Gastbeitrag von Kamil Barbarski

Ohne die richtige Motivation ist alles nichts

Heute startet unsere neue Know-How-Serie rund um wichtige Challenges für Startups mit dem Thema 'Motivation'. Sie ist der innere Antrieb, der uns dazu bringt, etwas anzugehen. Wie entdeckt man die Motivation und wie nutzt man sie systematisch für den Erfolg seines Startups?
Ohne die richtige Motivation ist alles nichts
Dienstag, 19. Januar 2016VonElke Fleing

Jeder kennt die unzähligen, teils schon nervigen Motivationszitate bei Facebook, Twitter und Co. Obwohl es so viele davon gibt, verlieren sie scheinbar nicht an Anziehungskraft, vor allem, wenn es uns an Motivation mangelt.

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Was motiviert uns?
Große Ziele, ob sportlicher, kreativer Natur oder als Gründer eines Startups, erfordern große Anstrengungen. Damit wir diese Ziele überhaupt in Angriff nehmen, brauchen wir einen Grund: unsere eigene, individuelle Motivation. Sie bringt uns dazu, Dinge anzugehen.

Um am Ende das Ziel auch zu erreichen, muss die Motivation durch starkes Durchhaltevermögen (Fachwort: Volition) aufrechterhalten werden und auf die nötigen Umsetzungskompetenzen treffen.

Aber hier soll es um die ‘Anschubenergie’, die Motivation gehen: Motivation Ist die Aktivierung von Emotionen in Verbindung mit biologischen Vorgängen im Körper, bspw. durch den Ausstoß des Hormons Dopamin. Dieser Effekt lässt Menschen nach einem bestimmten Ziel streben, bei dem sie erwarten, dass ihre Bedürfnisse befriedigt werden. Zum Beispiel gehen wir los, um uns etwas zu Essen zu besorgen, weil wir Hunger fühlen und wissen, dass durch die Aufnahme von Nahrung ein positives Sättigungsgefühl einsetzt.
Motivation entsteht aus unterschiedlichen Bedürfnissen heraus, die sich nach Maslow in fünf Kategorien unterteilen lassen.

Weil sich die Zeiten aber ändern, ändert sich auch die Bedürfnis-Pyramide ein wenig ;-)

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Im Valley sieht diese Pyramide, glaubt man @Brian Solis, sogar noch ganz anders aus ;-)

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Für die Gründung von Startups sind je nach Gründer unterschiedliche Motive ausschlaggebend. Für die einen ist es das soziale Bedürfnis, der Drang, zu einer Gruppe dazuzugehören, weil z.B. gerade viele Bekannte gründen.

Für die Anderen ist es eher das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung durch die Umsetzung einer eigenen Idee, z.B. weil sie bereits durch ihre bisherige Arbeit die unteren Stufen der Bedürfnispyramide befriedigt haben.

Motivation und Startups
Es gilt: je kreativer die Tätigkeiten sind, je innovativer ein Startup und somit die Herausforderungen, desto stärker sollte es intrinsische Motivation sein, die einen Gründer antreibt.

Intrinsische Motivation ist der Antrieb, Dinge um ihrer selbst willen zu tun, weil sie Spaß machen oder die Herausforderung anziehend wirkt – also Dinge um ihrer selbst willen zu tun.

Das Gegenstück ist die extrinsische Motivation, bei der man Dinge tut, um negative Konsequenzen zu vermeiden – z.B. Gehaltkürzungen, Kündigung, Ärger mit Kollegen – oder Belohnungen von außen zu bekommen, z.B. Geld, soziale Anerkennung und Macht.

In der Bedürfnispyramide von Maslow (s.o.) lässt sich die intrinsische Motivation in den Bereich ‘Selbstverwirklichung’ an der Spitze der Pyramide einordnen. Die extrinsische Motivation befindet sich dagegen eher in den unteren vier Bereichen.

Vergleicht man, ob extrinsische oder intrinsische Motivation eine bessere Leistung hervorbringen, lässt sich Überraschendes beobachten: Bei einfachen Aufgaben, die nicht viel Kreativität erfordern, bringen externe Anreize wie z.B. Bonuszahlungen die erwartete, positive Wirkung.

Sobald man aber Probleme lösen muss, bei denen die Lösungen nicht so offensichtlich sind und für deren Lösung Kreativität verlangt wird, haben extrinsische Anreize sogar eine negative Auswirkung auf unsere Leistungsfähigkeit.

