#Gastbeitrag

5 Fehler, die Gründer:innen eine Menge Geld kosten

An den fünf häufigen Fehlern zeigt sich deutlich: Im Laufe des Gründungsprozesses, und auch bei der Entwicklung vom Startup zum Scaleup, hängt vieles von der Sparsamkeit der Gründer ab. Das Sparen wird im Volksmund also nicht umsonst als eine Tugend bezeichnet. Ein Gastbeitrag von Ivo Dimitrov.
5 Fehler, die Gründer:innen eine Menge Geld kosten
Montag, 24. Januar 2022VonTeam

Die Gründung des eigenen Startups ist eine aufregende Zeit: Man entwickelt sein Produkt, legt eine Strategie fest, um es auf dem Markt zu etablieren und versucht, Investoren für sich zu gewinnen. Bis allerdings die ersten Gelder fließen, gehen viele junge Unternehmen durch magere Jahre, in denen ihre finanziellen Ressourcen sehr knapp sind. Für Gründer ist dies eine prägende Zeit, denn sie erfordert von ihnen ein ausgeprägtes Durchhaltevermögen. 

Dem Deutschen Startup Monitor zufolge gehörten in diesem Jahr neben Kundengewinnung, Produktentwicklung und Recruitment, auch die Kapitalbeschaffung und das Generieren eines Cashflows zu den größten Herausforderungen von Startups. Gründer müssen daher von Beginn an lernen, sparsam mit ihren Ressourcen umzugehen und, wo es geht, auch Geld einzusparen. Welche Fehler Gründern dabei in der Vergangenheit unterlaufen sind und wie man sie vermeiden kann, zeigen die folgenden fünf Punkte. 

Fehler 1: Teure Büroräume anmieten

Mit der Gründung ihres Startups verwenden viele Unternehmer häufig viel Geld auf das Anmieten eines eigenen Büros – und das kann gerade in zentraler, innenstädtischer Lage sehr teuer sein. Wenn man bedenkt, dass Gründerteams häufig klein, international und motiviert sind, stellt sich die Frage, ob das Ganze überhaupt notwendig ist. Denn die letzten anderthalb Jahre haben uns gezeigt, wie effektiv die Zusammenarbeit auch aus dem Homeoffice sein kann: Während der Covid-19-Pandemie nutzten viele Teams digitale Tools, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten und Meetings in Form von Videokonferenzen abzuhalten. Jetzt, wo sich eine solche Art der Zusammenarbeit etabliert hat, lohnt es sich also, erneut abzuwägen, ob das eigene Team nicht sogar besser remote arbeitet. 

Darüber hinaus sind viele Gründer heute sogenannte Digital Nomads, für die das flexible Arbeiten von überall auf der Welt zur Unternehmensphilosophie gehört. So gibt es bereits Startups, die zu 100 Prozent digital agieren und auf Remote-Working-Konzepte setzen, die es ihren Teams erlauben, über unterschiedliche Zeitzonen hinweg zusammen zu arbeiten. Um die Mitarbeiter trotzdem gelegentlich am selben Ort zusammen zu bringen, können kurzfristig Arbeitsplätze in einem Co-Working Space angemietet oder sogar ein Urlaub für das gesamte Team organisiert werden. Dabei können Kollegen einige Wochen lang in einem Ferienhaus zusammenleben und -arbeiten. Das spart auf Dauer nicht nur Geld, sondern fördert auch das Teambuilding erheblich. 

