#Gastbeitrag

Der erste Schritt zum Early-Stage-Investment

Das Kennenlern-Gespräch aus Investoren-Sicht: Welche Daten, Zahlen und Fakten sitzen sollten, wie sich Gründer*innen richtig präsentieren und warum der Ort des ersten Treffens bereits den Unterschied machen kann. Venture Capital-Geber Maximilian Block. erzählt, was beim ersten Gespräch mit wirklich wichtig ist.
Der erste Schritt zum Early-Stage-Investment
Freitag, 3. Juni 2022VonTeam

Aus eigener Erfahrung als Gründer weiß ich, wie man sich kurz vor dem Gespräch mit potenziellen Investor*innen fühlt. Was wollen sie von mir hören? Auf welche zwischenmenschlichen Signale achten sie? Und habe ich alle Zahlen im Kopf? Mittlerweile stehe ich auf der VC-Seite und möchte durch meine Gründer-Erfahrungen auf mehr Persönlichkeit im Kennenlern-Gespräch setzen. Hier sind meine persönlichen Ratschläge für alle, die auf der Suche nach Investor*innen sind, mit denen sie als echte Partner ein gemeinsames Business entwickeln können. 

Wie ausgereift muss die Business-Idee sein?

Den berühmten Fuß in die Tür bekommen Gründer*innen bei Investor*innen nach wie vor über ihr Pitchdeck. Dass dieses alle grundlegenden Informationen zur Geschäftsidee (Problem und Lösung), eine Marktanalyse, die Präsentation bzw. Planung des Teams sowie die Finanzplanung und eine Aufstellung des Kapitalbedarfs beinhalten sollte, ist natürlich allseits bekannt. Bei den „hard facts“ liegt das Hauptaugenmerk klar darauf, dass das Business skalierbar ist. 

Und auch wenn wir uns erst in der Seedphase befinden, muss das Produkt oder die Dienstleistung bereits einen eindeutigen Mehrwert aufweisen – und Gründer*innen müssen diesen vor allem auch kommunizieren können. Da hilft es z. B., mit ganz unterschiedlichen Menschen aus dem beruflichen und privaten Umfeld zu sprechen und den Elevator-Pitch und die USPs zu schärfen. Warum also nicht auch einfach mal vor den Verwandten pitchen? Getreu dem Motto: „Wie würde ich meiner Oma mein Startup erklären?“.

Bei aller Begeisterung für die Business-Idee: Um das Marktpotenzial abschätzen zu können, muss die Zielgruppe klar definiert sein – auf generische Personas können wir dabei übrigens gerne verzichten. Gelingt das, wird bestenfalls auch der Nutzen für die Wunsch-Kund*innen schnell und deutlich erkennbar. Auch die eigenen Erfahrungswerte und Erlebnisse der Gründer*innen können hier sehr hilfreich und zielführend für das Verständnis der Investor*innen sein.

Wie entscheidend ist das Auftreten der Gründer*innen?

Der erste Eindruck zählt. Dieser Spruch trifft sowohl auf eine klassische Date-Situation als auch auf das Treffen mit den potentiellen Investor*innen zu, denn: Für ein Investment in der Seedphase ist eine klare und stimmige Präsentation des Pitchdecks genauso wichtig wie das Auftreten der Gründer*innen. Schließlich ist Gründen ein People Business. Deswegen kann für uns die persönliche Chemie über Top oder Flop entscheiden. 

Im Endeffekt geht es Early-Stage-Investor*innen nicht nur darum, Kapital zur Verfügung zu stellen, sondern auch darum, gemeinsam die Basis für ein skalierbares Business aufzubauen. Da wir grundsätzlich über das Finanzielle hinaus auch mit unserem Wissen und Netzwerk unterstützen, sollten Gründer*innen uns mit der Begeisterung für ihr Startup anstecken. Und das geht einfach am besten im echten Leben – deshalb sind Vor-Ort-Gespräche definitiv vor Digital-Meetings zu bevorzugen. Eine Sache, die Gründer*innen nicht nur etwas Aufregung nimmt, sondern uns auch noch bei der Einschätzung hilft: Wenn der erste Termin beim Startup oder einem von den Gründer*innen ausgesuchten Ort stattfindet. Denn auch wenn es nicht in die offizielle Bewertung einfließt: Durch die Location erfährt man schon viel über seine*n potenziellen Kooperationspartner*innen. Dazu zählen z. B. auch Team-Shirts, die schon vor dem „Hallo“ die Startup-Identität erkennen lassen.

Zusammenfassend lässt sich daher sagen, dass wir vor allem auf die Authentizität unseres Gegenübers achten. Das heißt, die Story und das Package müssen stimmen und wir sollten merken, dass er*sie wirklich an die Idee glaubt und bereit ist, die berühmte Extrameile dafür zu gehen. Eine klare Vision der Entwicklung des Businesses ist dabei ebenso wichtig, denn wenn man so viel Zeit gemeinsam verbringt, müssen beide Parteien in der Lage sein, realistische Ziele zu stecken.

Über den Autor
Maximilian Block ist Geschäftsführer von ESB Invest, einer der gründerfreundlichsten Venture-Capital-Gesellschaften Deutschlands. Der Frühphasen-Investor fokussiert sich auf Startups aus Mecklenburg-Vorpommern und setzt dabei – neben einer Early-Stage-Finanzierung – vor allem auf den Austausch von persönlichen Erfahrungen, Netzwerk und Wissen. Block ist Gründer des erfolgreichen Legal-Tech-Unternehmens advocado und darüber hinaus als Landessprecher des Bundesverbandes Deutscher Startups und Digitalisierungsbotschafter Mecklenburg-Vorpommerns für die Region aktiv.

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Foto (oben): Shutterstock