Fairnopoly

Ein neuer genossenschaftlicher und nachhaltiger Online-Marktplatz

Der Online-Marktplatz Fairnopoly will eine faire Alternative zu Marktbeherrschern wie eBay und Amazon werden. Geschäftsführer Felix Weth sagt zur Zielsetzung: “Fairnopoly soll Teil einer faireren und demokratischeren Wirtschaft werden, bei der die Menschen im Mittelpunkt stehen.
Ein neuer genossenschaftlicher und nachhaltiger Online-Marktplatz
Mittwoch, 20. November 2013VonThorsten Panknin

Der neue Online-Marktplatz Fairnopoly (www.fairnopoly.de) hat sich große Ziele gesetzt und will eine faire Alternative zu Marktbeherrschern wie eBay und Amazon werden. Die Ende 2012 gegründete Genossenschaft Fairnopoly eG bildet dazu die rechtliche Basis für ein Sozialunternehmen, in dem es nicht ausschließlich um Profit, sondern auch Nachhaltigkeit gehen soll.

Ein Unternehmen ohne große Investoren

Geschäftsführer Felix Weth sagt zur Zielsetzung: “Fairnopoly soll Teil einer faireren und demokratischeren Wirtschaft werden, bei der die Menschen im Mittelpunkt stehen. Dafür möchten wir ein großes Unternehmen aufbauen, ohne große Investoren, sondern gemeinsam mit dem Einsatz vieler.” Für die Unternehmung wurden drei Kernelemente identifiziert: Es soll ein faires Unternehmen geführt werden, das den verantwortungsvollen Konsum in der Gesellschaft fördert und darüber hinaus einen Beitrag zur Korruptionsbekämpfung leistet. Für Letzteres geht 1% pro Markt-Transaktion an Projekte wie Transparency International. Zur Zielgruppe gehören neben Menschen mit ausgeprägter sozialer Haltung und entsprechenden Händlern alle Teile der Gesellschaft.

Rund um den Marktplatz und Möglichkeiten sich einzubringen

Auf dem Marktplatz können alle legalen Güter, ob neu oder gebraucht, verkauft oder verschenkt werden, eine Verleihfunktion ist gerade in Arbeit. Die Auswahl an Produkten ist vielfältig, von Kleidung und Lebensmitteln über Spielzeuge, Bettwäsche, Bücher und Möbel ist alles dabei. Wer auf der Plattform faire oder gebrauchte Güter kauft, erhält  sogenannte “FAIR Share Points” (FSP). Damit können diese Nutzer unter anderem über die Verwendung von generierten Spendengeldern mitentscheiden. In einer mehrwöchigen “Pionierphase” stellten Interessierte bereits vor dem offiziellen Start Artikel ein, um den Marktplatz zum 24.09.2013 hin schon so gut zu füllen wie möglich – aktuell haben 1.700 Nutzer 5.300 Produkte platziert.  Um das Vertrauen zwischen den Nutzern zu stärken, entwickelt das Team Funktionen für ein Vertrauensnetzwerk, beispielsweise zur Nutzerbewertung.

Wer sich weitergehend an Fairnopoly beteiligen möchte, kann für je 50 Euro Anteile an der Genossenschaft erwerben, bis zu einem Limit von 10.000 Euro. Menschen, die einen schnellen und hohen Exit erwarten, werden enttäuscht sein, darauf ist Fairnopoly nicht ausgerichtet. “Firmen bereits auf den Exit anzulegen ist für uns nicht im Sinne der Sache –  die eigentliche Idee der Gründung geht dabei verloren. Die Genossenschaft ist dafür eine passende Rechtsform, da sie exitresistent ist.”

Finanzen und Geschäftsmodell

Für die Deckung der Vorlaufkosten sicherte sich Fairnopoly in einer Crowdfunding-Kampagne bei Startnext satte 210.000 Euro. Das derzeitige Kapital der Genossenschaft liegt mit Crowdfunding und Genossenschaftsanteilen bei etwa 300.000 Euro. Um die begonnene Entwicklung des Marktplatzes weiter voranzutreiben, sollen über weitere gezeichnete Einlagen nochmals 50.000 Euro erreicht werden. Überdies läuft seit Mitte November eine weitere Crowdfunding-Runde, die die Finanzierung für 2014 sichern soll. Deren Ziel liegt bei satten 500.000 Euro. Ab einer Schwelle von 125.000 Euro ist die Kampagne erfolgreich, was noch dazu kommt, ist dann „Bonus“.

Verkäufer zahlen eine Quartalsgebühr und geben allgemein 7 Prozent der Transaktion an Fairnopoly. Für faire Produkte beläuft sich die Provision lediglich auf 4 Prozent, bei verschenkten Gütern entfällt die Provision natürlich. Einstellgebühren gibt es nicht.

Weth spricht abschließend über das Spannungsfeld zwischen der eigenen Idee und der Meinung außenstehender Experten. Er kommt für Fairnopoly zu folgendem Schluss: “Wir sind der Meinung, dass man, trotz externer Beratung, an der eigenen Idee festhalten sollte, wenn man von ihr überzeugt ist. Das haben wir getan, auch wenn Berater skeptisch waren, ob das Projekt gelingen würde.”

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Thorsten Panknin

Kommt beruflich aus den Bereichen der Mediengestaltung und der Betreuung demenziell erkrankter Menschen. Seit Ende 2012 ist er freier Journalist mit dem Schwerpunkt Start-ups, interessiert sich aber auch für E-Reading und Open Source.