Fehler 2: Am falschen Ende sparen

Flexibilität und die Fähigkeit, schnell kurzfristige Entscheidungen treffen zu können, gehören gerade in der Anfangsphase von Unternehmen zum Tagesgeschäft dazu. Dennoch ist es unerlässlich, die langfristige Entwicklung des Unternehmens im Blick zu behalten. Und dafür kann es sich unter Umständen auch lohnen, für eine Investition tiefer in die Tasche zu greifen. Denn viele Gründer neigen dazu sich für kostengünstige Lösungen zu entscheiden, ohne sich darüber im Klaren zu sein, dass ihnen diese Entscheidung später einmal teuer zu stehen kommen kann. Ein Beispiel dafür ist die Anschaffung neuer Software- und Hardwarelösungen. Hier sollte man sich Zeit nehmen, um herauszufinden, welches der zur Auswahl stehenden Tools einem auf Dauer den größten Mehrwert bietet. – Denn was heute am günstigsten ist, muss nicht notwendigerweise auch langfristig das Beste sein! 

Das heißt aber nicht, dass man kontinuierlich das eigene Budget überschreiten soll. Stattdessen sollte ausgelotet werden, welche Investitionen dem Unternehmen auf lange Sicht etwas zurückgeben und welche nicht. Mithilfe digitaler Tools können beispielsweise interne Prozesse wie die Buchhaltung automatisiert und geschäftsrelevante Aufgaben wie die Verkaufsabwicklung oder das Monitoring dauerhaft vereinfacht werden. Damit wird nicht nur vermieden, dass man mit seinen Zahlungen in Verzug gerät, sondern es werden von früh auf Strukturen geschaffen, die komplexe Prozesse effizienter gestalten. 

Fehler 3: Die Buchhaltung vernachlässigen

Schauen wir uns das Ganze einmal am Beispiel der Buchhaltung an: Zwar ist sie nicht Teil des Kerngeschäfts, dennoch trägt sie im Wesentlichen dazu bei, dass das Geschäft läuft – und genau das wird von vielen angehenden Unternehmern gerne mal unterschätzt. Denn gerade dann, wenn administrative Tätigkeiten wie die Buchhaltung manuell ausgeführt werden, sind sie besonders fehleranfällig. Wenn man sie darüber hinaus nur stiefmütterlich behandelt, ist das Chaos perfekt. Die Integration einer Buchungssoftware kann hier Abhilfe schaffen. So reduziert sie nicht nur die Fehlerquelle Mensch, sondern erhöht auch die Effizienz der Buchhaltung. Außerdem dient sie als Ablageort für wichtige Dokumente und Belege und vereint darüber hinaus auch diverse Funktionen in sich – von CRM und Angeboten über die Gehaltsabrechnung und Bestandsverwaltung bis hin zur Erfassung mehrerer Bankkonten und Zahlungsmethoden. 

Welche Software für das eigene Startup sinnvoll ist, hängt weitgehend von der Art des Unternehmens ab. Für jene, die von einem Büro aus arbeiten, kann eine Desktop-Software gut funktionieren. Wenn man allerdings auf flexible Remote-Working-Konzepte setzt, ist ein mobiler Zugriff per App von Vorteil. Auch die Anzahl an speziellen Funktionen und die Art der Berichterstellung, die benötigt wird, kann von Geschäft zu Geschäft unterschiedlich sein. Am Ende des Tages ist es wichtig, dass die gewählte Buchungssoftware den Unternehmensalltag erleichtert und einen Überblick über das zur Verfügung stehende Budget verschafft.

Fehler 4: Die Rechnungserstellung hinauszögern

Genauso wichtig wie selbst seine Rechnungen zu bezahlen, ist es, die ausstehenden Rechnungen seiner Kunden nicht aus den Augen zu verlieren – eine Tatsache, der sich jeder Gründer früher oder später stellen muss. Denn ähnlich wie die Buchhaltung zählt auch das Erstellen von Rechnungen nicht zu den Lieblingsaufgaben der meisten Unternehmer. Und das ist auch kein Wunder, denn in der Vergangenheit war die Rechnungserstellung eine aufwendige manuelle Aufgabe und – ähnlich wie die Buchhaltung – in einem hohen Maße fehleranfällig. 