Dieses Phänomen wird von Dan Pink in seinem Bestseller-Buch Drive – was Sie wirklich motiviert

Für Startups bedeutet diese wissenschaftlichen Erkenntnisse bezüglich intrinsischer und extrinsischer Motivation, dass die Gründer vor allem in der Frühphase eines Startups bei der Suche nach einem funktionierendem Geschäftsmodell eine starke intrinsische Motivation brauchen, um kreative Lösungsansätze zu entwickeln. Das gleiche gilt für Mitarbeiter, die neuen Wege ausprobieren müssen, wie z.B. diejenigen, die die innovative Technologie entwickeln oder die die ersten Produkte verkaufen.

Sobald man aber Prozesse etabliert hat und das bereits funktionierende Geschäftsmodell nur noch ausführen und optimieren möchte, kann extrinsische Motivation ausreichend oder sogar geeigneter sein, um alle bei der Stange zu halten. Ein Beispiel hierfür ist der Vertrieb eines Produkts, das die Kunden bereits zu schätzen wissen und bei dessen Vertrieb bereits getestete Strategien ausgeführt werden.

Wenn wir uns sehr erfolgreiche Unternehmen anschauen, z.B. Apple, Facebook, Github oder Slack, dann stellen wir fest, dass viele davon als Side-Projects im Studentenwohnheim oder in der Garage ihren Ursprung haben.

Es waren überwiegend einzelne Personen mit einer starken intrinsischen Motivation und nicht Abteilungen großer Konzerne, die die Welt mit ihren Produkten verändert haben. Der Fokus vieler etablierter Unternehmen auf die extrinsische Motivation von Mitarbeitern ist ein Grund für deren aktuelle Problematik im Kontext der Digitalisierung – es fehlen oft die kreativen, mutigen Mitarbeiter zur Anpassung an die digitale Welt, weil nichts in der Konzernwelt sie genügend intrinsisch motiviert, um sich dort zu engagieren.

Autonomy, Mastery und Purpose
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Die intrinsische Motivation wird durch drei Faktoren begünstigt: Autonomy, Mastery und Purpose:

  • Autonomy = hier: Entscheidungsfreiheit ermöglicht es, eigenständig Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.
  • Mastery = Meisterschaft beschreibt das Gefühl, in dem, was man tut, richtig gut zu sein.
  • Purpose = Vision, Mission, Zweck, Ziel, Grund beschreibt das WARUM man etwas tut.

Autonomy und Mastery sind in der Regel vorhanden, wenn jemand sein eigenes Unternehmen gründet. Was jedoch den Purpose angeht, wird oft die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema und somit auch eine klare Definition vernachlässigt.

Das kann zu Problemen führen, wenn das Unternehmen sich stark verändert und die Gründer nicht mehr wissen, ob sie noch auf dem richtigen Weg sind oder wenn Mitgründer und Mitarbeiter einen unterschiedlichen Purpose verfolgen.

Der Purpose ist vor allem in der Frühphase eines Startups immens wichtig, weil damit eine einheitliche Richtung im Gründerteam vorgegeben und Konflikte leichter bewältigt werden können.

Deshalb ist das auch eines der ersten Themen, das wir bei unseren Pre-Accelerator Programmen angehen. Hier eine unserer Übungen, die dabei hilft den persönlichen Purpose und die Motivation dahinter zu ermitteln:

Wenn der Gründer in 5 – 10 Jahren aufgrund seiner außergewöhnlichen Leistungen auf die Titelseite einer Zeitung/ eines Blogs kommen würde, welches Medium sollte das seiner Meinung nach sein?

Wie soll die Schlagzeile auf der Titelseite, der Purpose lauten? Tipp: die Schlagzeilen aus der Vergangenheit der jeweiligen Quelle als Inspiration anschauen.

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Warum soll die Schlagzeile genau so lauten? Um das herauszufinden kann man die 5 Why-Fragetechnik benutzen, bei der man 5-mal ‘Warum’ fragt – immer eine Stufe tiefer -, bis man zu der wahren Motivation gelangt. Wenn die erste Antwort zum Beispiel heißt: Ich will mit meinem Startup viel Geld verdienen, dann kann das nächste ‘Warum’ heißen: Geld kann man mit vielen Dingen verdienen – warum willst du gerad mit diesem Startup reich werden? usw.

Passen die Schlagzeile und das echte ‘Warum’ zusammen? Wenn nicht, sollte man Anpassungen vornehmen.

Die Übung sollte jedes Mitglied des Gründerteams für sich selbst durchführen. Anschließend sollten die Ergebnisse verglichen und diskutiert werden. Passen die Motivationen zusammen?

Deine Motivation als Virus für Mitarbeiter und Kunden

‘Start with Why’ ist, was Simon Sinek in einem der meist-gesehenen TED-Talks überhaupt empfiehlt. Er hat sich in seinem Buch ‘Start with Why’, auf deutsch: Frag immer erst: Warum intensiv damit beschäftigt, warum einige Menschen und Unternehmen mit ihrem Handeln die Welt verändern und andere nicht.

