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“Große Unternehmen sind ja nicht dümmer als Start-ups“

Dr. Bastian Halecker, CEO der Matchmaking Company Nestim und Gründer der „Startup Tour Berlin“, begleitet den Document-Business-Spezialisten TA Triumph-Adler seit einem Jahr im Rahmen des Innovationsprogramms TA Zukunftsfabrik. Im Interview spricht er über seine Arbeit als Vermittler zwischen den Welten.
“Große Unternehmen sind ja nicht dümmer als Start-ups“
Freitag, 10. November 2017VonTeam

Höher, schneller, weiter: Unternehmen müssen sich besonders im Zuge der Digitalisierung ständig weiterentwickeln. Um innovativ zu bleiben, suchen sie deshalb den Schulterschluss mit Start-ups. Dr. Bastian Halecker, CEO der Matchmaking Company Nestim und Gründer der „Startup Tour Berlin“, begleitet den Document-Business-Spezialisten TA Triumph-Adler seit einem Jahr im Rahmen des Innovationsprogramms TA Zukunftsfabrik. Im Interview spricht er über seine Arbeit als Vermittler zwischen den Welten Start-up und Unternehmen – und erläutert, was das mit Charles Darwin zu tun hat.

Herr Halecker, warum schaffen es viele Unternehmen nicht aus sich heraus, innovativ zu sein?
Weil etablierte Organisationen nicht dafür geschaffen sind, innovativ zu sein. Sie sind vielmehr so konstruiert, dass sie vor allem effizient sind – ein Grundsatz, der schon lange gilt, aktuell aber immer deutlicher wird.

Start-ups sind doch auch Organisationen?
Ja, aber sie sind in der Regel klein und vor allem beweglich. Das macht den Unterschied. Weder komplizierte Prozesse noch lange Entscheidungswege bremsen sie in ihrer Beweglichkeit. Eine große Organisation wie TA Triumph-Adler zum Beispiel ist historisch gewachsen und arbeitet mit Strukturen, die man nicht so schnell verändern kann. TA Triumph-Adler hat das erkannt und geht den richtigen Weg, indem sich das Unternehmen bei seinen Bemühungen um Schnelligkeit und Experimente den Start-ups zuwendet.

Was haben die einen, was die anderen nicht haben?
Start-ups verfügen über Ideen, sind experimentierfreudig und agil. Sie können einfach mal machen und haben dabei nicht so viel zu verlieren. Unternehmen hingegen verfügen über Marktkapital, Marktzugang und genießen über ihre Marke Vertrauen beim Kunden. Start-ups sind hauptsächlich am Marktzugang der Großen interessiert – die wiederum auf der Suche nach passenden Ideen für ihre Produkte und Dienstleistungen sind.

Haben große Unternehmen denn gar keine eigenen Ideen?
Doch, natürlich. Große Unternehmen sind ja nicht dümmer als Start-ups, nur langsamer. Sie verfügen oft sogar über ausgefeiltere Technologien und kennen auch ihre Kunden besser. Nur: Viele Ideen der Unternehmen scheitern letztendlich an den eher schwerfälligen Strukturen, die einer agilen Vorgehensweise eher im Weg stehen.

Unternehmen setzen sich unter Druck, nach dem Motto: Wenn wir jetzt nicht ganz schnell innovativ sind, verpassen wir den Anschluss. Ist diese Sorge berechtigt?
Dass ein Unternehmen sich ständig anpassen muss, ist klar. Aber nicht nur neue Technologien ändern den Markt, sondern auch neues Kundenverhalten. Außergewöhnlich ist dabei, dass sich die Dinge heutzutage unglaublich schnell und mit einer wahnsinnigen Dynamik verändern. Dadurch entsteht ein enormer Druck auf bestehende und, wie gesagt, vergleichsweise träge Strukturen. Unternehmen müssen sich deshalb nicht täglich komplett neu erfinden, ganz im Gegenteil: Sie müssen vielmehr ihr Bestandsgeschäft sichern, ausbauen und weiterführen. Wichtig ist aber, zusätzlich in Innovationen zu investieren. So ruht sich TA Triumph-Adler nicht auf seinem erfolgreichen Kerngeschäft aus, sondern geht proaktiv den Weg der Anpassung. Nur so kann ein Unternehmen zum Vorreiter in seiner Branche werden.

