Von Sümeyye Algan
Mittwoch, 6. März 2019

Cybersecurity – ein ganz großes Thema im Ruhrgebiet

Im Bereich IT-Sicherheit sollte die Republik mal ins Ruhrgebiet schauen. Hier tummelt sich alles, was Rang und Namen hat - von Startups bis Forschungsinstituten und Förderprogrammen. So startet das Horst Görtz Institut beispielsweise mit Liftoff gerade ein Accelerator-Programm für Gründungen im IT-Segment.

Cyberangriffe gegen Unternehmen, Startups und Institutionen nehmen rasant zu. Gerade erst wurden im Darknet 617 Millionen Nutzerdatensätze angeboten. Darunter auch die Daten von deutschen Startups. Betroffen waren die Foto-Community EyeEm, die Fitness-App 8fit, und die Viral-App Dubsmash. Das Beispiel zeigt: Auch Startups müssen sich mit den Risiken von Datenlecks auseinander setzen. Auf der anderen Seite zeigt das Beispiel: Es sind gute Zeiten für Jungfirmen, die auf Cybersecurity setzen.

Während nun der Großteil der Szene nach Berlin schaut, lehnt sich das gesamte Ruhrgebiet selig zurück und genießt im Stillen seine Erfolge. Denn viele Unternehmen, die sich in der Szene bereits einen Namen gemacht haben, kommen aus dem Ruhrpott. Gerade wenn es um das Trendthema Cybersecurity geht, kommt in Deutschland niemand an Bochum vorbei. Bereits vor 20 Jahren wurde in der Ruhrstadt die Firma GData, ein Vorreiter im Bereich Cybersecurity, gegründet. Über 500 Mitarbeiter und ein Umsatz von zuletzt über 40 Millionen Euro sprechen eine deutliche Sprache.

Boomtown Bochum 

In Bochum – an der Ruhr-Universität – ist auch das bekannte Horst Görtz Institut für IT-Sicherheit (HGI), das vier Studiengängen und 1.200 eingeschriebenen Studierenden vorweisen kann, beheimatet. Mit einem neuen Accelerator-Programm, will das HGI nun Menschen, die kurz vor der Firmengründung stehen, stärker unter die Arme greifen. Liftoff, so der Name des Programms, geht im März an den Start. Coaches und Mentoren unterstützen Startups im Rahmen des Programms bei der Entwicklung ihrer Go-To-Market-Strategie und schulen sie in effektiver Kommunikation. Am Ende des 120-tägigen Intensivprogramms soll dann ein marktfähiges Geschäftsmodell und dessen Präsentation im Rahmen des Pitch Days stehen.

Gründungsinteressierte und Startups am HGI werden von Cube 5, dem Gründungsinkubator, unterstützt. Von Gründungs-Know-how über die Technologieentwicklung bis hin zum Firmenaufbau – Cube 5 begleitet und berät ITS-Gründerteams. Zudem vermittelt der Cube 5 Experten aus seinem großen Partnernetzwerk, öffnet die Türen zu Investoren, Partnern und Kunden und stellt Arbeitsräume zur Verfügung. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Ein Fonds nur für Cybersecurity 

Flankiert wird das Projekt Cube 5 von Venture-Capital-Investitionen des Kooperationspartners E-Capital Entrepreneurial Partners. Die in Münster ansässige Venture-Capital-Gesellschaft begleitet seit 1999 innovative Technologie-Startups in zukunftsträchtigen Branchen. E-Capital stellt mit seinem neuen Fonds insgesamt 50 Millionen Euro für die Beteiligung an Startups im Bereich Cyber-Security, um den jungen Unternehmen des Cube 5 eine beschleunigte Entwicklung und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu ermöglichen.