Er schlussfolgert, dass erfolgreiche Unternehmen und Führungspersönlichkeiten ihre Kommunikation mit ihrer Motivation, ihrem ‘Why’ (Warum) beginnen. Durch den Fokus auf das ‘Why’ werden Kunden, Mitarbeiter und Partner auf emotionaler Ebene angesprochen. Wenn das ‘Why’ mit dem der Zielgruppe in Einklang steht, wird eine Vertrauensbasis geschaffen, die alle weiteren Schritte wesentlich erleichtert.

Erst nach dem ‘Why’ sollten die rationalen Faktoren wie Preis und Leistungsdetails, das ‘How’ (Wie) und das ‘What’ (Was) kommuniziert werden.

Diese Faktoren müssen natürlich auch von der Zielgruppe akzeptiert werden, um zu einer positiven Entscheidung zu führen. Allerdings bringen die besten rationalen Argumente nichts, wenn das ‘Why’ nicht von der Zielgruppe geteilt wird und dadurch Misstrauen bestehen bleibt.

Man kennt diese Situationen, in denen z.B. bei einer Kaufentscheidung rein logisch alles zu passen scheint, aber man trotzdem irgendwie ein schlechtes Bauchgefühl hat. Dann stimmen das ‘How’ und ‘What’ vielleicht, aber das ‘Why’ nicht, weshalb die Kaufentscheidung dann doch negativ ausfällt.

Für Apple sehen Why, How und What ungefähr so aus:

  • Why: Produkte für Menschen bauen, die die Welt verändern möchten, die den Status Quo nicht akzeptieren: ‘Think different’.
  • How: Hochwertiges und angenehmes Design bis ins kleineste Detail. Eine einfache und intuitive Bedienung, die immer funktioniert.
  • What: Computer, Laptops, iPod, iPhone, TV, iTunes, iCar?

Das ‘Warum’ eines Startups sollte mit dem persönlichen ‘Warum’, den Wertvorstellungen der Gründer harmonieren und an alle relevanten Zielgruppen klar kommuniziert werden. Ziel sollte es sein, es als Leitbild in der Unternehmenskultur zu verankern, so dass es auch bestehen bleibt, wenn die Gründer nicht mehr da sein sollten.

Praxistipps:
Folgende Fragen gründlich beantworten und im Team diskutieren:

  • Was ist das ‘Why’ des Startups? Welche Mission hat das Startup, was will es bewirken, wofür steht es, welche Wertvorstellungen vertritt es?
  • Welche ‘Why’s treiben die Gründer an?
  • Können ‘Why’ des Startups und ‘WHy’s der Gründer zur Deckung gebracht werden, harmonieren sie miteinander, bilden sie einen Einklang?
  • Wenn nicht, sollte das ‘Why’ des Startups angepasst werden.
  • Das ‘Why’ sollten allen Mitarbeitern kommuniziert werden. Das ganze Unternehmen sollte dahinter stehen uns es kennen. Tipp: Damit das ‘Why’ immer in Erinnerung bleibt, empfiehlt es sich, es als Poster im Büro aufzuhängen.
  • Alle Entscheidungen im Startup sollten das ‘Why’ berücksichtigen, ob im Umgang mit Mitarbeitern, Kunden oder anderen Stakeholdern.

Lesenswert zum Thema Selbst-Motivation auch der Artikel dazu in der Karrierebibel Karrierebibel.

Zur Person
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Kamil Barbarski ist Entrepreneur und Startup Community-Unterstützer aus Köln. Er fördert weltweit Entrepreneurship als Weg, damit Menschen etwas Bedeutendes mit ihrer Zeit anfangen. Seine Arbeit dreht sich darum, Produkte effizient und erfolgreich auf den Markt zu bringen mithilfe von agiler Geschäftsmodellentwicklung (Lean Startup, Customer Development und Co). Das tut er unter anderem als Mitgründer der MAK3it GmbH und des Innovation-Kickbox Online Accelerators.

In der Folge der nächsten Woche – wieder Dienstag, 12.00 Uhr – dreht sich alles darum, wie man auf Ideen kommt. Also schon mal die kreativen Gehirnareale anspitzen…

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Elke Fleing

Elke Fleing aus Hamburg liefert Texte aller Art, redaktionellen Content und Kommunikations-Konzepte. Sie gibt Seminare, hält Vorträge und coacht Unternehmen. Bei deutsche-startups.de widmet sie sich vor allem Themen und Tools, die der Erfolgs-Maximierung von Unternehmen dienen.