“Das Konzertbusiness hinkt dem digitalen Wandel hinterher” – Roberto De Simone von Gigly

Roberto De Simone will mit Gigly (www.gigly.de) ein kleines Stück das Konzertbusiness revolutionieren. Bisher ist Gigly nur für Köln nutzbar, De Simone setzt aber auf Expansion und sprach im Gründer-Kurzinterview mit deutsche-startups.de über […]

Roberto De Simone will mit Gigly (www.gigly.de) ein kleines Stück das Konzertbusiness revolutionieren. Bisher ist Gigly nur für Köln nutzbar, De Simone setzt aber auf Expansion und sprach im Gründer-Kurzinterview mit deutsche-startups.de über seine Pläne und was genau die deutsche Musikszene online noch braucht.

Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Hinter Gigly steckt die Idee endlich “Licht” in lokale Konzertszenen zu bringen. Oder anders: Wir verschaffen städtischen Konzertszenen neue Kunden bzw. Konzertgänger. Städtische Live-Musikszenen sind sehr oft unglaublich reichhaltig und bunt. Wer momentan diese Angebot nutzen will, muss bereit sein, sich selbst auf den Weg zu machen und zu recherchieren was, wann und wo veranstaltet wird. Gigly bringt Angebot und Nachfrage gezielt zusammen. Im Grunde das klassische Marktplatz-Prinzip.

Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Das Konzept hat sich seit der Ursprungsidee kaum geändert. Das Konzertbusiness ist noch eine der wenigen größeren Branchen, welche dem digitalem Wandel stark hinterher hinkt. Die Aufbereitung und Distribution von Konzertdaten an Endkunden und auch der Bereich Online-Ticketing hinken gegenwärtigen Web-Standards weit hinterher. Darunter leidet die Branche sehr. Das höre ich immer wieder und von allen Seiten. Gigly will sich als Mittler und Servicepartner in genau diesem Umfeld etablieren. Das war die erste Idee und ist sie auch immer noch.

Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Im Bereich der Online-Konzertkalender und Event-Portale gibt es einige Mitbewerber. Viele versuchen mal gut, mal weniger gut Konzertdaten an den Mann zu bringen und darüber dann wiederum Ticketkäufe bzw. entsprechende Leads zu generieren. Speziell für Konzertdaten gibt es kaum einen unabhängigen Player im Markt. Ich kenne zumindest keinen überregionalen Anbieter hier aus Deutschland, welcher nicht zu einem Verlag gehört oder eben zu CTS Eventim. Im Bereich Ticketing gibt es zwei Lager. Einmal der übermächtige und äußerst erfolgreichen Branchenriese CTS Eventim AG in Bremen und eine Hand voll regionaler Ticketing-Anbieter. Keiner der Player hat es geschafft die “Eventdatennuss” zu knacken. Die Vorraussetzungen dazu sind äußerst anspruchsvoll und hängen zu einem großen Maße von den dazu eingesetzten Technologien und deren Verständnis ab.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Gigly muss eine starke Marke im Web werden, der man das Thema Konzertdaten zu 100% zutraut und im Zuge dessen man Gigly als Partner in diesem Umfeld voll vertraut. Das erreichen wir nur mit exzellenten Services und der überdurchschnittlich guten Aufbereitung, Darstellung und Distribution von Konzertdaten. Wenn wir das Versprechen weiterhin halten, dann werden wir auch in den Genuss kommen mit unseren Partner erfolgreiche Geschäfte machen zu dürfen. Bis dahin ist jedoch noch eine Menge Pragmatismus, genaue Beobachtung und der klare Wille es zu schaffen die Vorraussetzung um überhaupt weiter zu kommen.

Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Geld will und wird Gigly mit dem Angebot von Mehrwertdiensten – unter anderem transaktionsbasiert – verdienen. Eine stark optimierte Self-Service eTicketing Lösung wird dabei unseren Kernservice darstellen. Um diesen Service herum kann ich mir noch sehr gut weitere sinnvolle Mehrwertdienste vorstellen. Wichtig ist mir dabei jedoch das wir fokussiert bleiben und das Thema Konzerte voll und ganz zu dem unseren machen. Ich habe großen Respekt vor der Falle, gerade im Online-Musikbereich, alles sein zu wollen -MySpace, iTunes,Eventim, Spotify. Und wann wir schwarze Zahlen schreiben werden weiß ich leider nicht. Es sollte jedoch spätestens dann eintreten wenn alle Beteiligten es auch erwarten.

Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Wir sind in Köln mit dem Musikgenre Jazz gestartet und werden das Thema bald auch auf weitere deutsche Großstädte ausrollen. Berlin und Hamburg sind die nächsten “Konzertdatenmärkt” die wir erobern werden. Am “Ende” betreiben wir einzelne Portalbereiche zum Thema Jazz für die 10 größten Städte in Deutschland. Alles dazwischen wird über eine PLZ-Suche abgedeckt werden. Wenn Jazz für gesamt Deutschland steht – hat bisher übrigens noch niemand auch nur annähernd geschafft – werden wir uns weitere Genre vornehmen – Rock, Pop, Klassik, Elektro. Unsere Learnings aus dem Rollout für Jazz werden uns dabei sehr behilflich sein. Der Markt bzw. das Potential ist unfassbar riesig. Nach Deutschland würden wir uns weiter in Europa ausbreiten.

Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Ein wichtiger Meilenstein ist für uns das baldige Closing einer ersten Seed-Runde. “Ohne Moos nix los” beziehungsweise ohne eine gewisse Anschubfinanzierung kann man in diesem High-Tech-Umfeld nicht gewinnen. Wir wollen zudem innerhalb der ersten 12 Monaten unsere eTicketing Lösung an den Start bringen und erste zufriedene Kunden bedienen. Und ein letzter – für mich persönlich wichtiger – Meilenstein ist es, klarer “Konzertdaten-Marktführer” in unserem ersten Genre “Jazz” zu werden.

Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews

Zur Person:
Der erklärte Jazzexperte, Kaffeetrinker, Hundeliebhaber und Malaysiafan ist der Gründerszene kein Unbekannter. Schon in vielen etablierten Start-ups hat der einstige Lehramtskandidat den Gründern über die Schulter geschaut, ehe er nach einem beruflichen Ausflug nach Kuala Lumpur unlängst Gigly in Köln gründete.

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.