Was braucht’s, damit die kleinen Schnellen mit den großen Langsamen erfolgreich zusammenarbeiten können?
Man muss sich auf Augenhöhe begegnen, ein ähnliches Mindset haben und in der gleichen Geschwindigkeit arbeiten. Weil sich Mindset und Geschwindigkeit aber in den beiden Welten meist sehr stark unterscheiden, rate ich immer dazu, zunächst eine kleine, aber sinnvolle Schnittmenge zu finden in der man sich ausprobieren kann.

Mit Blick auf die Welten, die aufeinandertreffen, sind Sie also auch eine Art Dolmetscher?
Auch. Ich bin Übersetzer, Vermittler, Brückenbauer, Scout, Initiator. In dieser „Match-Making“ Rolle sehe ich meine Aufgabe. Und weil Start-ups meist unkompliziert und schnell kommunizieren, braucht’s besonders bei Unternehmen einen direkten Ansprechpartner, der sich verantwortlich fühlt, sich reinhängt und Wege möglichst kurzhält.

Wo nimmt eine Start-up-Unternehmenskooperation ihren Anfang?
Es ist immer gut, wenn man mit einem konkreten Problem startet. Als Beispiel: Ein Unternehmen hat zu viel Verpackungs-Ausschuss. Könnte ein Bilderkennungs-Start-up, das sich mit Machine Learning bzw. Künstlicher Intelligenz auskennt, dabei helfen, weniger Ausschuss zu produzieren? Um so eine Frage beantworten zu können, nennen wir dem Unternehmen potenziell passende Start-ups, sortieren aus, veranstalten gemeinsame Workshops – bis am Ende hoffentlich eine fruchtbare Zusammenarbeit entsteht. Bei Start-ups ist in diesem Verlauf Professionalität sehr wichtig, und natürlich, dass sie in das Branchen-Portfolio des jeweiligen Partners passen. Start-ups sind in der Regel dankbar für jeden Kontakt, besonders wenn sie gerade erst ihren B2B-Bereich ausbauen.

Und wie lange dauert es im Schnitt, bis eine Kooperation zwischen Unternehmen und Start-up zustande kommt?
Das kann man pauschal nicht sagen, weil es ja immer darauf ankommt, was geboten wird, was gesucht wird und wie wir die Dinge anschieben können. Aber generell ist ein Jahr immer realistisch. Und auch für mich als Partner dauert es natürlich, bis ich ein Unternehmen als auch ein Start-up wirklich verstehe und einschätzen kann.

Sehen Sie die fortschreitende Digitalisierung der KMU in Deutschland eigentlich positiv?
Ja, über diese Entwicklung freue ich mich sehr. Es gibt wahnsinnig viel Potenzial, wie wir uns nach vorne katapultieren können, wenn wir nur die Technologien richtig erkennen und richtig einsetzen. Daran scheitert es aber leider momentan immer noch.

Warum?
Es ist der Mensch. Er denkt linear, obwohl wir mittlerweile in einem vernetzten und vor allem exponentiellen Zeitalter angekommen sind. Das ist die große Herausforderung. Außerdem macht Technologie Vielen Angst. Mitarbeiter lassen sich nicht so schnell verändern wie Technologien. Schon Charles Darwin sagte, dass es nicht die Stärksten sind, die überleben und auch nicht die intelligentesten, sondern die, die am schnellsten auf Veränderungen reagieren können. Das gilt heute immer noch, auch für Unternehmen.

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