„Auch im Valley ist Scheitern nicht das Ziel“: 22 knackige Zitate von Startup-Experten

Was sind die Vorteile, in Deutschland zu gründen, was spricht fürs Silicon Valley? Auf der Veranstaltung „Celebrating Innovation“ des German Silicon Valley Accelerator (GSVA) sprachen HackFwd-Macher und Xing-Gründer Lars Hinrichs und verschiedene Valley-Experten […]
„Auch im Valley ist Scheitern nicht das Ziel“: 22 knackige Zitate von Startup-Experten
Mittwoch, 24. April 2013VonYvonne Ortmann

Was sind die Vorteile, in Deutschland zu gründen, was spricht fürs Silicon Valley? Auf der Veranstaltung „Celebrating Innovation“ des German Silicon Valley Accelerator (GSVA) sprachen HackFwd-Macher und Xing-Gründer Lars Hinrichs und verschiedene Valley-Experten kürzlich über die Unterschiede beider Standorte, über Gründerkompetenzen und Scheitern. Hier die besten Statements der Veranstaltung.

Deutschland als Startup-Standort

„Deutsche Gründer müssen keine Angst vor dem Silicon Valley haben – wir können mithalten in Bezug auf technische Tiefe und Innovation!“ (Dirk Kanngiesser)

„In Deutschland haben wir zwar nicht dieselbe technische Kompetenz wie in den USA, sind aber nah dran. Stanford Computer Kurse kann man mittlerweile auch online schauen und muss nicht unbedingt vor Ort sein. Der wirkliche Unterschied ist nicht das technische Know-how, sondern die Bereiche Marketing und Kapital.“ (Lars Hinrichs)

„Es ist gut, mit seinem Startup in Deutschland anzufangen; ab einem bestimmten Punkt sollte man dann aber ins Silicon Valley gehen. Vor allem Business Development und Marketing lassen sich besser von dort aus umsetzen.“ (Karsten Wysk)

Silicon Valley als Start-up-Standort

„Es ist im Silicon Valley leicht, mit wichtigen Menschen in Kontakt zu kommen: Anders als in Deutschland trifft man die ‘Großen’ auch in Bars, Cafés und auf Netzwerktreffen.“ (Karsten Wysk)

„Es ist auch im Silicon Valley nicht einfach, Erfolg zu haben. Die Leute kommen von überall her und zeigen sich wie in einer Arena. Aber es gibt hier viele Menschen, die einem als Gründer helfen.“ (Eric Mueller)

„In Deutschland fragen die Menschen: ‘Wie kannst du mir helfen?’ Im Silicon Valley versucht man, anderen zu helfen. Das ist geschickt, so steht der andere in der eigenen Schuld.“ (Karsten Wysk)

Gründerkompetenzen

„Wenn man starken Glauben an seine Idee hat, gibt man nichts darauf, was andere sagen; man löst ein Problem für sich selbst. Mit Xing habe ich ein Problem gelöst, das ich selbst hatte.“ (Lars Hinrichs)

„Gründersein ist oft paradox: Man muss beispielsweise zugleich flexibel und beharrlich sein. Das muss man erst lernen.“ (Ram Srinivasan)

„As a founder, you have to have a degree in weirdness.“ (Lars Hinrichs)

„Das Wichtigste für junge Gründer im Silicon Valley ist: sich trauen, dumme Fragen zu stellen, und genau zuhören. Und dann sehr kreativ darin sein, die Antworten zu interpretieren.“ (Ram Srinivasan)

Deutsche VCs vs. amerikanische VCs

„Die meisten deutschen VCs wollen wissen, ob es für das eigene Produkt schon Mitbewerber gibt – dann sind sie beruhigt. In den USA freuen sich VCs, wenn sie sehen, dass es noch keinen Markt gibt – dann wollen sie einen schaffen.“ (Lars Hinrichs)

„Wenn man die Kontrolle über sein Startup behalten möchte, sollte man einen deutschen VC nehmen. Deutsche VCs wollen meist 30 Prozent vom Unternehmen und nehmen nicht so stark Einfluss. US-amerikanische Investoren investieren mehr, wollen 50 Prozent der Firmenanteile und nehmen starken Einfluss, gehen den schnellen Weg.“ (Karsten Wysk)

