Im Westen viel Neues: Die Top 10 Start-ups von der SXSW

Im Westen viel Neues: Die Top 10 Start-ups von der SXSW – Gastbeitrag von Tilo Bonow (siehe links), Gründer und Geschäftsführer der Berliner Kommunikationsagentur piâbo.

Die SXSW ist für Start-ups aus der Digitalbranche eine der wichtigsten internationalen Konferenzen – siehe auch “10 internationale Veranstaltungen, an denen kein Start-up vorbeikommt“. Internetriesen wie Twitter und Foursquare begannen ihre Karriere auf dem Tech-Event in Austin, Texas. Nachfolgend
die Top 10 Start-ups, die auf der Konferenz in aller Munde waren.

AAMPP: Das Musikernetzwerk
Zwischen unzähligen Musik-Startups tat sich auf der SXSW eines besonders hervor: AAMPP (www.aampp.net) ist ein Musiknetzwerk, dass es Künstlern, Agenten, Managern, Produzenten und Co. ermöglichen soll, leichter mit den Fans in Kontakt zu treten und ihre Karriere besser zu managen. Die Chance für das neue Startup ergibt sich aus dem ungewöhnlichen Ansatz, Organisationsnetzwerk für Musikschaffende sein zu wollen. Auch interessant ist die Idee, die Fans direkt am Musikmachen zu beteiligen: Durch Diskussion mit dem Artist soll die zukünftige Zielgruppe die Musik nach ihren Wünschen mitgestalten können. Momentan befindet sich das Startup noch in der geschlossenen Beta-Phase.

flitto: Der soziale Übersetzer
flitto (www.flitto.com) spricht deine Sprache: Mit dem Online-Programm erhalten Twitterer und Facebooker sowie die Nutzer weiterer sozialer Netzwerke die Möglichkeit, Social Content in der eigenen Sprache konsumieren zu können. Wie ein Simultanübersetzer erkennt flitto die Sprache der empfangenen Postings und gibt sie in der gewählten Sprache wieder aus. Die Idee ist gut, die Umsetzung hat leider noch einige Mankos, wie alle Übersetzungstools. Dem Computer die feinen Nuancen menschlicher Sprache beizubringen ist eben doch noch eine technische Hürde. Ein Test empfiehlt sich trotzdem. Das Online-Tool ist auch in deutscher Sprache verfügbar.

Grand St.: Getestete Produktempfehlungen
Revolutionen werden nicht nur bei deutschen Startups ausgerufen. Bei grandst.com (www.grandst.com) heißt es beispielsweise: “Be part of the next industrial revolution.” Was dahinter steckt? Alle zwei Tage soll man in Zukunft auf der Seite des Startups ein Produkt zum Kauf finden. So weit, so unspektakulär. Der Clou dabei: Das Team von grandst.com hat jedes einzelne Produkt selbst getestet und “damit gespielt” – und ist damit nach eigenen Angaben glaubhaft genial. Den Machern zufolge eine neue Ära in der E-Commerce-Branche – wie sich das Startup allerdings glaubhaft gegen bewährte Testblogs durchsetzen will, ist noch nicht klar. Dennoch wurde das Startup auf der SXSW von vielen Seiten gelobt.

greenqloud: Grüner Webspace
Cloud- und Serverdienste gibt es heute unüberschaubar viele. Das Start-up greenqloud (www.greenqloud.com) tut sich unter diesen hervor und schafft sich seine Nische indes durch seinen grünen Anspruch: Das Thema CO2-Verbrauch gehört bei der Anmietung von Webspace beim isländischen Unternehmen greenqloud der Vergangenheit an. Für diesen Ansatz hat das Team um Eiríkur Hrafnsson schon einige Preise abräumen können.

me clock: Digitaler Lebensmanager
Bei me clock (www.me-clock.com) geht es um die perfekte Lebensbalance: Angefangen bei “me thin” über “me rich” und “me quit” bis hin zu “me love” bietet das Startup verschiedene Programme, die dabei helfen sollen, die persönlichen Ziele in verschiedensten Lebensbereichen zu erreichen. Die einzelnen Programme gibt es für Smartphone und Computer, die me clock selbst ist ein Hardware-Tool, das den Tagesablauf planmäßig organisiert. me clock ist im Grunde ein Lebensmanager, der als App auch noch in die Hosentasche passt und dabei helfen soll, Ausgewogenheit in den eigenen Alltag zu bringen.

