Columba

Nachsorge beim „digitalen Nachlass“ Verstorbener

Was passiert, wenn jemand stirbt und die Hinterbliebenen keinen Schimmer davon haben, bei welchen Onlinediensten der Verstorbene Konten oder sogar noch Guthaben hatte? Columba bietet Bestattern die Möglichkeit, Hinterbliebene beim Verwalten des digitalen Nachlasses zu unterstützen.
Nachsorge beim „digitalen Nachlass“ Verstorbener
Donnerstag, 2. Januar 2014VonThorsten Panknin

Immer mehr Menschen nutzen täglich das Internet und besitzen Konten bei verschiedensten Onlinediensten, das Thema Tod ist auch in diesem Bereich eher tabuisiert. Was passiert nun, wenn jemand unerwartet stirbt und die Hinterbliebenen keinen Schimmer davon haben, wo der Verstorbene überall Konten oder vielleicht sogar noch Guthaben hatte? Columba bietet Bestattern die Möglichkeit, Hinterbliebene beim Verwalten des „digitalen Nachlasses“ zu unterstützen und Unternehmen einen Benachrichtigungs-Dienst, wenn einer der Endkunden verstirbt.

Nach einem Todesfall im Freundeskreis wurde Columbas Mitgründer und Geschäftsführer Oliver Eiler zufällig darauf aufmerksam, dass der Verstorbene ein Jahr nach seinem Tod noch eine kostenpflichtige Mitgliedschaft bei einem Onlinedienst hatte. Er empfand das als Pietätsverletzung Angehörigen und Freunden gegenüber und war sich sicher, dass so eine Situation auch vermieden werden könnte. So begann er Ende 2011 mit Mitgründer Florian Gamper die Idee zu Columbas „Online-Schutzpaket“ zu entwickeln, seit Juni 2013 steht der B2B-Dienst zur Verfügung.

Eiler fasst die Leistungen Columbas zusammen: „Unser aktuelles Produktangebot basiert auf einem Netzwerk zwischen den Instanzen Bestatter, Bestatterkunde (Erbe) und Unternehmen. Columba bildet dabei die zentrale Kommunikationsplattform und sorgt für einen einfachen und sehr effizienten Workflow für den Sachverhalt, dass ein Internetnutzer verstirbt.“

Bestatter unterstützen Hinterbliebene, bestehende Onlinekonten aufzuspüren

Bestatter erhöhen über eine bereitgestellte Software ihr Leistungsspektrum, indem sie  Hinterbliebene dabei unterstützen, noch bestehende Onlinekonten zu finden und diese dann automatisch kündigen oder übertragen zu lassen. Darüber hinaus lokalisiert der Dienst auch Online-Guthaben, das noch irgendwo vor sich hin schlummert. Eiler erklärt: „Das Besondere dabei ist, dass der Hinterbliebene hierbei keine Kenntnisse zu Accounts oder Passwörtern/Zugangsdaten haben muss. Wir recherchieren automatisiert mit einer hohen Reichweite.“ Columba arbeitet dazu mit 70 zertifizierten Firmen aus der Onlinebranche zusammen, die Wahrscheinlichkeit von Treffern sei, laut Eiler, sehr hoch. Er gibt Einblick, dass bereits 700 Schutzpakete an Hinterbliebene verkauft worden seien, mit einer durchschnittlichen Zahl von gefundenen 20 Onlinekonten sowie durchschnittlichen Online-Vermögenswerten in Höhe von 400 €. Die Kosten für das Online-Schutzpaket liegen für Hinterbliebene bei knapp unter 50 Euro. Die Bestatterkunden erhalten Zugriff auf ein Webportal, in dem sie Ergebnisberichte zu gefundenen Konten und schriftliche Antworten von Unternehmen einsehen können.

Screenshot: Thorsten Panknin

Unternehmen erhalten bei Tod eines Kunden eine Benachrichtigung

Für Unternehmen bietet Columba ein sogenanntes „Death Notification System“ an. Dieses Benachrichtigungs-System informiert Unternehmen über den Tod von Kunden, damit sie so schnell als möglich reagieren und überflüssige Rechnungsläufe oder -einzüge sofort stoppen können. Dies dient nicht nur der Optimierung im Unternehmen sondern vor allem dem Schutz der Hinterbliebenen, die im Zweifelsfall für weiterlaufende Kosten aufkommen müssten und unnötig belastet würden. Für die Umsetzung des Service bietet Columba CRM-Konnektoren als Plugins für verschiedene Systeme wie Salesforce oder Magento an.

Ein Business Angel sorgte früh für die weitergehende Finanzierung

Eiler und dessen Bruder tätigten bereits ein größeres Investment in die Firma, seit Ende 2011 ist ein Business Angel mit an Bord, der die Unternehmung bislang finanziert. Lizenzen an Bestattungsunternehmen und die Vermarktung ihrer CRM-Konnektoren sorgt für den Umsatz.

Pläne für die Zukunft

Aktuell arbeite das Team hauptsächlich an der Prozessoptimierung, in 2014 liegt der Markteintritt in weitere EU-Länder, und eventuell die USA, an. Durch Partnerschaften mit Bestatterverbänden will das Unternehmen seinen momentanen Marktanteil von 15 Prozent bis Ende 2014 auf satte 50 Prozent ausbauen. Möglicherweise kommt zu dem aktuellen Nachsorge-Produkt später noch eines für die Vorsorge hinzu.

Fazit

Das Thema „digitaler Nachlass“ wird in den kommenden Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen, steigt die Zahl und das Alter der Internetnutzer doch kontinuierlich an. Wer sich als Hinterbliebener die Mühe einer aufwändigen Internetsuche und Firmen-Korrespondenz ersparen möchte, findet mit Columba eine praktische Lösung.

Thorsten Panknin

Kommt beruflich aus den Bereichen der Mediengestaltung und der Betreuung demenziell erkrankter Menschen. Seit Ende 2012 ist er freier Journalist mit dem Schwerpunkt Start-ups, interessiert sich aber auch für E-Reading und Open Source.