Startups und Scheitern

„Es ist ein Mythos, dass Scheitern im Silicon Valley okay ist. Es ist nur okay im Vergleich mit Deutschland und Europa. Auch im Valley ist Scheitern nicht das Ziel. Aber wenn man scheitert, dann bitte schnell und mit Offenheit.“ (Eric Mueller)

„Ein Unternehmen zu gründen ist immer ein Auf und Ab. Wichtig ist, dass man am Ende mehr Dinge richtig als falsch gemacht hat.“ (Lars Hinrichs)

„Ich habe das meiste aus dem Scheitern gelernt, mehr als aus dem Erfolg.“ (Ram Srinivasan)

Techies
„Geeks sind Nerds mit Freundin, also mit sozialer Kompetenz. Solche Programmierer brauchen wir.“ (Lars Hinrichs)

„Entwickler sind im Silicon Valley tatsächlich teuer, aber es gibt eine Equity-Kultur: Am Startup beteiligt zu sein ist eine große Motivation. Mitarbeiter wollen am Erfolg teilhaben, dann gehen sie auch durch Dick und Dünn mit.“ (Eric Müller)

„Der Vorteil deutscher Entwickler ist: Sie sind loyaler als amerikanische. Im Silicon Valley kann man Leute nicht halten, wenn sie etwas Besseres bekommen. Und vor allem sind detusche Entwickler günstiger. Ich würde immer hier bleiben.“ (Lars Hinrichs)

Startup-Kultur

„Die Deutschen wollen immer ein hundertprozentiges Produkt haben und alles richtig machen. Amis verkaufen hingegen Dinge, die noch nicht einmal existieren.“ (Lars Hinrichs)

„Denkt groß – aber seid bescheiden. Wenn man ins Silicon Valley geht, kennt keiner das eigene Unternehmen oder die Uni, an der man war, oder die eigenen Kunden. Auch ist Erfolg dort anders definiert als in Deutschland.“ (Oliver Hanisch)

„In Deutschland geht man zu Networking Events, weil man keine Lust zu Arbeiten hat. Im Silicon Valley treffen sich Menschen, die wirklich etwas zu sagen haben.“ (Karsten Wysk)

„Deutsche wollen es immer ganz richtig machen; deshalb sind deutsche Produkte per se komplizierter als amerikanische Produkte. Man sollte sich auf zehn Gründe konzentrieren, die man mit dem Produkt machen kann.“ (Lars Hinrichs)

Zu den Personen:

Dirk Kanngiesser ist Mitgründer und Geschäftsführer des German Silicon Valley Accelerator (GSVA). Er hat die doppelte Staatsbürgerschaft (Deutsch/Amerikanisch), lebt in den USA und ist mehrfacher Gründer sowie Investor.
Oliver Hanisch ist beim GSVA für die Bereiche Betrieb und Geschäftsentwicklung zuständig. 2010 gründete er „The Founder Institut Berlin“, ein Training- und Mentorenprogramm für Gründer. Zuvor war er an der Gründung des Spiele-Startups SnipClip beteiligt.
Ram Srinivasan gehört zum Leitungskreis des GSVA. Er ist Unternehmenspartner bei Wellington Partners und arbeitet darüber hinaus als unabhängiger Unternehmensberater.
Eric Mueller ist Mentor beim GSVA und Berater für Tech-Startups und -unternehmen. Zuletzt arbeitete er als COO beim VC-Netzwerk Kauffmann Fellows.
Lars Hinrichs unterstützt mit seiner Gründerschmiede HackFwd Tech-Startups. Zuvor gründete und verkaufte er das Business-Netzwerk Xing.
Karsten Wysk ist Mitgründer der Spieleschmiede MobileBits. Er nahm im vergangenen Jahr am GSVA-Programm teil.

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Foto SILICON VALLEY signpost along a rural road from Shutterstock
Foto (Geld): 401(K) 2013 / flickr.com (CC BY-SA 2.0)

Yvonne Ortmann

Seit Mai 2009 schreibt Yvonne für deutsche-startups.de Gründerportraits, Start-up-Geschichten und mehr – ihre besondere Begeisterung gilt Geschäftsideen mit gesellschaftlich-sozialer Relevanz. Sie tummelt sich auch im Ausland – immer auf der Suche nach spannenden Gründerpersönlichkeiten und Geschäftsideen.