ProxToMe: Bluetooth war gestern
Mit der kürzlich gelaunchten und kostenlosen App ProxToMe (www.proxtome.com) finden Benutzer andere Personen in ihrer Nähe und können mit diesen digitale Inhalte teilen. Die Innovation dabei: Statt die Dateien akku- und zeitraubend via Bluetooth zu teilen, werden nur die potentiellen Empfänger per Bluetooth gesucht. Die Sharing-Datei wird indes bei Dropbox hochgeladen und kann vom Empfänger zu einem beliebigen Zeitpunkt wieder heruntergeladen werden. Das ermöglicht dem Nutzer, beispielsweise erst im heimischen WLAN die Datei herunterzuladen. Einsatzgebiete sind etwa Geschäftspräsentationen, bei denen Dateien direkt während der Präsentation geteilt werden sollen oder Konzerte, bei denen die anwesenden Fans sich als Goodie per Smartphone Videos und Fotos herunterladen können. Die Reichweite der App beträgt etwa 80 Meter.

Takes: Bewegtbilder-Album
Mit Takes (www.takes.com) braucht sich niemand mehr zwischen Video und Foto entscheiden: Die App sorgt für Bewegtbild-Aufnahmen in Länge einiger Sekunden. Wie in einem futuristischem Fotoalbum kann man diese hintereinander abspielen und erhält einen bunten Eindruck vom Geschehen vor der iPhone-Kamera. Ähnlich wie bei Instagram können Filter eingesetzt werden; auch Musiksequenzen dienen zur Untermalung der eigens kreierten Kurzvideos. Auch Vine, ein Kurzvideoservice von Twitter, bietet ähnliche Möglichkeiten wie Takes, das Erstellen eines Videos mit mehreren verschiedenen Sequenzen hintereinander ist mit Vine jedoch nicht möglich.

LevelUp: Bezahlen mit dem Smartphone
Noch eine Payment-App? Oh ja – LevelUp (www.thelevelup.com) ermöglicht bargeldlos und kartenloses Zahlen, ausnahmsweise nicht nur für iPhone sondern auch für Android. LevelUp ist ein Bezahlsystem für Smartphones, das sich die QR-Code-Technik zunutze macht. Zudem machen Händler den Nutzern die App schmackhaft, indem sie spezielle Angebote nur für LevelUp-Zahler bereithalten. Mit der Kamera von iPhone oder Android-Telefon registriert man erst seine Kreditkarte, akzeptiert werden alle gängigen Anbieter. Um dann an der Kassa mit der App zu bezahlen, zeigt der App-Nutzer einfach seinen persönlich generierten QR-Code vor. Der Haken an der Sache ist, dass die Läden mit speziellen LevelUp-Terminals ausgestattet sein müssen, um die Zahlung anzunehmen. Der Service ist in Deutschland noch nicht verfügbar.

thread: Serviceübergreifender Kontaktmanager
Sprezzat (www.sprezzat.com) bietet mit seiner App “thread” ein Kontaktmanaging-Tool, das vor, während und nach einem Telefonat die Historie mit dem Anrufenden aufzeigt. Der letzte Post, Tweet, die letzte Email: Wenn ein Anruf eingeht, zeigt das Display mit tread nicht mehr nur den Namen des Anrufers, sondern eine Reihe aktueller Statusupdates. Für Privatpersonen eine nette Spielerei, bei Businesskontakten oft die ideale Möglichkeit, um auf einen Blick und ohne Aufwand up-to-date zu sein.

WeVideo: Videoschnitt sogar für Opa
WeVideo (www.wevideo.com) präsentiert sich als intuitives Videoschnittprogramm, mit dem der Schnitt professioneller Videos auch Video-Laien ermöglicht werden soll. Das Tool ist Cloud-basiert, das heißt, Videos werden online gespeichert, bearbeitet und sind von überall aus abrufbar. Zur Nutzung von WeVideo muss nichts installiert werden, alle Services sind im Internet verfügbar. Das mag ein Vorteil gegenüber den üblichen Schnittprogrammen sein. Allerdings drängt sich die Frage auf, ob man datenreiche Videosequenzen zum Bearbeiten erst hochladen möchte – aufgrund langer Upload-Zeiten ist das Tool für professionelle Videobearbeitung wohl eher auszuschließen. Das Drag & Drop-System ist dennoch verlockend einfach für Hobby-Regisseure ohne professionelle Erfahrung, die das Urlaubsvideo mit Effekten versehen wollen oder kreative Köpfe, die ihre Bewerbung mit Bewegtbild untermalen wollen.

Zur Person
Tilo Bonow ist Gründer und Geschäftsführer von piâbo, der Kommunikationsagentur für die digitale Wirtschaft. Neben strategisch vernetzter PR und Social Media umfasst das Leistungsspektrum der Berliner Agentur medienübergreifende B2B- und B2C-Öffentlichkeitsarbeit und Kooperationsmanagement sowie die Entwicklung von redaktionellen Konzepten. Das Team betreut nationale und internationale Kunden aus der Internet-/IT-/Mobile- sowie Medien- und Cleantechbranche und verfügt über ein eingespieltes globales Netzwerk.