Mit Smartphone und App Geld verdienen – geht das?

Momentan kann man von einem Boom der Mini-Job-Apps sprechen – ob sich das Prinzip aber durchsetzen wird, ist noch nicht gesagt. Wir zeigen mehrere Möglichkeiten, wie Nutzer mit ihrem Smartphone und einer App Geld unterwegs verdienen können. Große Summe sind dabei aber leider kaum drin.

Schwer angesagt sind momentan Crowdsourcing-Apps, mit denen Nutzer unterwegs kleine Jobs erledigen können, denen sie praktisch über den Weg laufen. Während sich das Prinzip anfangs vor allem auf den Peer-to-Peer-Markt fokussierte – z.B. Gigalocal (www.gigalocal.de) -, zielen neuere Apps eher auf Unternehmen als Auftraggeber ab. Für diese sollen Nutzer unterwegs Speisekarten checken, Schaufenster fotografieren oder – was am meisten Spaß macht – Gerichte in Restaurants probieren. Die Idee: Wenn man als Nutzer eh schon unterwegs ist (und gerade nichts besseres zu tun hat), kann man das Unterwegs sein doch auch zu Geld machen.

Das Konzept klingt vielversprechend, hat aber seine Tücken: Während es bei den vor einem Jahr äußerst hippen Fünfer-Diensten (fiverr, Yoofive, Fiveo etc. – siehe “Invasion der Mini-Job-Dienste”) um Jobs ging, für die Nutzer zumindest einen Fünfer bekamen, geht es bei den neuen Diensten oftmals eher um Cent-Beträge, die sich erst – wenn überhaupt – über die Masse lohnen. Dafür soll man die Jobs eben auch von unterwegs, praktisch im vorbeigehen, erledigen können – zumindest in der Theorie. In der Praxis dauert manches länger, was eigentlich als Fünf-Minuten-Job deklariert ist, oftmals aus technischen Gründen. Denn viele der Aufträge bestehen darin, Fotos oder Videos von einem bestimmten Ort hochzuladen, was nur bei entsprechend schneller Datenverbindung gut klappt und den Smartphones den Saft zieht. Hier ein Vergleich der neuesten Anbieter.

Streetspotr: Der Populäre

Der bekannteste deutsche Micro-Job-Dienst dürfte wohl Streetspotr (www.streetspotr.com) sein: Die frühzeitige Betaphase noch Ende letzten Jahres und TV-Beiträge bei ProSieben und N24 verhalfen der Crowdsourcing-App schnell zu Popularität. Mittlerweile ist das Nürnberger Start-up, das eine Ausgründung der Universität Erlangen ist, schon in 28 deutschen Städten aktiv. Der Gedanke hinter Streetspotr ist ortsbasiert: Nutzer bekommen angezeigt, wo in ihrer unmittelbaren Nähe Mini-Jobs ausgeschrieben sind, die sie direkt an Ort und Stelle erledigen können – zum Beispiel beim Schlendern durch die Innenstadt.

Um einen Auftrag annehmen zu können, müssen sich Streetspotr-User in einem Umkreis von 400 Metern zum Auftragsort befinden. Anreiz bieten verschiedene Belohnungsmodelle: Für viele Aufträge gibt es von den Unternehmen Geld, das über PayPal ausgezahlt wird. Für jeden Euro, den ein Nutzer verdient, erhält er außerdem zehn StreetPoints. Diese Währung dient zum Hocharbeiten, denn an die interessanten Jobs – zum Beispiel Restaurants-Tests – kommen User erst ab einer gewissen Anzahl von Punkten. Dementsprechend gibt es auch zahlreiche Aufträge, die ohne Bezahlung erledigt werden können und die nur die begehrten StreetPoints einbringen. Daneben gibt es auch noch „Badges“ zu gewinnen, die anzeigen, dass jemand in einem bestimmten Jobbereich besonders viel Erfahrung hat und zuverlässig ist. Unternehmen können bei den Ausschreibungen Nutzer mit Badges bevorzugen. Die von Werner Hoier und Holger Frank entwickelte App ist für iPhone und Android-Smartphones verfügbar.

