Von Christina Cassala
Freitag, 4. Juli 2014

“Chef sein heißt, Verantwortung für sich und ein Team zu übernehmen”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Marcel Karas von AppConfector.

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Gründer zu sein gibt mir die Möglichkeit, selbstbestimmt Dinge zu tun und Zielen nachzugehen von denen ich glaube, daß die Welt einen Nutzen daraus zieht. Dennoch bedeutet Chef zu sein auch, Verantwortung für sich und ein Team zu übernehmen. Alles in allem macht es mir tagtäglich auch einfach Freude zu sehen, wie mein Unternehmen wächst.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Mein Mitgründer Ralf Mannweiler und ich haben einfach eines Tages den Bedarf gesehen und losgelegt. Wir wollten mobiles Marketing und den Service einer App für die mobilen Kunden der KMU bezahlbar machen und gleichzeitig auch einer individuelle auf jedes Unternehmen angepasste Lösung anbieten. So war die Idee für eine Plattform mit Bausteinen auf der Unternehmen ihre eigenen App nach ihren Vorstellungen und ohne Programmierkenntnisse selbst erstellen können geboren.

Uns war und ist zudem wichtig, dass der gesamte Online-Auftritt einer Firma auch mit einem Smartphone optimal dargestellt wird. Das leistet unsere App, da sie gleichzeitig als mobile Webseite fungieren kann und auch für Tablets optimiert ist.

Als wir 2010 mit der Entwicklung begonnen haben, gab es in unserem Geschäftsbereich keinen nennenswerten Anbieter, der diese Art der Dienstleistung in einer verständlichen Weise und Verlässlichkeit bereitstellen konnte. Hier war unser Ansatz kleine und mittlere Unternehmen einfach und schnell mobil mit ihren Kunden und den neuen mobilen Zielgruppen zusammenzubringen zu einem Preis, den sie sich auch leisten können.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir haben uns von Beginn an zu 100 Prozent selbst finanziert. Wir haben darin auch eine persönliche Herausforderung gesehen, unser Unternehmen durch Bootstrapping zu starten.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Durch unser kleines Team war eines der größten Stolpersteine, uns das erforderliche Wissen in der Produktgestaltung, Marketing usw. in kürzester Zeit anzueignen und für einen noch sehr unbekannten Markt einzusetzen.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Das Thema Förderung würden wir von Beginn an nochmals anders beleuchten und hier die eine oder andere Fördermöglichkeit in Erwägung ziehen.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie
besonders wichtig?

Die Marketing-Spielarten verändern sich im Umfeld von Online stetig weiter. Wir passen unsere Strategien daher stetig an. Gestartet haben wir seinzeit mit Facebook Marketing und Google Adwords. In der aktuellen Zeit spielen da Content Marketing sowie virale Werbekampagnen eine größere Rolle. Allerdings sehen wir für unseren Bereich das Empfehlungsmarketing ebenfalls als sehr wichtig an.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Meinen Mitgründer und mich haben in erster Linie unsere Familien und Freunde unterstützt. Während der Phase des ersten Marktauftrittes konnten wir dann zusätzlich einige Fachexperten von unseren Lösungen überzeugen und erhalten noch heute regelmäßig Unterstützung in Form von Feedback.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Man braucht den Mut und die Entschlusskraft seine Vision zu verfolgen. Man darf sich auf jeden Fall nicht von offenkundigen Unzulänglichkeiten und immer wieder gern ausgesprochenen Aussagen wie: “Das geht nicht so einfach!” oder “Das macht man nicht so!” unterkriegen lassen. Kritiker wird es immer geben. Diese sollte man auch nicht ignorieren, sondern die Gute, die Vision voranbringende Kritik, aus der generellen Kritik herausfiltern lernen. Verfolge deine Vision. Die Realität erlaubt viel mehr, als man es zunächst glaubt.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Grundsätzlich mehr Verständnis für das Gründertum im aufstrebenden IT Sektor. Darüber hinaus mehr Anstrengungen in Sachen Bürokratieabbau.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich wollte immer mein eigener Chef sein. Eine alternative Option habe ich mir nicht überlegt. Hätte ich noch kein Unternehmen gegründet, dann würde ich eines gründen. Wenn es nicht der aktuelle Bereich wäre, so würden mich unzählige andere Branchenzweige interessieren, in dem man noch einiges verändern kann und sollte.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Allen voran bei unseren Mitbewerbern, sowie Unternehmen im Bereich der Hochtechnologie. Vor allem aber auch bei Start-ups, die dem Thema BigData nachgehen. Gerade dort sehe ich enormes Potenzial für unseren Bereich.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Es würde direkt in die Dekade zwischen 1975 bis 1985 gehen. Dort würde ich an verschiedenen Ort der Welt gerne mal einen Besuch abstatten. Angefangen von Berlin über New York bis nach San Francisco

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Wie jeder leidenschaftlicher Gründer würde ich das Kapital direkt in die gegründeten Unternehmen investieren, um die dahinterliegenden Ideen weiter voran zubringen.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Bei Kaffee und Kuchen mit meiner Familie. Am liebsten an einem ruhigen erholsamen Ort. Weitab von der normalen Hektik des Alltags, um wieder neue Energie zu tanken.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Gerne spreche ich mit Mitstreitern aus der eigenen und den angrenzenden Branchen, um das gemeinsame Thema viel weiter zu bringen. Hier denke ich dass dies der Weiterentwicklung insgesamt nutzt, Synergien bringt und dadurch unseren Kunden und Nutzern weitere Vorteile bringt.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Marcel Karas ist Mitgründer und Geschäftsführer der AppConfector UG. Über mehrere Etappen bei namhaften Unternehmen der Industrie, Telekommunikation und dem Automobilsektor gelangte er frühzeitig in das Unternehmertum. Neben kleinen Gründungen starteten er und sein Mitgründer Ralf Mannweiler 2010 das Unternehmen AppConfector, eine Plattform zum Aufbau von mobilen Auftritten und mobilem Marketing für kleinere und mittlere Unternehmen. Seit der Gründung verantwortet Marcel Karas den Bereich der Produkttechnologie und arbeitet zudem an neuen Ideen und weiteren Gründungen.

15 Fragen als eBook und in gedruckter Form

“Hinter den Kulissen deutscher Start-ups: 45 Gründer über den Aufbau ihres Unternehmens”, heißt der erste Titel der neuen Buchreihe von deutsche-startups.de. Unser erstes Buch, ein Best-of der Rubrik 15 Fragen an, steht unter dem Motto: Von Gründern lernen, sich von deutschen Unternehmern inspirieren lassen. 45 Gründer berichten von Ihren eigenen Erfahrungen, geben wertvolle Tipps und teilen ihre Inspirationen mit den Lesern. Weitere Infos über “Hinter den Kulissen”