Das muss heute nicht mehr so sein. Mithilfe von Automatisierung wird die Erstellung einer Rechnung innerhalb einer Minute möglich – vom Computer am Arbeitsplatz oder von unterwegs über die Mobile-App. Die erstellte Rechnung kann dann ganz einfach per E-Mail, WhatsApp oder Facebook versendet werden. Der Vorteil einer solchen digitalen Abwicklung liegt auf der Hand: Sie bietet dem Kunden die Möglichkeit, das Geschäft schnell und flexibel via Online-Payment abzuschließen, bevor die Zahlung im Laufe einer stressigen Woche in Vergessenheit gerät. Denn wer die Rechnung über einen Link mit nur wenigen Klicks begleichen kann, tut dies in der Regel umgehend. 

Und sollte ein Kunde das Bezahlen doch einmal vergessen haben, können digitale Tools auch dazu genutzt werden, um ein paar Tage später eine freundliche Erinnerung hinterherzuschicken. Unterm Strich hilft die Nutzung solcher Tools also nicht nur dabei, die Erstellung von Rechnungen zu vereinfachen, sondern sie trägt auch dazu bei, Zahlungsverzüge auf Kundenseite zu vermeiden. 

Fehler 5: Um jeden Preis schnell wachsen

Mit den richtigen Tools und der in der Anfangszeit erworbenen Disziplin, die eigenen Ressourcen sparsam einzusetzen, beginnt das Startup schlussendlich zu wachsen. Wachstum bringt allerdings auch neue Herausforderungen sowie eine Reihe an potenziellen Fehlerquellen mit sich – zum Beispiel, wenn es darum geht, die Produktionskapazitäten zu erhöhen und neue Mitarbeiter einzustellen. Anders gesagt: Investitionen sind in dieser Phase entscheidend, um mit der steigenden Nachfrage Schritt halten zu können. Für viele Gründer stellt sich daher die Frage, ob es unter solchen Umständen überhaupt noch möglich ist, sparsam zu sein. 

Die Antwort lautet: Ja! Denn wie auch schon in der Anfangsphase des Unternehmens ist es während seines Wachstums unabdingbar, das eigene Budget im Blick zu behalten. Denn wenn ein Startup zu schnell wächst, laufen Unternehmer Gefahr, ihre Rechnungen nicht mehr begleichen zu können. Anstatt also zu schnell zu viel zu investieren, sollte ein positiver Cashflow im Mittelpunkt des Wachstumsprozesses stehen, um kontinuierlich wachsen und einen langfristigen Erfolg des Unternehmens gewährleisten zu können. – Daran ist in der Vergangenheit schon der ein oder andere gescheitert. 

Langsam wachsen lautet also die Devise – egal ob es darum geht, mehr zu produzieren oder mehr Personal einzustellen. Denn vorschnell zu entscheiden, kann zu einem Zeitpunkt, in dem das eigene Unternehmen noch nicht ausreichend auf dem Markt etabliert ist, ein teurer Fehler sein. 

An den fünf häufigen Fehlern zeigt sich deutlich: Im Laufe des Gründungsprozesses, und auch bei der Entwicklung vom Startup zum Scale-up, hängt vieles von der Sparsamkeit der Gründer ab. Das Sparen wird im Volksmund also nicht umsonst als eine Tugend bezeichnet. Letzten Endes kann eine sparsame Grundeinstellung zusammen mit sinnvollen und langfristig orientierten Investitionen dazu beitragen, dass aus einem Startup ein erfolgreiches Unternehmen wird. 

Über den Autor
Ivo Dimitrov ist Chief Product Officer bei Finom. Neben 12 Jahren Erfahrung in den Bereichen Design und Produktmanagement, verfügt er über mehr als sechs Jahre Erfahrung in der FinTech-Branche. Darüber hinaus ist er Entrepreneur und Inhaber eines mobilen Marktplatzes für TätowiererInnen und anderen Online-Diensten für Startups.

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Foto (oben): Shutterstock