7 Tipps, wie man eine Anschlussfinanzierung erfolgreich auf die Beine stellt

In der Themenreihe “Was Gründer bewegt” informieren erfahrene Investmentmanager des High-Tech Gründerfonds (HTGF). Diesmal beschäftigt sich Björn Momsen (siehe links) mit dem Thema Anschlussfinanzierungen.

Es hat sich gezeigt, das die wenigsten Venture-Capital finanzierten Firmen mit einer einzigen Finanzierungsrunde auskommen: Entweder lassen die Cashflows länger auf sich warten als geplant, oder ein schneller Unternehmenserfolg macht eine Wachstumsfinanzierung sinnvoll, wobei der letztere leider immer noch der seltenere Fall ist.

„Wie gehen wir das Fundraising zur Anschlussfinanzierung an?“ – diese Frage stellt sich somit irgendwann im Laufe der Seedfinanzierung das Unternehmerteam mit dem Ziel a) eine Anschlussrunde erfolgreich abzuschließen, b) eine möglichst hohe Bewertung zu erzielen und c) möglichst wenig Zeit im Fundraising zu verbringen.

Die Erfahrung zeigt, dass die realisierte Bewertung in erster Linie von der Performance der Firma abhängt, während Erfolg und Effizienz des Kapitalakquiseprozesses jedoch in folgenden Punkten (positiv) beeinflussbar sind:

1) Der richtige Zeitpunkt: Üblicherweise dauert eine Finanzierungsrunde von der Erstansprache bis zum Zeitpunkt „Geld auf dem Konto“ etwa 6 Monate, d.h. man sollte rechtzeitig mit der Kapitalakquise starten. Wichtig ist, dass sich zu diesem Zeitpunkt die Firma seit dem Seedclosing substanziell voranentwickelt hat, sodass man den Investoren eine Erfolgsstory erzählen kann.

2) Erstellung der Unterlagen: Wichtig ist eine prägnante Investorenpräsentation und eine schlüssige Finanzplanung. Manche Investoren erwarten auch einen ausformulierten Businessplan. Bezüglich Aufbau und Inhalt hilft der betreuende Investmentmanager des Seedinvestors gerne weiter. Wichtig ist, dass der Anschlussinvestor schnell versteht, was mit der Seedfinanzierung erreicht wurde und wofür das Kapital der Anschlussrunde eingesetzt werden soll.

3) Bewertung: Wie bereits angedeutet – ein heikles Thema. Zur internen Meinungsbildung können vergleichbare Transaktionen im Markt dienen, deren Referenzbewertung dann durch die individuellen Charakteristika der eigenen Firma nach oben oder nach unten korrigiert werden. Wichtig: Allein performancebasierte Argumente helfen in der Verhandlung mit den Investoren.

4) Investorenansprache: Hier gilt: Persönliche Kontakte nutzen, sowohl die eigenen als auch die der Gesellschafter, da die persönliche Ansprache immer besser funktioniert als die anonyme. Wenn man zu wenig Kontakte hat, helfen Pitchveranstaltungen (Venture Lounge o.ä.), um mit Investoren ins Gespräch zu kommen. Wichtig außerdem: Alle relevanten Investoren gleichzeitig ansprechen, damit das Thema nicht ewig durch den Markt geistert und man sich schließlich seinen Namen verbrennt: „Sie sind doch schon seit 3 Monaten auf der Suche, warum klappt es denn nicht?“

5) Termsheet: Dies ist der neuralgische Punkt im Prozess: Wenn Investoren sich interessiert zeigen, sollte man versuchen, schnellstmöglich ein Termsheet zu bekommen bzw. dies auch einfordern. Damit verhindert man, dass die Anschlussfinanzierung im Stadium „hört sich ganz spannend an – wir schauen es uns an“ stecken bleibt. Wenn bei einer guten Firma die Finanzierungsrunde scheitert, dann meist in diesem Stadium. Das Termsheet wird üblicherweise vom Investor erstellt und sollte möglichst detailliert sein, denn je detaillierter das Termsheet, desto reibungsloser die Vertragsverhandlungen.

6) Sobald das Termsheet unterschrieben ist, startet der Investor seine Due Diligence (ggf. auch früher). Hier gilt wie auch in der Seedphase: Möglichst alle gefragten Informationen möglichst zügig abliefern.

7) Wenn die DD positiv verlaufen ist, werden die Verträge erstellt. Dies geschieht sinnvollerweise von einem Anwalt, dem sowohl der Investor als auch das Unternehmerteam vertraut. Für die Vertragsverhandlung gilt dann: Nicht in die Länge ziehen! Wenn das Termsheet ausreichend differenziert war, sollte es jetzt schnell gehen und nicht mehr als 2-3 Verhandlungsrunden erfordern. Es empfiehlt sich, frühzeitig einen Notartermin festzulegen, denn das wirkt mitunter als „Meinungsverstärker“ in den Verhandlungen. Die letzte Verhandlungsrunde kann man zur Not noch auf den Tag vor Notartermin legen, dann wird man garantiert fertig.

Viel Erfolg!

Zur Person
Björn Momsen ist Senior Investment Manager beim High-Tech Gründerfonds mit Schwerpunkt Software, Internet, neue Medien und e-Commerce. Momsen studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hohenheim und promovierte an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Nach einer Tätigkeit als Consultant bei der T-Systems Enterprise Service GmbH war er von 2005-2008 bei der T-Systems zunächst als Marktanalyst, später als Senior Manager für Innovationsmanagement verantwortlich.

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