#Gastbeitrag

Personal Coachings fürs Team: “Müssen wir jetzt alle zum Psychologen?!”

Im vierten Teil unserer Serie "Coachings in Startups" gibt Protofy-Gründer Moritz Mann, Tipps, wie man Mitarbeiter:innen für Coachings begeistern kann und wie man dem Team die Scheu davor nimmt.
Personal Coachings fürs Team: “Müssen wir jetzt alle zum Psychologen?!”
Montag, 20. September 2021VonTeam

„Wie haben denn deine Mitarbeiter:innen reagiert? Waren alle gleich begeistert?“ Die Frage kam oft, seitdem wir Personal Coachings für alle im Protofy-Team anbieten. Die Antwort lautet: Nein, es waren nicht alle sofort Feuer und Flamme. Als ich das Thema 2015 erstmals kommunizierte, schlug mir auch Skepsis entgegen. Unternehmer:innen, die ebenfalls vorhaben, Coachings einzuführen, sollten sich deshalb auf kleinere Widerstände zu Beginn einstellen.

Skepsis ist vollkommen normal

Die wesentlichen Befürchtungen bei uns im Team waren damals:

„Müssen wir jetzt alle zum Psychologen?!“

„Kriegen wir ein Protofy-Brainwashing?!“

Ich kann das verstehen. Ein kostenloses Coaching-Angebot gibt es (noch) nicht in vielen Unternehmen. Es ist also nichts, von dem man schon oft gehört hätte – da liegt die Vermutung nahe, dass Unternehmen es aus purem Eigennutz anbieten. Hinzu kommt, dass das Thema mentale Gesundheit im Arbeitsumfeld kaum stattfindet. Es ist immer noch ein Tabuthema, über das viele nicht bei der Arbeit sprechen möchten.

Vertraulichkeit ist das A und O

Ich musste also Überzeugungsarbeit leisten. In einem All-Hands-Meeting habe ich das Konzept im Detail vorgestellt und dabei vor allem erklärt, warum wir die Coachings einführen möchten. Nämlich nicht, um daraus Profit zu schlagen oder irgendwen zu kontrollieren oder zu manipulieren. Sondern als echten Benefit für die Mitarbeitenden. Als etwas, dass sie persönlich weiterbringt und von dem sie auch profitieren, wenn sie Protofy einmal verlassen sollten.

Wichtig ist in meinen Augen, folgende Parameter ganz klar zu kommunizieren:

Die Coachings sind 100 % vertraulich. Es gibt garantiert keinerlei Feedback oder Reportings an die Vorgesetzten.

Die Coachings sind freiwillig. Niemand muss mitmachen. Aber jede:r ist herzlich eingeladen, es einfach mal auszuprobieren.

Die Coachings finden regelmäßig statt – und zwar während der regulären Arbeitszeit. Die Themen bestimmen Coach und Coachee völlig frei.

Die Coachings sind kostenlos. Sie sind in erster Linie als nachhaltiger Benefit für die Mitarbeitenden gedacht. Natürlich profitiert aber auch das Unternehmen davon, wenn die Mitarbeitenden besser und stärker werden.

Die Coachings sind keine Therapie. Das Angebot grenzt sich klar ab von jeglicher gesundheitlichen Behandlung.

Ich habe außerdem von meinen eigenen Coaching-Erfahrungen berichtet. Darüber, was Coaching für mich verändert hat und wie es mich in vielerlei Hinsicht weitergebracht hat – persönlich und beruflich. Hilfreich ist auch, beispielhafte Themen aufzuzeigen, die in den Sessions bearbeitet werden könnten, um die Bandbreite deutlich zu machen. Zu sagen, dass die Coachings nicht nur auf Job-Themen beschränkt sind, sondern es auch um das eigene Mindset, um persönliche Herausforderungen und Lebensfragen gehen darf.

Ein spürbar besseres Miteinander

Die anfängliche Skepsis verflog bei uns so ziemlich schnell. Heute nutzen 97 Prozent aller Teammitglieder von Protofy das Coaching-Angebot. In unserem Arbeitsalltag ist das deutlich spürbar: In Konfliktsituationen etwa merkt man, dass wir gut geschult sind und im Team sehr konstruktiv und lösungsorientiert agieren. Alle haben gelernt, Coaching auch als Tool für nachhaltigere Lösungen einzusetzen. Bei bestimmten Themen heißt es schon mal: „Wollen wir das nicht mal mit einem Coach zu dritt besprechen?“

Es ist toll zu sehen, dass die Coachings wirken. Auch in Zahlen macht es sich bemerkbar – die Effekte des Investments sind für uns direkt messbar.

Im letzten Teil der Serie “Coachings in Startups“: Wie profitiert das Unternehmen? Die messbaren Effekte von Personal Coachings der Mitarbeitenden.

Über den Autor
Moritz Mann ist Gründer der beiden Hamburger Unternehmen Stadtsalat und Protofy, bei dem er Geschäftsführer ist. Der Digital-Enthusiast stieg er direkt nach seinem Master in „International Business“ als Intrapreneur bei PokerStrategy.com ein. Für Moritz gehört Scheitern zum Leben, das hat ihn sowohl der Leistungssport als auch sein erstes Unternehmen Feelgood gelehrt. 2015 nutze er die strategischen Learnings daraus und gründete Protofy. Damit macht er die Essenz aus der Arbeitsweise erfolgreicher Start-ups für den Mittelstand nutzbar, um ihn zu digitalisieren. Moritz beschäftigt sich viel mit Ideen, die unsere Gesellschaft innovativer und unser Leben lebenswerter werden lassen.

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): Shutterstock