#Gastbeitrag

7 Gründe, warum Urban Tech immer relevanter wird

Urban Tech wächst rasant. So hat sich die Zahl der jungen Unternehmen, die allein in den Segmenten saubere Energie beziehungsweise Mobilität aktiv sind, seit 2014 weltweit mehr als verzehnfacht. Ein Gastbeitrag von Simon Math.
7 Gründe, warum Urban Tech immer relevanter wird
Freitag, 13. Mai 2022VonTeam

Immer mehr Menschen weltweit drängen in die Städte. Die Folge: Häuser und Straßen müssen neu gebaut werden, die Luftverschmutzung steigt und die Anforderungen an die Infrastruktur wachsen. Technologien sorgen für einen schonenderen Umgang mit Ressourcen, erhöhen die Effizienz durch Digitalisierung oder vereinfachen das Leben der Menschen durch technischen Fortschritt – man spricht von Urban Tech.

Städte sind gemäß einer Studie der Vereinten Nationen für 60 % des Treibhausgasausstoßes verantwortlich. Nach einer Prognose der UNO wird sich dieser Zustand weiter verschärfen, wenn im Jahr 2050 etwa 68 % der Weltbevölkerung in Städten leben werden. Aktuell liegt dieser Anteil bei 55 %. Nur mithilfe von technischen Innovationen werden wir urbane Lebensräume schaffen können, die diesen Herausforderungen gewachsen sind.

Bausektor – großes Entwicklungspotenzial
Die vielen Menschen in den Städten müssen zuerst eines: irgendwo wohnen. Doch gerade der Bausektor ist für etwa 40 % der weltweiten Emissionen verantwortlich. Hierbei können moderne Techniken erheblich zu einer nachhaltigen und effizienten Bauweise beitragen, etwa durch innovative Baumaterialien, effizientere Abläufe durch den Einsatz von Planungssoftware oder eine digitalisierte Modulbauweise. Doch so groß das Baugewerbe ist, so groß ist auch der Nachholbedarf in puncto Digitalisierung – in Deutschland gibt es laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey nur eine Branche, die noch größeren Nachholbedarf hat: Jagd und Fischerei.

Shared Economy – Erfolgsmodelle adaptieren
Der längst etablierte Trend der Shared Economy gilt auch für Baustellen: Nicht jede Maschine muss gekauft werden. Bagger, Betonmischer, Kräne – alles kann gemietet und geteilt werden. Das spart Ressourcen. Die Baubranche greift damit einen Trend auf, der in der City-Mobilität durch das Car-Sharing längst etabliert ist. Zudem entstehen Plattformen, die zum einen Transparenz über verbaute Materialien schaffen und im nächsten Schritt eine Wiederverwendung dieser Materialien ermöglichen und so weitere wertvolle Ressourcen sparen.

Immobilienbetrieb – Automatisierung und Datenerhebung
Es ist aber nicht nur der Bau der Immobilie, der mit der richtigen Technik optimiert werden kann – der Betrieb gehört ebenso dazu. Mit digitalen Messlösungen für die Immobilien- und Energiewirtschaft lassen sich Abrechnungen automatisieren und damit Energieverbräuche in Immobilien senken. Die exakte Messbarkeit von Verbräuchen ist dabei ein wichtiger Schritt zur Bewertung und Auswahl geeigneter Maßnahmen, die sich dann direkt positiv auf das Klima auswirken.

Umwelt und Naturschutz – das Ökosystem als Ganzes verstehen
Urban Tech bedeutet dabei nicht den isolierten Blick auf die Stadt und ihre Bewohner, sondern beschäftigt sich auch mit der Frage, wie der negative Einfluss der Urbanisierung auf die Umwelt ausbalanciert werden kann. Innovativer Drohneneinsatz zur Aufforstung der Wälder kann dabei helfen, aber auch Geschäftsmodelle, die Unternehmen die Möglichkeit geben, ihren CO2-Fußabdruck zu messen, zu bewerten und auszugleichen. Technologien wie “Direct-Air-Capturing”, die direkt das schädliche CO2 aus der Luft filtern, adressieren die Verschmutzung noch unmittelbarer.

Arbeitsplätze – den Arbeitsplatz neu denken
Viele Arbeitsplätze werden in Zukunft in „hybrider“ Form angeboten, in der ein Teil der Arbeit im Homeoffice stattfindet. Das Büro wird noch stärker zu einem Platz der Interaktion und moderne Office-Management-Lösungen ermöglichen die Zusammenarbeit in dem neuen Standard. Innovative Coworking Lösungen verlagern den Ort der Zusammenarbeit zunehmend in den virtuellen Raum und geben uns bereits heute einen Einblick in ein Leben, das verstärkt im digitalen Raum stattfindet – dem Web 3.0.

Urlaub und Freizeitgestaltung – neue Trends ganz nah
Im Bereich der Wohnimmobilien zeigt sich ein Trend, der auch den Wunsch nach der eigenen Ferienimmobilie näher rücken lässt, das Managed-Co-Ownership-Modell. Hierbei werden Gemeinschaften mit anderen Eigentümern gebildet – denn warum sich ein eigenes Haus kaufen, das man nur für ein paar Wochen im Jahr nutzen kann? Auch die Art, seinen Urlaub zu verbringen, hat sich vor allem in den vergangenen zwei Jahren verändert. Lokale Urlaubsmöglichkeiten in der Natur und lokale Erlebnisse haben für die Menschen deutlich an Bedeutung gewonnen.

Urban Tech als starker Wachstumsmarkt
Das Gute: Die technischen Möglichkeiten werden immer größer. Urban Tech wächst rasant – in allen Bereichen. So hat sich die Zahl der jungen Unternehmen, die allein in den Segmenten saubere Energie beziehungsweise Mobilität aktiv sind, seit 2014 weltweit mehr als verzehnfacht, wie die Studie “Urban Tech” der globalen Startup-Plattform Dealroom zeigt. 2021 sammelten Urban-Tech-Startups rund 23 Milliarden Euro ein, mehr als viermal so viel wie noch fünf Jahre zuvor.

Diese Zahlen lesen sich eindrucksvoll, jedoch ist das Ausgangsniveau relativ bescheiden. Bei Urban Tech befinden wir uns noch am Anfang der Entwicklungsmöglichkeiten. Die Veränderung hat begonnen.

Über den Autor
Simon Math, Partner bei Rivus Capital, arbeitet seit 5 Jahren als Venture Capital Investor mit jungen und innovativen Tech Start-ups aus ganz Europa zusammen. Seit 2021 baut er Rivus Capital mit auf und investiert dort vor allem in frühen (Pre-)Seed und Series A Runden in Urban Tech Start-ups. Vor seiner Zeit als Investor war er für eine große deutsche Unternehmensberatung tätig und studierte Finance & Economics an der WHU – Otto Beisheim School of Management.

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Foto (oben): Shutterstock