#Interview

“Der Aufbau eines Unternehmens ist eine lange Reise”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Teil vom Startup-Leben ist, dass es einen voll und ganz absorbiert. Zumindest mir persönlich fällt das Abschalten unglaublich schwer. Darunter leiden leider auch meine Familie und Freunde", sagt Jan Sedlacek, Mitgründer von Stryber.
“Der Aufbau eines Unternehmens ist eine lange Reise”
Freitag, 17. Dezember 2021VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Jan Sedlacek, Mitgründer von Stryber, einem Corporate Venture Builder.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Müde.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Ehrlich gesagt gar nicht. Teil vom Startup-Leben ist, dass es einen voll und ganz absorbiert. Zumindest mir persönlich fällt das Abschalten unglaublich schwer. Darunter leiden leider auch meine Familie und Freunde.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Wie extrem anstrengend das Ganze mental werden würde. Der Aufbau eines Unternehmens ist eine lange Reise, bei der man aber ständig rennt und auch immer wieder hinfällt. Höhen und Tiefen folgen in sehr kurzer Frequenz aufeinander. Das ist auf ganz andere Art anstrengend, als ein “normaler” Job als Angestellter oder Manager.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Die ersten großen Kunden zu finden.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Menschen einzustellen, bei denen wir schon wussten, das sie nicht ganz passen würden. Wir haben sie aber trotzdem eingestellt, weil wir “es mal probieren” wollten. Das haben wir später bitter bereut, weil diese Leute auf die anderen im Team abgefärbt haben.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Das ist je nach Rolle ganz unterschiedlich – jede Position folgt ihrer eigenen Logik, auch bei der Frage, wo die besten Leute dafür sind. Man kann jedenfalls nicht davon ausgehen, dass man sie vor der Haustür findet. Wir haben drum schon früh angefangen auch in anderen Ländern Standorte aufzubauen, was natürlich wiederum mit neuen Herausforderungen einhergeht.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Die Wahl eurer Partner und Schlüssel-Mitarbeiter ist zentral. Ohne meinen Mitgründer Alex und ohne unser Management-Team hätte ich es alleine nie so weit geschafft. Sucht euch Leute, die eure Werte teilen, aber von den Fähigkeiten her komplementär sind. Lest auch die Bücher der besten Gründer, z. B. “The Hard Thing about Hard Things” von Ben Horowitz oder “Zero to One” von Peter Thiel und viele weitere. Davon habe ich mehr gelernt als aus Gesprächen mit anderen Early-Stage-Foundern, die auch keine Ahnung hatten. Zumindest was die großen Fragen anbelangt, die über “wie machst du X” hinausgehen. Wenn ihr Founder kennt, die schon weiter sind in ihrer Reise, haltet euch an die. Mir persönlich war es immer wichtig, das Unternehmen so zu steuern, dass es für die nächste Phase bereit ist. Das hat den Leuten auch immer eine Perspektive gegeben.

Ohne welches externe Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
AWS (Amazon Web Services). Ich bin Amazon sehr dankbar, dass sie damit einen Quantensprung in der Technologie-Entwicklung von Startups ermöglicht haben.

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Die Antwort mag überraschen: Indem wir nur gute Leute einstellen. Es geht in erster Linie drum, gute Leute zu haben, die gemeinsam etwas Großes erreichen wollen, dann ist auch die Motivation gut. Das kann durch kein Office-Event oder sonstige Perks kompensiert werden, die wir natürlich auch haben, das sind aber eher Hygiene-Faktoren. Schlechte Leute aber verderben die Stimmung nachhaltig.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Mit “wild” assoziiere ich ehrlich gesagt nicht viel, außer ein paar legendäre Parties so wie neulich unser Team-Event auf Kreta. “Wild” im weiteren Sinn fand ich es, als wir das erste mal Mandate gegen McKinsey und BCG gewonnen hatten, die mutmaßlich besten Firmen der Welt im Corporate Venturing. Es ist krass und schön nach mittlerweile über fünf Jahren zurückzublicken und zu sehen, dass wir etwas aufgebaut haben, das größer ist, als wir selber und hoffentlich eines Tages auch ohne uns als Gründer Bestand haben wird.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): Stryber