“Ohne ein gutes Team ist die beste Idee relativ wenig wert” – Johannes Peschko von Sirius Venture Partners

Viele Start-up brauchen Geld! Kapitalgeber wie Sirius Venture Partners (www.sirius-venture.com) haben reichlich davon. Im Interview mit Ann Marisa Freese von der M&A Beratungsgesellschaft Pure Equity Advisors spricht Johannes Peschko von Sirius Venture Partners […]
“Ohne ein gutes Team ist die beste Idee relativ wenig wert” – Johannes Peschko von Sirius Venture Partners
Freitag, 20. Juli 2012VonTeam

Viele Start-up brauchen Geld! Kapitalgeber wie Sirius Venture Partners (www.sirius-venture.com) haben reichlich davon. Im Interview mit Ann Marisa Freese von der M&A Beratungsgesellschaft Pure Equity Advisors spricht Johannes Peschko von Sirius Venture Partners über typische Fehler, grüne Versprechen und Eintrittsbarrieren.

Sie sind seit 2007 bei Sirius Venture Partners tätig, heute als Founding Partner des Sirius EcoTech Funds. Wie sind Sie zu Sirius gekommen und welchen Ansatz und welche Strategie verfolgt Sirius bei seinen Investments?
Ich selber habe 2007 als Analyst bei Sirius angefangen und habe mich dort nach meinem Studium ganz klassisch auf eine Stellenanzeige beworben. Gemeinsam haben wir dann 2009 den Sirius EcoTech Fonds Düsseldorf konzipiert und gegründet. Sirius ist ein klassischer Frühphaseninvestor. Wir investieren sowohl in der Seed- als auch in der Early Expansion-Phase. Dies geschieht derzeit aus zwei Fonds heraus. Der Sirius Seedfonds Düsseldorf ist auf Seed-Investments in der Region Düsseldorf fokussiert, ist dabei jedoch frei in der Auswahl der Industrien. Gerne siedeln wir hier auch Unternehmen in Düsseldorf an. Der zweite Fonds ist der Sirius EcoTech Fonds Düsseldorf, der ausschließlich in erneuerbare Energien investiert. Insgesamt haben wir Unternehmen aus den Bereichen Software/Internet, erneuerbare Energien, Medizintechnik und Biotechnologie in unserem Portfolio. Uns prägt ein ausgesprochen unternehmerisches Denken beim Management unseres Portfolios. Außerdem versuchen wir, unsere Unternehmer dabei zu unterstützen, nicht die Fehler zu wiederholen, die wir oder andere Portfoliounternehmen bereits gemacht haben.

Sie sprechen von den typischen Fehlern. Jetzt nach fünf Jahre Beteiligungsmanagement, was haben Sie in der Zeit gelernt?
Die Frage ist fürchterlich schwer zu beantworten, da man in dieser Zeit zwangsläufig eine Vielzahl verschiedenste Dinge lernt. Ein wichtiger Punkt scheint mir zu sein, dass die menschliche Komponente für den Erfolg eines Unternehmens gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Es braucht für jedes Unternehmen ein Unternehmerteam, das den Willen und die Fähigkeit hat, den Erfolg herbeizuführen. Und dies entgegen alle widrigen Umstände, die sich garantiert einstellen werden. Spannend finde ich auch, zu sehen, wie sich die Anforderungen an ein Unternehmen und die Unternehmer dahinter mit den Entwicklungsphasen eines Unternehmens verändern und doch wieder gleich bleiben. Ohne ein gutes Team ist die beste Idee relativ wenig wert.

Sie betreuen Unternehmen aus dem Bereich Erneuerbare Energien, haben aber auch Internetunternehmen in Ihrem Portfolio. Inwiefern unterscheiden sich die beiden Industrien hinsichtlich einer Investitionsentscheidung? Wo ist die Rendite sicherer?
Ich glaube, dass einer der größten Unterschiede darin liegt, dass im Energiebereich neben dem Geschäftsmodell auch die Technologie dahinter tatsächlich von Anfang an funktionieren muss. Im Internetbereich hingegen sind Anpassungen wesentlich schneller umgesetzt. Unternehmen, in die wir investieren, haben in den allermeisten Fällen ein technologisches Alleinstellungsmerkmal, das durch Patente geschützt ist. Copycats sind daher in der Erneuerbare Energien-Branche recht selten.

Häufig stellt die Finanzierung für Start-ups, die noch keinen proof of technology haben, eine immense Hürde dar, da es nur sehr wenige Investoren gibt, die Technologierisiken eingehen wollen. Wir haben damit jedoch – z.B. mit unserer Beteiligung an Solarlite – durchaus gute Erfahrungen gemacht. Hinzu kommt, daß typischerweise der Kapitalbedarf im Energiebereich relativ hoch ist, um festzustellen ob ein Thema technologisch sowie am Markt funktioniert. Der Energiebereich ist stark davon geprägt, ob eine Leistung durch eine Technologie günstiger erbracht werden kann als durch alternative Technologien. Wenn es gelingt, diese ökonomische Vorteilhaftigkeit nachhaltig und verteidigbar darzustellen, ist das ein wichtiger Baustein zu einem Erfolg. Ökonomischer Vorteil hin oder her – wenn es dann um Vertrieb geht, muss jedes Unternehmen – genau wie im Internetbereich auch – den für die eigene Nische passenden Kanal und Ansatz finden.

Ich glaube, von sicherer Rendite in diesem Zusammenhang für die eine oder andere Industrie zu sprechen wäre fahrlässig. Da die Eintrittsbarrieren niedriger sind bzw. scheinen,, gibt es im Internetbereich sicherlich mehr Gründer, die versuchen, ein Unternehmen aufzubauen.

Welches sind Ihre fünf Top-Kriterien für ein Investment und wieso?
Erstens: Team. Da ein gutes, komplementäres Team unverzichtbar ist und, meistens, seinen Weg finden wird. Zweitens: Ökonomische Vorteilhaftigkeit gegenüber Wettbewerbs- bzw. bestehenden Technologien, da sich erneuerbare Energien viel stärker darüber als über das „grüne Versprechen“ verkaufen. Drittens: Marktgröße und -entwicklung, da wir für jedes Unternehmen das Potential brauchen, dass es uns unseren Fonds zurückzahlt. Ab hier würde ich relativ unsortiert die übrigen, “üblichen” Kriterien der VC-Branche nennen, da die vielen einzelnen Punkte ein Gesamtbild ergeben, das stimmen muss. Und natürlich muss es zwischen den Unternehmern, in die wir investieren, und uns einen persönlichen Fit geben, da eine solche Verbindung seine Zeit halten muss und man „in guten wie in schlechten Zeiten“ produktiv zusammenarbeiten können muss.

Im Fokus: Weitere Interviews mit Kapitalgebern finden Sie im unserem Special VC-Interviews

Zur Gastautorin
) auf. Nach ihrem Studium der Betriebswirtschaftslehre in München arbeitete Marisa Freese als Analystin bei Expedia und Axel Springer. In dieser Zeit beschäftigte sie sich intensiv mit Finanzkennzahlen, Unternehmensbewertungen und Online-Geschäftsmodellen. Vom Unternehmerfieber gepackt, gründete sie 2009 ihr eigenes Start-up, eine E-Commerce-Lösung für Marktplätze mit dem eigenen Projekt Kisju und einer White-Label Lösung für externe Partner. Nach dem Verkauf der Firma 2011 fand sie sich zusammen mit Julian Riedlbauer, um gemeinsam andere Firmen bei Unternehmensverkäufen und bei der Beschaffung von Wachstumskapital zu unterstützen.