Workhub: flexibel statt ortsbasiert

Anfang 2012 gingen David Link und Anton Skornyakov mit ihrem Start-up Workhub (www.workhub.com) in Berlin in die geschlossene Betaphase. Im Unterschied zu Streetspotr sind die Aufträge bei Workhub nicht alle ortsbasiert sondern können teilweise auch von zu Hause oder an anderen Orten erledigt werden: Korrigieren von Rechtschreibfehlern in einem Text, Umfragen, Bilder zur Hilfe für Sehbehinderte beschreiben und ähnliches gehören zum Repertoire. Die Frage dabei ist: Warum benötigt man dafür eine App – ließen sich die Aufträge nicht besser und komfortabler zu Hause am PC oder Laptop erledigen? Der Aspekt der Ortsbasiertheit kommt hier jedenfalls nicht zum Tragen. Ansonsten gibt es wie bei Streetspotr ein „Level up“-Modell: Je mehr Credits die Nutzer einsammeln, desto bessere und höherpreisige Mini-Jobs werden ihnen angezeigt. Die Credits werden anschließend in bares Geld eingetauscht und – ab einem Kontostand von 50 Credits bzw. 0,50 Euro – per PayPal ausgezahlt. Zur Höhe der Bezahlung heißt es auf der Homepage: „Eine Tätigkeit, die etwa eine Minute dauert, bringt beispielsweise 15 Credits“ (was 15 Cent entspricht). In der momentanen Beta-Phase werden alle WorkHub-Nutzer gleich entlohnt, zu einem späteren Zeitpunkt soll es dann noch spezielle Auszeichnungen für Mitglieder mit beständig guter Arbeit geben.

Eyequest: Fokus auf Foto-Jobs

Das ebenfalls in der deutschen Hauptstadt ansässige Start-up eyeQuest (www.eyequest.de) hebt sich von seinen Mitbewerbern durch die klare Fokussierung auf Bild- und Videomaterial ab. Auf der Plattform bestehen alle ausgeschriebenen Jobs darin, ortsabhängige Fotos oder Videos hochzuladen. Auftraggeber erklären in ihrer Ausschreibung, was genau sie sehen möchten. Nutzer, die in der Nähe des gewünschten Ortes sind, erhalten den „Eyequest“ und können ihn mit einem „Eyeshare“ beantworten. Mögliche Einsatzszenarien sind die Erkundung von Veranstaltungsorten, das Kontrollieren von Produktplatzierungen oder Konkurrenzanalyse. Interessant ist das Prinzip aber auch für Blogger und Journalisten, die dank eyeQuest nicht überall selbst vor Ort sein müssen um den gewünschten Schnappschuss zu liefern, sondern diesen Teil der Berichterstattung an Privatpersonen auslagern können.

Im Gegensatz zu den Mitbewerbern gibt es bei eyeQuest übrigens keine direkte Auszahlung. Belohnt wird nur, wer regelmäßig Aufträge erledigt. Das Unternehmen beschreibt sein Belohnungssystem zu recht „komplex“: „Für jede Aktion auf der Plattform – insbesondere für Eyeshares – gibt es Punkte, die in verschiedene Ranglisten fließen. Die vorderen Plätze der Ranglisten werden regelmäßig belohnt. Darüber hinaus können User im Rang auf- und absteigen und für verschiedene Aktionen virtuelle Trophäen gewinnen.“ EyeQuest plant, in Zukunft über Sponsoren Sachpreise wie zum Beispiel Amazon-Gutscheine zu vergeben. Die App läuft sowohl auf iPhones als auch auf Android-Smartphone, ist aber in der Beta-Phase auf Berlin beschränkt und hat noch nicht alle Funktionen freigeschaltet. Schade ist, dass die Crowd-Fotografen keine direkte Entlohnung erhalten – dabei könnte man doch leicht ein Lizenzmodell für die Veröffentlichung der Fotos einführen.

Cash4feedback: Überweisung statt PayPal

Inhaltlich orientiert sich Cash4feedback (www.cash4feedback.de) stark an Streetspotr: Über die Smartphone-App (für Android-Smartphones und iPhones) können Unternehmen ortsabhängige Mikro-Jobs ausschreiben. Halten sich Nutzer in der Nähe eines Auftrag-Ortes auf, können sie ihn reservieren und erledigen. Dafür gibt es Geld und Punkte. Die Punkte wiederum werden in Sterne (max. 5) umgewandelt, sobald man genügend Jobs zufriedenstellend erledigt hat. Je mehr Sterne desto größer die Chance, an die wirklich interessanten Jobs zu kommen. Allerdings: „Da auf diese Weise ab einem bestimmten Zeitpunkt jeder 5 Sterne hätte, verlierst du einen Teil deiner Punkte, wenn du über längere Zeitspannen keine MicroJobs für uns machst. Keine Panik, 3 Sterne behältst du mindestens immer!“ Cash4feedback sollte im April offiziell starten, hat faktisch aber immer noch ein „Beta“ auf der Webseite stehen und sucht auch weiterhin nach Beta-Testern. Das 40-köpfige Team, finanziert durch Michael Urban, sitzt im Raum Osnabrück, hat aber von Anfang an ganz Deutschland in den Blick genommen. Ein Unterschied zu den Mitbewerbern besteht darin, dass Nutzer bei Cash4feedback keinen PayPal-Account benötigen. Das Start-up zahlt seine Kunden jeweils am 1. und 15. eines Monats per Banküberweisung aus.

