Von Alexander Hüsing
Montag, 4. Januar 2021

“Ich möchte mit Partnern zusammenarbeiten, die ich auch als Menschen sehr schätze”

Wie lief es 2020 bei Stocard? "Während des ersten Lockdowns haben wir beim Einkaufen im Handel eine gewisse Unsicherheit beobachtet. Insgesamt können wir also sagen, dass 2020 nach einer kurzen Orientierungsphase wirtschaftlich für uns sehr gut lief", sagt Björn Goß, Gründer von Stocard.

Mit der kostenlosen Stocard-App können Nutzer alle vorhandenen Kundenkarten und Coupons aufs Handy ziehen und ersetzen. Das FinTech, das 2011 von David Handlos, Björn Goß und Florian Barth gegründet wurde, kann bereits 50 Millionen User vorweisen. Über das Mobile Wallet sind aber auch Zahlungen möglich. “Unser Ziel ist und bleibt es unsere Marktposition als führender europäischer Mobile Wallet weiter auszubauen und die Nummer 1 App der EuropäerInnen für alles rund um Einkaufen und täglichen Geldbedarf zu sein. Hierzu werden wir Einkaufen und Finanzdienstleistungen in 2021 weiter in unserem Wallet zusammenzubringen, um so eine umfassende Lösung für unsere NutzerInnen zu schaffen”, sagt Gründer Goß. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Stocard-Macher einmal ausführlich über das abgelaufene Jahr.

2020 geht als Corona-Jahr in die Geschichtsbücher ein. Was hast du in den vergangenen Monaten gelernt?
Ich glaube, dass wir alle sehr viel gelernt haben. Eine Sache, die die letzten Monate für mich wieder unterstrichen haben ist, dass Leadership und jede Art der Zusammenarbeit in erster Linie eine Beziehung zwischen Menschen ist. Das hat zwar tatsächlich nichts mit Corona zu tun, aber im vergangenen Jahr wurde die Fintech-Industrie von einem Fall erschüttert, der für ganz besonders große Schlagzeilen gesorgt hat. Ohne dass ich persönlich betroffen war, wurde mir in diesem Zusammenhang nochmals sehr klar vor Augen geführt, was das Verhalten von Führungskräften auf allen Ebenen auslösen kann, im Positiven wie im Negativen. Daher ist es für mich klarer denn je: ich möchte mit Kollegen und Partnern zusammenarbeiten, die ich auch als Menschen sehr schätze.

Wie lief 2020 wirtschaftlich für euch – habt ihr eure Ziele erreicht?
Während des ersten Lockdowns im März und April, haben wir beim Einkaufen im Handel – wie fast überall – eine gewisse Unsicherheit beobachtet. Das hat sich sowohl bei uns als auch bei unseren Händlern bemerkbar gemacht: lokale Transaktionen mit Stocard sind einerseits eingebrochen. Kurz bevor Lockdowns anstanden und Menschen vermehrt einkaufen wollten, haben wir aber die stärkste Nutzung von Stocard überhaupt gesehen – ein Zeichen, wie stark Stocard im Leben der Leute verwurzelt ist, selbst in solch schwierigen Situationen. Wie viele andere Tech-Unternehmen auch, haben wir uns dann noch stärker darauf fokussiert mit unseren digitalen Lösungen, die während der Pandemie noch wichtiger wurden, Mehrwert zu schaffen – für uns, unsere Partner und unsere Kundinnen und Kunden. In diesem Rahmen haben wir unsere Händler, mit denen wir langfristige Beziehungen pflegen, in ihrem Shift zum digitalen Handel unterstützt. Das war ein starker Wachstumstreiber, sowohl für uns als auch unsere Handelspartner. Zudem hat sich nach einigen Wochen auch gezeigt, dass der Bedarf auf Konsumentenseite nach digitalen Lösungen noch größer wurde. Dadurch erzielten wir ein extrem starkes Wachstum, weil Stocard von noch mehr VerbraucherInnen in ihr tägliches Shopping integriert wurde. Insgesamt können wir also sagen, dass 2020 nach einer kurzen Orientierungsphase wirtschaftlich für uns sehr gut lief.

Was war 2020 das Highlight bei euch?
Ein wichtiger Meilenstein für uns war zweifelsohne der Launch unserer Bezahlfunktion Stocard Pay, zunächst in Großbritannien und dann kürzlich in vier weiteren europäischen Ländern: Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande. Dieser Launch bringt uns unserer Idee, die Zukunft des Banking auf die Smartphones unserer 50 Millionen Nutzer zu bringen, einen riesigen Schritt näher.

Welches Projekt steht bei euch für 2021 ganz oben auf der Agenda?
Unser Ziel ist und bleibt es unsere Marktposition als führender europäischer Mobile Wallet weiter auszubauen und die Nummer 1 App der EuropäerInnen für alles rund um Einkaufen und täglichen Geldbedarf zu sein. Hierzu werden wir Einkaufen und Finanzdienstleistungen in 2021 weiter in unserem Wallet zusammenzubringen, um so eine umfassende Lösung für unsere NutzerInnen zu schaffen. In den nächsten Jahren, werden hunderte Millionen Europäer einen Mobile Wallet in der Hand halten und es wird verändern, wie wir einkaufen und mit Geld umgehen. Das ist eine der wenigen großen Chancen der nächsten Dekade, Zukunft in sehr großem Ausmaß zu gestalten. Daher werden wir unsere Bezahlfunktion in weiteren europäischen Ländern ausrollen und weitere Services hinzufügen. Neben den weiteren Services und Produkterweiterungen für die Consumer, wollen wir auch einen weiteren Mehrwert für unsere Handelspartner schaffen, indem wir das Einkaufserlebnis ihrer Nutzerinnen und Nutzer weiter digitalisieren. Außerdem hoffen wir natürlich eines Tages nicht 50 Millionen Nutzer zu erreichen, sondern 100, 200 Millionen. Und das bietet natürlich einen unbestreitbaren Mehrwert für die Händler.

Was hast Du Dir persönlich für 2021 vorgenommen?
Da 2020 so turbulent war, habe ich viele Projekte sehr eng begleitet – stärker, als es unter normalen Umständen der Fall gewesen wäre. Dafür sind die Voraussetzungen, die wir geschaffen haben, nun aber umso besser. Meine Freizeit hat auch oft mit Stocard, Fintech, Technologie und Startups zu tun, weil das einfach meine Leidenschaft ist. Ich möchte mich hier aber mehr mit Themen außerhalb des Tagesgeschäfts beschäftigen – und das auch mit einer gewissen Zielstrebigkeit und Disziplin. Eine Sache, die du sicher häufiger hörst, bei der ich aber wirklich festgestellt habe, dass sie mein Wohlbefinden und Glücksgefühl sehr stark beeinflusst, ist: Sport machen und auf meine Ernährung und meinen Schlaf zu achten – auch das möchte ich 2021 entsprechend priorisieren.

TippIn unserer Rubrik “Jahresrückblick” schauen wir zurück auf 2020!

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Foto (oben): Stocard