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Newlifejobs: Die Krux eines Tech-Startup-Pitches

Im Battle setzte sich NewLifeJobs gegen die Schwimm-Lern-App Swimpal durch, doch die Löwen machten es dem Gründerteam anschließend nicht einfach. Überraschenderweise prägte ein Aspekt den Pitch, der in Deutschland normalerweise leider totgeschwiegen wird.
Newlifejobs: Die Krux eines Tech-Startup-Pitches
Montag, 22. September 2025VonTeam

Auch wenn das Thema der Jobvermittlung für Fachkräfte aus dem Ausland die Löwen begeisterte und das Gründerteam mit seiner Einstellung und Leidenschaft für das Thema stark überzeugte, hatte das 3er-Team von Newlifejobs doch zunächst mit den üblichen Schwierigkeiten der meisten Software- und Tech-Startups zu kämpfen: die Fernsehinvestoren waren nicht begeistert von den präsentierten technischen Inhalten.

Tatsächlich ist dies ein häufig beobachtetes Problem in diesem Bereich: vor allem Startups, die eine Software oder Plattform präsentieren, haben es schwer, die richtige “Tiefe” für ihren Pitch zu finden: bleiben sie zu oberflächlich, werden Investoren ungeduldig und sind manchmal sogar ein wenig gelangweilt, gehen sie zu tief in die technischen Besonderheiten, hört ihnen niemand mehr zu.

Letzteres wird vor allem in Deutschland jedoch viel zu sehr zum Problem der Startups gemacht: manche werden zu extrem übertriebenen Storytelling gedrängt, damit ihr Publikum sich überhaupt halbwegs die Mühe macht, ihnen zu folgen. Anderen wird dringend geraten, fast jede technische Komponente, jedes auch nur halbwegs als Fachbegriff erscheinende Wort zu vermeiden. Wie passt das in ein Land, dessen Wirtschaft dringend Innovationen benötigt?

Vermutlich gar nicht, und so stellte sich dann auch das Gründerteam mit einem sehr “deutschen” Plattform-Pitch vor: sie führten durch die verschiedenen Interfaces, in ihrem Fall die Eingabemasken für die nach Fachkräften suchenden Unternehmen und die der arbeitssuchenden ausländischen Fachkräfte.

Doch dies hatten die Löwen bestimmt nicht zum ersten Mal gesehen, und so drängte bald vor allem Tech-Investor Frank Thelen, darauf, die “Magic” zu sehen, die hinter der Plattform steckt. Doch das schien das ambitionierte und sonst recht sicher wirkende Gründerteam etwas aus dem Konzept zu bringen, denn zunächst schienen sie ihrem geplanten Plan vielleicht etwas zu streng zu folgen und so die Ungeduld der Fernseh-Investoren noch etwas weiter zu schüren. Janna Ensthaler äußerte irgendwann sogar die Vermutung, dass dies wohl der längste Pitch sein könnte, den sie je gehört hätte.

Was Branchenfremde als vielleicht sogar etwas unhöflich empfinden könnten, sollte in der Startup-Szene Verwurzelten eher zu denken geben: warum sind Gründer es so gewohnt, ihr technisches Produkt eher oberflächlich darzustellen?

Natürlich sollte ein Startup-Pitch auch Laien auf dem jeweiligen Gebiet zunächst einigermaßen verständlich erklären, worum es hier im Grunde geht. Doch das wichtigste Wort hier ist tatsächlich “zunächst”. Denn: wieso sollte ein Investor in etwas investieren, von dem er nichts versteht? Warum sollte er, wenn er nicht einmal die grundlegendsten Fachbegriffe kennt und den wichtigsten Zusammenhängen folgen kann, in ein Startup investieren, für das eigentlich sogar noch viel tiefere Kenntnisse notwendig sind, um es zu verstehen?

So stiegen Judith Williams und Gastlöwin Lena Gercke auch bald aus, weil sie sich nicht tief genug im Thema fühlen.