AppJobber: Der Expansionskünstler

Was der Mikrojob-Dienst Appjobber (www.appjobber.de) seinen Mitbewerbern voraus hat ist die Tatsache, dass das Startup bereits die Ländergrenzen überschritten hat und auch in Österreich und der Schweiz verfügbar ist. Anfang 2012 von Tobias Klug ins Leben gerufen bietet Appjobber sowohl ortsabhängige Mini-Jobs als auch sogenannte „Suchjobs“, die nicht an eine bestimmte örtliche Position gekoppelt sind. Das Start-up verspricht, dass Nutzer für jeden Job mindestens einen Euro bekommen – der Mindestlohn-Anbieter unter den Minijob-Apps! Die Anwendung ist für Android-Smartphones sowie iPhones erhältlich.

Ein nennenswerter Mehrwert ist, dass Appjobber in seinem News-Bereich regelmäßig die deutschen Hot-Spots auflistet, also die Orte, an denen aktuell die meisten Jobs ausgeschrieben sind. Auch müssen Nutzer nicht erst eine Mindestpunktanzahl erreichen, um die guten Jobs abzukriegen, sondern können vom ersten Moment an alle Jobs erledigen. Mit dem “Mängelmelder“ betreibt die wer denkt was GmbH, die hinter Appjobber steht, eine weitere Crowdsourcing-App. Beim Schwester-Dienst geht es darum, Schäden im öffentlichen Raum an seine Kommune zu schicken, damit diese reagieren kann. Mit AppJobber wollten die Macher das Orinzip herumdrehen und Nutzer nicht mehr aktiv nach Mängeln suchen lassen, sondern selbst auf Dienste aufmerksam machen.

Fazit
Momentan kann man sicherlich von einem Boom der Mini-Job-Apps sprechen – ob sich das Prinzip aber durchsetzen wird, ist noch nicht gesagt. Die Fiverr-Dienste und ähnliche Anbieter wie Gigalocal wurden anfangs ebenfalls stark gepusht, haben dann aber schnell an Popularität verloren. Faktisch taugen solche Angebote dann eben doch nicht als Nebenverdienst – auch wenn dies von den Anbietern so propagiert wird. Kaum ein Job ist wirklich innerhalb von ein bis fünf Minuten erledigt und dient also eher als Zeitvertreib denn als „Nebenverdienst“. Die interessantesten Jobs sind sicherlich die Burger- und Pizza-Tests, verlieren aber mit der Zeit ebenfalls ihren Reiz. Vielleicht sollte dabei auch gar nicht so sehr der finanzielle Anreiz im Vordergrund stehen, denn dieser führt in eine falsche Richtung: Wer Geld braucht, wird sicherlich andere Dinge tun, als regelmäßig Mini-Jobs anzunehmen, mit denen sich letztlich eben doch nicht wirklich Geld verdienen lässt.

Foto (oben): Mr. T in DC / flickr.com (CC BY-ND 2.0)

Hausbesuch bei Gigalocal

Im Spätsommer 2011 besuchte deutsche-startups.de Gigalocal. Um zum Start-up zu kommen, benutzte man damals besser den Fahrstuhl: Das Hamburger Start-up war im siebten Stock bei Hanse Ventures, dem Inkubator von Sarik Weber und Co., eingemietet. Einen Raum hatte der Dienstleistungsvermittler für sich, den anderen Raum teilte Gigalocal mit dem Autoteile-Vermittler Carmio. Einige Eindrücke der Gigalocal-Welt in unserer Fotogalerie.

Artikel zum Thema
* Angriff der Mini-Job-Dienste: Hanse Ventures startet Gigalo, Vorbild Fiverr startet deutsche Version
* Invasion der Mini-Job-Dienste – Immer mehr fiverr-Klone buhlen um Nutzer
* Boom der Mini-Job-Dienste – Yoofive, fiverdeal und Sevvn.de eifern fiverr nach