipdi zu einem “sozialen Netzwerk mit angegliederter E-Commerce-Lösung” ausbauen und damit den Sprung zum generalisierten “Online2Offline”-Portal schaffen. Ob das funktioniert, wird sich nach dem Test mit der Gastronomiebranche zeigen.

Thorsten Panknin

Kommt beruflich aus den Bereichen der Mediengestaltung und der Betreuung demenziell erkrankter Menschen. Seit Ende 2012 ist er freier Journalist mit dem Schwerpunkt Start-ups, interessiert sich aber auch für E-Reading und Open Source.