Und das ist tatsächlich um Welten professioneller, als von Startups zu verlangen, ihren Pitch auf unbedeutende Oberflächlichkeiten zu reduzieren. Leider ist jedoch genau das bei vielen Investoren der deutschen Startup-Szene bis heute nicht angekommen. Besonders im aktuellen KI-Hype versuchen viele mitzumischen, die kaum erklären können, was KI überhaupt ist.

Natürlich darf jeder sein Geld dort investieren, wo er es für richtig hält. Doch Investoren, die sich in für sie unpassenden Segmenten herumtreiben, sorgen nicht nur für völlig unsinnige Bewertungen und unprofessionelle Abläufe. In größerer Menge beeinflussen sie auch die Startup-Kultur in ihrem Sinne negativ, so dass z.B. eine Art zu Pitchen entsteht, die schlicht sinnlos ist. Und für die Startups sogar Schaden anrichten kann.

Wenn ein Investor dann die eigentlich richtigen Fragen stellt, verunsichert dies viele Gründerinnen und Gründer enorm.

Besonders Newlifejobs-Mit-Gründer Leon, der für die Entwicklung der Plattform verantworlich ist, bekam dies bei den Fragen von Frank Thelen zu spüren. Denn mit seinem Hintergrund als Elektriker und Maschinen-Programmierer in der Industrie, hätte man von ihm eigentlich ein sehr sicheres Auftreten bei Fragen nach dem Tech-Stack der Plattform erwartet.

Doch er schien sich zunehmend unwohl zu fühlen, nannte zwar einige Bausteine, brachte aber auch manche Dinge anscheinend in einen falschen Zusammenhang oder benutzte Begriffe nicht ganz akkurat. Denn Frank Thelen würde ihn später als “Hobby-Entwickler” bezeichnen – zwar betont er dabei auch, dass das absolut ok ist, aber eben für ein Investment so nicht ganz reicht. Er erklärt auch einige der genannten Begriffe wie Vektor-Datenbanken, die der Gründer seiner Meinung nach durcheinander geworfen hat.

Auch Carsten Maschmeyer hat einiges an Kritik, doch ihn stört bei dem Startup eher eine recht hohe Bewertung, andererseits findet er aber die angefragte Investment-Summe von 350.000 € zu niedrig für eine solche Plattform.

So muss das Team am Ende die Höhle leider ohne Deal verlassen, doch gerade wegen des gesellschaftlich und wirtschaftlich so wichtigen Themas und dem großen und sehr sympathischen Herzblut der Drei wird sich wohl so mancher Zuschauer gefragt haben, ob die Löwen nicht ein wenig zu streng waren.

Doch die Antwort ist – wenn auch in der Szene leider sehr unpopulär – auf der anderen Seite zu suchen: ist der Rest oft nicht streng genug bzw. hat einfach nicht genug Ahnung, die wirklich schwierigen – und oft eben auch sehr technischen – Fragen zu stellen, damit Gründerinnen und Gründer diese selbstsicherer und präzisier zu beantworten lernen? Sollte es nicht viel mehr Usus sein, über technische Hintergründe zu sprechen, anstatt Kindergarten-taugliche Grafiken zu erstellen?

Kann eine solche fast schon Technik-feindliche Kultur, die immer mehr Vereinfachung fordert, nicht auch schnell einmal Menschen als “Hobby-Programmierer” dastehen lassen, die von der plötzlichen Wendung des Gesprächs einfach nur überrumpelt sind?

Vielleicht brauchen wir mehr Reflexion hier, und mehr Professionalität von Investoren, auch Dinge abzusagen, die sie schlicht nicht verstehen. Zwar würden so die Bewertungen ein wenig sinken, aber wir könnten hoffen, dass dafür auch die stärkeren Ideen und Gründerteams letztendlich Investment bekommen würden.

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Foto (oben): RTL / Bernd-Michael Maurer