#Interview

“Wir denken, dass KI die Zukunft des Lernens unterstützt”

Die Tomorrow University positioniert sich als "moderne Universität". Derzeit investiert das Berliner Team massiv in das Trendthema KI. "So haben wir ein Kompetenz-Framework entwickelt, welches uns erlaubt, Lernpfade kontinuierlich anzupassen", sagt Gründer Christian Rebernik.
“Wir denken, dass KI die Zukunft des Lernens unterstützt”
Montag, 9. September 2024VonAlexander Hüsing

Das Berliner Unternehmen Tomorrow University, 2020 von Christian Rebernik und Thomas Funke als Tomorrow’s Education gegründet, startete einst mit einem berufsbegleitenden Masterprogramm. Inzwischen positioniert sich das EdTech als “moderne Universität”. “Bei unseren Studiengängen stehen die Themen Wirtschaft, Nachhaltigkeit und Technologie im Mittelpunkt. Das Besondere ist, dass das Studium ganz individuell auf jeden einzeln zugeschnitten ist”, sagt Gründer Rebernik.

In den vergangenen Jahren sammelte das EdTech rund 14 Millionen Euro ein – unter anderem von EduCapital, Emerge Education. Sparkmind.vc, Redstone, Mediahuis Ventures, 4P Capital, Zanichelli Ventures sowie Angel Investoren wie Verena Pausder, Ralf Reichert und Daniel Jung. Derzeit arbeiten 50 Mitarbeitende für die Tomorrow University.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Tomorrow University-Macher Rebernik über Blickkontakt, KI und Selbstverwirklichung.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Tomorrow University erklären?
Wir sind eine moderne Universität, an der man online mit anderen Menschen aus der ganzen Welt studiert. Bei unseren Studiengängen stehen die Themen Wirtschaft, Nachhaltigkeit und Technologie im Mittelpunkt. Das Besondere ist, dass das Studium ganz individuell auf jeden einzeln zugeschnitten ist: Der oder die Studierende ist nicht einfach eine Nummer, sondern lernt basierend auf dem eigenen Lernpfad anhand praktischer Projekte. Anschließend arbeiten die Absolventen in modernen Unternehmen oder gründen ihr eigenes Business. SAP, Deutsche Bank oder auch Google und Tesla stehen bei ihnen hoch im Kurs.

Was war zuletzt das Highlight bei Euch?
Das letzte große Highlight war der Start vom MBA x Vision. Ein Studiengang, bei dem alle Teilnehmenden eine Vision Pro – sozusagen als Teil der Studiengebühr – erhalten. So sind für jeden die absolut beeindruckenden Möglichkeiten des immersiven Lernens möglich. Eine großartige Ergänzung zu den bisherigen Video Calls. Das Problem dabei ist, dass man ab zwei Teilnehmenden nur noch in ein Kameraloch starrt, ohne Blickkontakt austauschen zu können. Das macht es schwer, soziale Beziehungen aufzubauen. Spatial Personas, wie der immersive Raum der Vision Pro heißt, löst dieses Problem. Dort kann man Personen ansehen und hört sogar, von wo jemand spricht, eine faszinierende Technologie. Gleichzeitig hat man die Hände frei und kann damit gestikulieren oder am Keyboard tippen. Das bringt Online-Lernen auf die nächste Stufe.

Es herrscht weiter leichte Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Was ist Deine Sicht auf diese Eiszeit?
Während der Pandemie boomten Online-Unternehmen, da alle Menschen auf das Internet angewiesen waren. Jetzt erreichen viele Bereiche eine Sättigung und es gibt weniger Innovationen. Der Fokus liegt aktuell auf der künstlichen Intelligenz (KI). In diesem Bereich wird richtig viel Geld investiert. Aber auch Robotik oder Green Energy verzeichnen großes Wachstum. Das ist eine harte Realität für viele Unternehmen, die nicht in diesen Sektoren unterwegs sind, da sie um weniger Kapital kämpfen (müssen). Für uns ist das ein Vorteil, da das genau die Themen sind, weshalb Studierende zu uns kommen.

Wie hat sich Tomorrow University seit der Gründung entwickelt?
Seit der Gründung hat sich einiges getan. Wir sind stolzer Partner des GreenTechFestivals und schaffen gemeinsam eine globale Plattform, um Changemaker zu fördern und grüne Technologien voranzutreiben. Viele Unternehmen stecken in tiefgreifenden Veränderungsprozessen, die von Mitarbeitern mit dem entsprechenden Know-how getragen und vorangetrieben werden müssen. Daher haben wir kurze Impact Certificates entwickelt, die darauf abzielen,  zu nachhaltigen Führungskräften, AI-Entwicklern und Transformatoren weiterzubilden. Die IBB-Förderung in Millionenhöhe ermöglicht es uns, personalisiertes Lernen weiterzuentwickeln. Damit unterscheiden wir uns nicht nur von anderen Universitäten, sondern verbessern auch maßgeblich die Lernerfahrungen. Hinzu kommt, dass unsere Studierenden von der Expertise herausragender Persönlichkeiten wie Mario Götze profitieren. Wer könnte anschaulicher erfolgreiche Teamführung erklären als ein echter Weltmeister?

Welches Projekt steht in den kommenden Monaten ganz oben auf der Agenda bei Euch?
Wir denken, dass KI die Zukunft des Lernens unterstützt und personalisiert. Deswegen investieren wir auch in diesen Bereich. So haben wir ein Kompetenz-Framework entwickelt, welches uns erlaubt, Lernpfade kontinuierlich anzupassen. Unser Ziel ist es, Studierenden zu helfen, in ein “Flow”-Lernen zu gelangen. Sie lernen an Herausforderungen, die weder so schwer sind, dass sie aufgeben, noch so leicht, dass sie gelangweilt sind. Das ist wichtig, da wir alle unterschiedliche Erfahrungen und Ausprägungen haben. Abhängig vom jeweiligen Lernziel und der entsprechenden Persönlichkeit, sieht der Lernpfad dann entsprechend anders aus. Das Ergebnis ist der Erfolg unserer Studierenden. Sie bauen Wissen auf, lösen Probleme und geben ihr Know-how weiter. Wir bilden ihre Fähigkeiten zielgerichtet aus, damit die Studierenden der Tomorrow University die Probleme von morgen lösen.

Wo steht Tomorrow University in einem Jahr?
Für uns dreht sich alles um die Selbstverwirklichung der Menschen. Erreichen tun wir das durch die Ausbildung und Vernetzung auf Grundlage ihrer eigenen Mission. Darauf ausgerichtet, entwickeln wir im nächsten Jahr noch weitere Studiengänge und persönliche Lernpfade. So stärken wir die Community und sorgen für ihr Wachstum. Schon heute gibt es Lerngruppen in Berlin, Hamburg, München, Wien und Zürich sowie regelmäßige 2-Tages-Meetups, sogenannte Immersion Days, an denen sich die Studierenden persönlich treffen. Durch die verstärkte Individualisierung und Studiengangs übergreifende Vernetzung verbessern wir nicht nur das Studienerlebnis, sondern bereiten die Studierenden auch auf ihren Erfolg vor.

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Foto (oben): Tomorrow University

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.