Von Team
Freitag, 26. Juni 2020

“Die größte Herausforderungen war es, meine Eltern zu überzeugen”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Ich bin früher eher unstrukturiert in den Tag gestartet. Mittlerweile schaffe ich es mir jeden Morgen eine halbe Stunde Zeit zu nehmen, um den Tag zu planen", sagt Johannes Laub, Gründer von CrowdDesk.

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antworten Johannes Laub und Jamal El Mallouki, die Gründer von CrowdDesk. Mit der Softwarelösung des Startups können Kunden Geld einwerben, vermitteln und Transaktionen sicher abwickeln.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Laub: Ich bin früher eher unstrukturiert in den Tag gestartet. Mittlerweile schaffe ich es mir jeden Morgen eine halbe Stunde Zeit zu nehmen, um den Tag zu planen. So habe ich einen besseren Überblick und weiß, was tagsüber auf mich zukommt, aber auch, was ich abends geschafft habe. Was ich mir für 2020 auch fest vorgenommen habe: morgens endlich wieder Sport zu machen.

El Mallouki: Der erste Blick geht immer aufs Handy, damit ich einen Überblick über meine Termine habe. Je nachdem, wie lange es am Abend davor ging, gibt es zwischen halb acht und zehn Uhr den ersten Kaffee im Büro – und dann geht’s los.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
El Mallouki: Richtig abschalten ist schwierig, muss ich aber auch nicht. Ich mache den Job, weil er mir unheimlich viel Spaß macht. Auch wenn ich mit Freunden unterwegs bin, ist CrowdDesk immer mit dabei. 

Laub: Mir hilft es meine Zeit bewusst mit Leuten außerhalb des Unternehmens, also mit Familie und Freunden, zu verbringen. Mit ihnen über andere Dinge zu sprechen ist ein guter und wichtiger Ausgleich für mich.

Was über das Gründer-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Laub: 
Wie wichtig die Auswahl der Mitarbeiter ist, mit denen du täglich zusammen arbeitest und gemeinsam ein Unternehmen aufbauen willst. Nicht die richtigen Kandidaten einzustellen, bedeutet nämlich nicht nur Enttäuschung, sondern auch Mehraufwand. Hier hätten Jamal und ich von Anfang an stärker auf unser Bauchgefühl hören sollen.

El Mallouki: Das Mitarbeiter das Wichtigste sind – ohne ein gut zusammengesetztes Team geht nichts. Und dass man sich mehr auf die Umsetzung fokussieren sollte und nicht so viel theoretisch über Sachen nachdenkt. Wir hätten, gerade zu Beginn, schneller mit unsere Software an den Markt gehen sollen, um Feedback einzuholen und sie weiterzuentwickeln. Das hat uns am Anfang gefehlt und deshalb viel Zeit gekostet. 

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Laub: Die größte Herausforderungen war es zunächst meine Eltern von der Gründung eines eigenen Unternehmens zu überzeugen. Als wir damals mit LeihDeinerStadtGeld.de gestartet sind, waren Jamal und ich noch mitten im Studium. Inzwischen haben wir sie aber von unserer Geschäftsidee überzeugt. Und was mir in der Gründungszeit schwer gefallen ist: Kompetenzen aufzuteilen und die Entscheidung der anderen entsprechend mitzutragen. 

El Mallouki: Das passende Team zu finden und sich selbst jeden Tag zu hinterfragen und zu motivieren neu zu denken. Das waren und sind definitiv die größten Herausforderungen.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
El Mallouki: Wir haben zu Beginn oft Kompromisse beim Personal gemacht. Dabei ist es immer die falsche Entscheidung, wenn es sich nach einem Kompromiss anfühlt. Da hätte ich viel öfter auf mein Bauchgefühl hören sollen. Deswegen lernen Johannes und ich die Kandidaten jetzt auch immer persönlich kennen, bevor sie ein Angebot von uns bekommen.

Laub: Wir dachten damals, dass die Plattform perfekt sein muss, haben sie in der Theorie gut durchdacht, aber das Feedback von Kunden erst recht spät eingeholt. Was ich daraus gelernt habe: wie wichtig der laufende Austausch mit dem Markt ist. Und das ehrliche Meinungen entscheidend sein können – positiv wie negativ.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Laub: Das Netzwerk unserer Mitarbeiter ist wichtig. Wenn sie zufrieden sind, sind sie die besten Botschafter. Ich denke, dass uns das bei CrowdDesk sehr gut gelungen ist. Außerdem stelle ich mir inzwischen in jedem Vorstellungsgespräch, das ich führe, selbst die Frage: kann ich mir vorstellen mit demjenigen länger Zeit zu verbringen? 

El Mallouki: Durch harte Arbeit! Man muss die Leute aktiv ansprechen und alle möglichen Quellen mobilisieren, wie die eigenen Mitarbeiter, Dienstleister und auch den Freundes- und Familienkreis. Wir gehen mit den Kandidaten mit einem klaren Erwartungsmanagement und Wertekanon ins Gespräch. Uns ist ganz besonders wichtig, dass unsere Mitarbeiter zu unserem bestehenden Team passen. 

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer?
Laub: Tauscht euch mit anderen Gründern aus – egal aus welchem Bereich. Seid neugierig und stellt Fragen. 

El Mallouki: Kümmert euch immer auch um euer persönliches Umfeld und vernachlässigt Freunde, Freundinnen, Ehepartner und Familienmitglieder nicht! Und: Behaltet nichts für euch, sprecht mit Leuten über euer Start-up, die Ideen, die ihr habt. Ihr könnt viel aus Gesprächen und Meinungen anderer lernen.

Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Laub: 
Hubspot ist für uns extrem wichtig. Es hält unser Wachstum zusammen und macht es kontrollierbar.

El Mallouki: Nintendo Wii MarioKart! Wir fahren leidenschaftlich gerne Rennen im Turniermodus. Es gibt sogar eine Meisterschaft einmal im Jahr!

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
El Mallouki: Für mich ist gegenseitiger Respekt ein ganz wichtiger Wert für gute Stimmung. Es kommt immer gut an, den Leuten Freiräume zu lassen, sie aber auch mitzunehmen auf der Reise, ihre Ängste und Sorgen aufzunehmen und gemeinsam Erfolge zu feiern. Ich verbringe gerne Zeit mit meinen Mitarbeitern, nicht nur innerhalb der traditionellen Arbeitszeiten. Wir organisieren dafür auch mal was am Wochenende oder nach Feierabend, machen zusammen Sport oder spielen MarioKart.

Laub: Für mich ist die Auswahl der richtigen Mitarbeiter ein entscheidender Punkt. Ein weiterer wichtiger Punkt für eine gute Stimmung sind gute Ergebnisse. Das bringt das Team gemeinsam weiter und motiviert alle. 

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
LaubAls unsere erste Plattform LeihDeinerStadtGeld gestartet ist. Dass nach monatelanger Arbeit unser Produkt endlich live war – und dass dann tatsächlich die ersten Anleger Geld in die Projekte investiert haben. Also jemand uns vertraut hat, den wir nie gesehen oder gesprochen haben. Das war unglaublich!

El Mallouki: Jede CrowdDesk-Weihnachtsfeier ist die wildeste, jedes Jahr aufs Neue. In den letzten Jahren dachten wir immer: Das kann nicht getoppt werden! Und dann passiert es doch immer wieder. Ich hab also nicht nur ein wildestes Erlebnis, ich hab es jährlich! 

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

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Foto (oben): CrowdDesk