Gastbeitrag Bernd O. Engelien

Testen, schrauben, basteln – Design Thinking!

Beim Design Thinking ist ein kreatives Umfeld das A und O. Den Eindruck gewinnt man jedenfalls, wenn man durch Start-up Unternehmen geht. Die DesignLabs sind oft voll mit bunten Klebezetteln, farbenfrohen Sitzsäcken, aufwändigen Kaffee-Lounges und manchmal auch mit einem Tischkicker ausgestattet.
Testen, schrauben, basteln – Design Thinking!
Montag, 18. September 2017VonTeam

Eine Arbeitsmethode ist aktuell in aller Munde – Experten aller Fachrichtungen schwören auf den neuen Ansatz des innovativen Arbeitens: Design Thinking! Doch was steckt dahinter? Bei der Zurich Gruppe Deutschland setzen wir seit mehr als zwei Jahren auf Design Thinking. Im Schwerpunkt in der Produktentwicklung – aber beispielsweise auch in der Unternehmenskommunikation. Diese agile Arbeitsmethode ermöglicht ein schnelleres und effizienteres Entwickeln von zielgruppen- bzw. kundenorientierten Ideen hin zu marktfähigen Lösungen.

Besonders herausfordernd ist bei der Implementierung von Design Thinking, dass man gelernte, meist starre wasserfallartige Prozessabläufe verlassen muss. An diese Stelle tritt ein iterativer Prozess, der in mehreren Phasen klar strukturiert ist und in der Regel wiederholende Schleifen besitzt. Dies hat zum Ziel Fehlentwicklungen früher zu entdecken und entsprechende Lösungen entwickeln zu können. Das Besondere: Scheitern ist durchaus erlaubt, manchmal sogar nötig – ein Schritt, den sich unser Unternehmen unter anderem von der Start-up Mentalität abgeschaut hat – aber auch einen kulturellen Wandel einfordert. Grundsätzlich geht man beim Design Thinking davon aus, dass Probleme besser bewältigt werden, wenn in den Arbeitsgruppen Menschen unterschiedlicher Disziplinen und Verantwortungsbereiche gemeinsam und zeitgleich an der Problemlösung arbeiten – und nicht in nachgelagerten Prozessschritten.

Testen, schrauben, basteln

So geschieht es aktuell bei den sogenannten “Zurich Champion” Teams: Diese interdisziplinären Teams aus verschiedenen Unternehmensbereichen haben das Ziel, sich auf kreative Weise mit bestimmten Kundengruppen wie Gen Y, Best-Agers, Smart Buyers oder Markt-Segmenten wie Bank-Distribution auseinanderzusetzen. Dabei nehmen die Teams eine 360-Grad-Perspektive ein, um neue Produktentwicklungen und –verbesserungen im Sinne des Kunden zu gestalten und zu testen. Grundidee des Design Thinking ist es schließlich, ein Problem, z.B. des Kunden, zu lösen, indem anfangs erst einmal „breit“ gedacht wird, viele Ideen zugelassen und immer wieder erweitert und hinterfragt wird. Mithilfe der sogenannten „Customer Journey“ wird jeder Schritt des Kunden im Rahmen des Produkts genau analysiert, sodass die gesamte Wertschöpfungskette des Kundenerlebnisses abgetastet werden kann. Die ersten Konzepte gelten dann grundsätzlich als Prototypen, die kontinuierlich getestet werden. In den iterativen Schleifen werden stetig Feedback gesammelt und Verbesserungsvorschläge eingeholt – Erfolg und Misserfolg können so frühzeitig direkt erkannt werden. Auch die Unternehmenskommunikation sitzt durch Design Thinking deutlich früher mit am Tisch und kommuniziert nicht mehr am Ende der Kette, etwas Vorgegebenes, sondern gestaltet bereits zu Beginn die Prozessentwicklung mit. Design Thinking unterstützt uns hier bei der Entwicklung von Storytelling und Kommunikationsstrategien.

Mut zum Scheitern

Stetige Erfolgskontrolle und konstruktiver Umgang mit Misserfolgen sind im Prozess des Design Thinking elementar. Ein Umstand den Gründer und Start-ups nur zu gut kennen. Zum einen kann man aus seinen Fehlern direkt wichtige Schlüsse ziehen, zum anderen helfen Fehler auch sich selbst besser kennenzulernen. Nicht umsonst gibt es im Design Thinking eine Kreativ-Technik, die sich Dark Horse nennt: Dabei wird sich absichtlich mit der Idee beschäftigt, die auf den ersten Blick am wenigsten Erfolg verspricht, um darauf weitere Ansätze generieren zu können oder einen Weg zu finden, sie doch nützlich zu verwenden.

Unternehmen können aus dieser modernen Herangehensweise lernen schneller und mutiger zu werden. Das ist wichtig in Zeiten der Digitalisierung, in der Innovationen in rasantem Tempo auf den Markt drängen. Wer sich in einem solchen Marktumfeld nicht verändert, droht abgehängt zu werden. Mit der Design Thinking Methodik kann schon in frühen Stadien erkannt werden, ob die fixe Idee wirklich im Markt zündet oder schon nach kurzer Zeit verglüht. Dann verbrennt man sich weder Finger noch viel Geld.

Keine Kulissenschieberei

Beim Design Thinking ist ein kreatives Umfeld das A und O. Den Eindruck gewinnt man jedenfalls, wenn man durch Start-up Unternehmen geht. Die DesignLabs sind oft voll mit bunten Klebezetteln, farbenfrohen Sitzsäcken, aufwändigen Kaffee-Lounges und manchmal auch mit einem Tischkicker ausgestattet. Hier soll das Brainstormen leichter fallen und die Kreativität soll angeregt werden. Natürlich gilt: diese Accessoires dürfen nicht zur Kulissenschieberei verkommen! Design Thinking ist eine Arbeitsmethode und erfordert eine ernsthafte Auseinandersetzung als solche. Doch in der Tat, eine entsprechend kreative und offen gestaltete Arbeitsumgebung fördert die Ergebnisse in den Teams – einfach dadurch, dass sie zum Dialog beiträgt und die positive Stimmung fördert.

Zum Autor
Bernd O. Engelien ist Leiter Unternehmenskommunikation der Zurich Gruppe Deutschland, die mit 5.200 Mitarbeitern zur weltweit tätigen Zurich Insurance Group gehört. Seit zwei Jahren setzt er mit seinem Team die Design Thinking Methode erfolgreich im Unternehmen ein.

Foto (oben): Shutterstock

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