Neben dem HGI bietet die Stadt zusätzlich über die International School of IT Security AG weitere Angebote in Studien- und Forschungsmöglichkeiten im Bereich der IT-Sicherheit. Auch die Stadt Gelsenkirchen kann sich sehen lassen: Am Institut für Internet-Sicherheit an der Westfälischen Hochschule werden ebenfalls Wissenschaft und Wirtschaft vernetzt. Und auch in Hagen ist in Sachen Sicherheit was los! So investierte Creathor Ventures gerade in Serinus, einen Anbieter für Alarm- und Krisenmanagement-Software. Gründerinnen und Gründer, die sich für Internetsicherheit interessieren, sollten deshalb das Ruhrgebiet auf dem Schirm behalten.

Cybersecurity-Startups, die man kennen sollte

Physec
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Das Bochumer Startup für Cybersecurity, eine Ausgründung der Ruhr-Universität Bochum, ist auf die angewandte Kryptographie im Internet der Dinge (IoT) spezialisiert. 2014 wurde Physec von Heiko Koepke und Christian Zenger gegründet und ist ein Spin-off des europaweit führenden Horst Görtz Instituts für IT-Sicherheit in Bochum und entwickelt zusammen mit den US-Universitäten Harvard und Princeton ein Verfahren zur Verbesserung der Kontrolle von Atomwaffenlagern.

ESCRYPT
+++ ESCRYPT ist ein Bochumer IT-Security-Unternehmen und Anbieter von IT-Security-Lösungen in eingebetteten Systemen sowie von Beratungs- und Dienstleistungen für Enterprise Security und IT-gesicherter Fertigung. Das Unternehmen wurde 2004 als Ausgliederung des Horst Görtz Institutes an der Ruhr-Universität Bochum gegründet und gehört als 100%ige Tochter der ETAS GmbH zur Bosch-Unternehmensgruppe und ist mit seinem Hauptsitz in Bochum, vier weiteren deutschen Standorten sowie Niederlassungen in Großbritannien, Frankreich, Schweden, in den USA, Kanada, Indien, China, Korea und Japan weltweit aktiv.

RipsTech
+++ Das Bochumer IT-Unternehmen entwickelt eine Analyse-Software (RIPS) zur frühzeitigen Erkennung von Sicherheitslücken und wurden unter anderem auch mit dem Internet Defense Prize von Facebook ausgezeichnet. Gegründet wurde es 2016 als Spin-offs der Ruhr-Universität Bochum.

Serinus
+++ Serinus aus Hagen, am südöstlichen Rand des Ruhrgebiets, kombiniert “als Hybrid-Lösung die Vorteile einer SaaS-Plattform mit den Mehrwerten einer Integration in die Systemlandschaft des Kunden”. Die Software des Unternehmens kann etwa bei Alarmierungsszenarien – wie einem Evakuierungsalarm – oder beim Krisenmanagement – etwa Produktrückrufen – zum Einsatz kommen.  Serinus wird von Benjamin Lieber geführt.

VMRay
+++ Das Bochumer CyberSecurity-Unternehmen, gegründet 2013 von Carsten Willems und Ralf Hund, bietet eine Software, den VMRay Analyzer, zur Erkennung und Analyse von “Malware”. Anfangs sicherten sich die Gründer ein Exist-Gründerstipendium, mittlerweile beläuft sich die Investitionssumme durch den High-Tech Gründerfonds und dem Münsteraner VC Ecapital auf 3,9 Millionen Dollar.

XignSys
+++ Das Unternehmen, gegründet 2016 in Bochum, hat mit seinem Programm XignQR, ein Multiidentifizierungstool, die nächste Generation der Authentifizierung, e-Signaturen, Transaktionen und digitale Identitäten für Web-, Smart City-, IoT- und Realweltanwendungen entwickelt. Kurz: Mit XignQR kann man künftig seine Passwortprobleme beheben.

Der digitale Pott kocht – #Ruhrgebiet

Mit hunderten Startups, zahlreichen Gründerzentren und -initativen, diversen Investoren sowie dutzenden Startup-Events bietet das Ruhrgebiet ein spannendes Ökosystem für Gründer. ds, die Gründerallianz Ruhr und der ruhr:HUB berichten gemeinsam über die Digitalaktivitäten im Revier.

Foto (oben): unsplash