#Gastbeitrag

So klappt es auch für GründerInnen mit der Entspannung

Eine Auszeit einmal im Jahr ist auch für GründerInnen das Minimum, wenn sie weiterhin Kraft in ihr Business stecken wollen. Studien belegen, dass nach jeder Entspannungsphase der Zeitverlust durch höhere Produktivität deutlich wieder herausgeholt wird. Ein Gastbeitrag von Anne Fiedler,
So klappt es auch für GründerInnen mit der Entspannung
Freitag, 8. Juli 2022VonTeam

Termine, Probleme, die Last der Verantwortung und dann noch dieser ewige Zeitdruck. Die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer kennen das zur Genüge, gerade in den ersten Jahren nach der Gründung. Urlaubmachen? Wie denn? Selbst wenn das Business schon gut läuft, gönnen sich viele Selbstständige keine längeren Pausen – Urlaub erscheint ihnen zu riskant. Dabei können auch UnternehmerInnen entspannt am Strand liegen oder durch Berglandschaften wandern. Es ist eine Frage der Vorbereitung. 

Was braucht die Kundschaft?

Zuallererst muss geklärt werden, wie das jeweilige Business die Abwesenheit von Chefin oder Chef am besten verkraftet. Was brauchen die KundInnen, was kann ihnen angeboten werden? 

Eine Ärztin kann mit anderen Praxen Vertretungspläne ausarbeiten, so dass die PatientInnen in Notfällen gut versorgt sind, solange die Praxis geschlossen ist. Ein Friseur, der nur mit Terminen arbeitet, kann ebenfalls so planen, dass sein Salon problemlos eine Zeitlang schließen kann. Im Einzelhandel kann gut eingearbeitetes Personal das Geschäft führen. Für andere Bereiche wie Coaching muss vielleicht ein Mittelweg gefunden werden, beispielsweise durch einen Servicemitarbeiter, der Erstanfragen entgegennimmt und Termine für nach dem Urlaub vereinbart. 

Das A und O: Rechtzeitige Planung und Information 

Zerbrechen Sie sich nicht im stillen Kämmerlein allein den Kopf, darüber, wie es gehen könnte, sondern gehen Sie offen mit Ihren Plänen um. Wenn Ihr Team frühzeitig eingebunden wird, können auch Rückfragen rechtzeitig kommen. Auf diese Weise stoßen Sie möglicherweise auf Baustellen, die Sie selbst nicht gesehen hätten.

Viele der Schwierigkeiten, die Sie oder Ihr Team befürchten, wird es allerdings gar nicht geben. Deshalb reicht ein gesundes Maß an Absicherung, zum Beispiel durch eine gute Vertretung. Sich Sorgen machen, heißt Probleme planen. 

Informieren Sie nicht nur Ihre MitarbeiterInnen, sondern auch die Kundschaft baldigst über die Urlaubspläne. Je nach Unternehmen per Aushang im Laden oder via Info auf der Website, geänderte Öffnungszeiten bei Google Business und so weiter. 

Enorm hilfreich: Ein fähiges Team

Wenn das Business in Ihrer Abwesenheit weiterlaufen soll, dann hat das mit Loslassen zu tun. Das ist wie bei einer Mutter, die zum ersten Mal ihr Baby in fremde Hände gibt, um sich einen schönen Abend zu machen. Und so wie die junge Mama ihren Abend nicht genießen kann, wenn sie alle paar Minuten mit dem Babysitter telefoniert, so wird auch Ihr Urlaub nicht erholsam, wenn Sie nicht loslassen.

Es ist einfacher, wenn Sie sich frühzeitig um eine fähige Vertretung und ein reaktionsstarkes Team gekümmert haben. Um im Bild zu bleiben: Mit einem erfahrenen Sitter fühlen Sie sich besser als mit dem Teenager von nebenan, der noch nie mit Babys zu tun hatte. 

Für ein Unternehmen sind folgende Fragen zentral und sollten frühzeitig gestellt werden:

  • Gibt es einen Vertreter oder eine Vertreterin, der oder die ihr Vertrauen genießt?
  • Wenn nicht: Lässt sich jemand finden und schulen?
  • Muss die Person alles übernehmen, was Sie sonst machen, oder reicht es, wenn ein Teil der Aufgaben übernommen wird?
  • Wie soll die Übergabe aussehen?
  • Gibt es hilfreiche Vorlagen, dokumentierte Prozesse und Richtlinien?
  • Hat er oder sie Zugang zu wichtigen Tools sowie das nötige Wissen über Prozesse und/oder KundInnen?
  • Ist klar, welche Entscheidungen er oder sie allein treffen darf? 
  • Wie können sich die MitarbeiterInnen Ihres Teams bei Fragen selbst helfen?
  • Was ist ein Notfall – wie soll sich das Team dann verhalten?
  • Können manche Aufgaben bis zu Ihrer Rückkehr warten?
  • Sollen Termine für die Zeit nach dem Urlaub angenommen werden? Von wem? 

Für das Sicherheitsgefühl kann es außerdem hilfreich sein, sich ein realistisches Worst-Case-Szenario auszumalen. Was würde geschehen, wenn in Ihrer Abwesenheit wirklich etwas schief ginge? Würde es gleich das Aus für Ihr Unternehmen bedeuten? Sehr unwahrscheinlich. Prüfen Sie, ob Sie eine Versicherung abschließen oder sich finanziell absichern können, wenn es dem Seelenfrieden und den Urlaubsplänen dient. 

Eine Auszeit einmal im Jahr ist auch für UnternehmerInnen und GründerInnen das Minimum, wenn sie weiterhin gesund bleiben und Kraft in ihr Business stecken wollen. Studien belegen, dass nach jeder Entspannungsphase der Zeitverlust durch höhere Produktivität deutlich wieder herausgeholt wird. Und mit einem Burnout ist niemandem gedient. 

Herausfinden, was guttut

Echte Auszeit, das bedeutet: Ohne Dienst-Handy, ohne Emails, unerreichbar für die MitarbeiterInnen. 

Schon jetzt sind Sie für niemanden erreichbar, wenn Sie in einem wichtigen Kundengespräch sind. Das können Sie ausweiten. Üben Sie die Pause von der Arbeit. Verschwinden Sie erst einmal für einen oder zwei Tage von der Bildfläche und sehen Sie, was passiert. Finden Sie heraus, was Ihnen guttut. 

Und ist er endlich da. Ihr Urlaub.

Mindestens vierzehn Tage süßes Nichtstun mit gutem Gefühl.

Ihr wichtiger Termin mit Ihnen selbst. 

Über die Autorin
Anne Fiedler hat acht Jahre lang als Bankerin gearbeitet, nebenbei ihren MBA abgeschlossen und war in diversen namhaften Konzernen als Führungskraft für internationale Projekte und Teams tätig. Inzwischen hilft sie erfolgreichen Solo-Selbständigen und kleinen Unternehmen dabei, noch erfolgreicher zu werden und den Spaß dabei nicht zu verlieren.

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Foto (oben): Shutterstock