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Gründen mit wenig Startkapital – So gelingt’s

Ein geringes Startkapital sollte auf keinen Fall ein Hindernis sein, eine gut durchdachte Gründungsidee in die Realität umzusetzen. Schließlich kann selbst mit lediglich 200 Euro der Sprung ins Gründertum gelingen. Ein Gastbeitrag von Sven Przywarra.
Gründen mit wenig Startkapital – So gelingt’s
Freitag, 2. Februar 2024VonTeam

Ideen für Unternehmen gibt es zuhauf, doch viele kommen nicht über den Bierdeckel in der Kneipe hinaus. Die größte Hürde bei einer Gründung ist und bleibt das Kapital. Laut dem KfW-Gründungsmonitor 2022 gehört das finanzielle Risiko zu einem der Hauptargumente gegen eine Gründung. Doch ein geringes Startkapital sollte kein Hindernis sein, eine gut durchdachte Gründungsidee auch wirklich in die Realität umzusetzen. Schließlich kann selbst mit lediglich 200 Euro der Sprung ins Gründertum gelingen. 

In der Anfangsphase gute Entscheidungen treffen

Besonders die ersten Monate einer Gründung können eine Herausforderung darstellen, denn auf die Gründungswilligen prasseln massenhaft neue Informationen ein, die in Ruhe evaluiert werden müssen. Das erfordert viele Absprachen im Gründungsteam und die ein oder andere Brainstorming-Session. Denn bereits in der Anfangsphase ist es wichtig, strategisch gute Entscheidungen zu treffen, um das Unternehmen später profitabel zu gestalten. Stehen den Gründer:innen zu Beginn nur wenige Euros für die Gründung zur Verfügung, sollte das bisherige Leben auf keinen Fall stillgelegt werden. Schließlich kann eine Gründung vorerst ruhig als “Nebenjob” und somit als lehrreiche Herausforderung neben dem Studium und/oder einer anderen Arbeit angesehen werden. Das mangelnde Startkapital muss nicht immer eine Hürde sein, es ist auch durchaus ein Ansporn dafür, kreativer und strategischer zu denken. In der Brainstormingphase und der Entwicklung des ersten Prototyps lohnt es sich für die Gründungswilligen selten, Büro- oder Lagerräume anzumieten. Meistens reichen Sitzgelegenheiten in Cafés oder der örtlichen Bibliothek, um die Anfangszeit sinnvoll und sparsam zu überbrücken. Spätestens sobald der Businessplan ausgearbeitet ist, sollten Gründer:innen eine umfangreiche Recherche sowie Analyse über verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten vornehmen. Dabei ist es auch wichtig, lokale Ressourcen zu berücksichtigen. In Berlin gibt beispielsweise Berlin Partner einen Überblick über verschiedene Fördermöglichkeiten für Unternehmer. 

Mit Vollgas in die Gründung

Sind die Recherchen abgeschlossen, geht es um die konkrete Umsetzung der Unternehmensgründung mit kleinem Budget. Die meisten denken beim Wort “Unternehmen” an eine GmbH. Doch gerade, wenn nur wenig Startkapital zur Verfügung steht, weist diese Rechtsform Tücken aus: Hier liegt das Mindestkapital bei 25.000 Euro. Für alle, die sich das nicht leisten können, ist die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) eine gute Alternative. Für deren Gründung ist kein bestimmtes Grundkapital notwendig. Wichtig ist jedoch, dass sich zwei Personen zusammenschließen, die gemeinsam ein bestimmtes Ziel, zum Beispiel die Einführung eines neuen Produkts, verfolgen. Soll das neu gegründete Unternehmen später und mit den richtigen Voraussetzungen doch eine GmbH werden, kann die GbR in eine solche umgewandelt werden. Auch ist nun der richtige Zeitpunkt gekommen, sich bei Wettbewerben anzumelden. Diese sind oftmals auf die erste Zeit im Gründertum oder auf eine bestimmte Branche ausgerichtet und winken mit einem Preisgeld, das die erste Zeit als Unternehmer:in extrem erleichtert. Zudem gibt es einige Stipendien, wie das EXIST Gründungsstipendium, welches Gründungen im Technologiebereich unterstützt. Sobald die erste größere Finanzspritze eingeholt ist, lohnt es sich für die meisten Gründer:innen, aus dem “Nebenjob Gründung” eine Vollzeitstelle zu machen. Spätestens zu dieser Zeit sollten sich alle Unternehmer:innen auch mit dem Thema Netzwerken auseinandersetzen, denn ein starkes Netzwerk hilft Gründungsteams dabei, Beziehungen zu Unternehmer:innen, Industrieexpert:innen sowie potenziellen Kund:innen und Investor:innen aufzubauen. Diese Beziehungen können für den weiteren Verlauf des Unternehmens nicht nur erste Einblicke in die jeweilige Branche bieten, sondern auch durch Referenzen und Aufträge für mehr finanziellen Spielraum sorgen. Was dabei nie vergessen werden darf: Beim Netzwerken profitieren immer beide Seiten. Es geht nicht darum, sich oder sein Produkt zu verkaufen, sondern langfristige Beziehungen aufzubauen, in denen man einander unterstützt. 

Nicht (ver)zweifeln

Die Gründung mit wenig Startkapital ist mit besonderen Herausforderungen verbunden und benötigt extra viel Zeit für die Planung, Recherche und Antragstellung für finanzielle Förderungen.  Es ist also nicht verwunderlich, dass die vielen Aufgaben, die mit einer Gründung auf das Gründerteam einprasseln, erst einmal überfordern. Trotzdem ist dies kein Grund zu verzweifeln. Denn egal, ob die Gründer:innen direkt aus dem Studium kommen oder bereits einige Jahre Berufserfahrung haben – auf die Anforderungen, die mit der Gründung einhergehen, ist niemand vorbereitet. Deshalb ein besonderer Appell an alle Junggründer:innen, die wahrscheinlich das geringste Startkapital vorweisen können: Wenn ihr von eurer Gründungsidee überzeugt seid, dann wagt den Sprung ins Gründertum. Selbst, wenn es mit dem Unternehmen nicht klappen sollte, so sammelt ihr während der Zeit wertvolle Erfahrungen und erlangt Softskills, wie effizientes Zeit- und Selbstmanagement, von denen ihr in einem anderen Job stark profitieren werdet. 

Über den Autor
Sven Przywarra gründete 2017 gemeinsam mit Daniel Seidel das Erdbeobachtungsunternehmen LiveEO. LiveEO ist ein globaler Marktführer für satellitengestützte Infrastrukturüberwachungslösungen. Vor der Gründung von LiveEO initiierten Sven und Daniel NewSpaceVision, Europas größte Veranstaltungsreihe und Podcast mit dem Ziel, die Branche zu vernetzen. Bei LiveEO leiten Sven und Daniel ein Team von mehr als 100 Mitarbeitern, die daran arbeiten, die Erkenntnisse der Erdbeobachtung für Versorgungsunternehmen weltweit nutzbar zu machen. Sven wurde von Forbes als einer der 30 unter 30 in Deutschland ausgewählt. 2023 wurde er in den BITKOM Hauptvorstand gewählt.

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Foto (oben): Shutterstock