Von Team
Mittwoch, 16. November 2022

So verlängert man als CFO die Runway

In einer guten Marktsituation solltet ihr mit einem Runway von mindestens 12 Monaten rechnen, um eure Milestones zu erreichen. Bei einem wirtschaftlichen Abschwung, wie wir ihn momentan haben, solltet ihr eher mit mindestens 18 Monaten kalkulieren. Ein Gastbeitrag von Dennis Konrad.

Ist es ein Traumjob CFO in einem Startup zu sein? Obwohl vielen Startups oft schon nach sechs oder zwölf Monaten das Geld ausgeht? Für mich ja, weil es viel Geschick und Liebe zum Detail erfordert, alle Ausgaben, Einnahmen und Budgets im Blick zu haben. Als CFO muss akribisch über die Liquidität gewacht werden, weshalb eine optimale Finanzplanung entwickelt werden muss. Denn es ist essentiell für Start-ups zu wissen, wie lange die Geldbestände reichen werden. Die Burn Rate und der Cash Runway sind dabei wesentliche Kennzahlen. Außerdem ist das Knowhow zur Verlängerung der Runway besonders wichtig. Grund hierfür ist, dass zurzeit Investitionsrunden etwas geringer ausfallen als noch vor ein oder zwei Jahren.
Denn gerade neu gegründete Unternehmen sind vielfältigen Risiken ausgesetzt und ein stetiger Cashflow ist für den Betrieb eines Unternehmens unerlässlich. Der CFO muss also momentan nicht nur sicherstellen, dass immer genügend liquide Mittel zur Verfügung stehen, sondern auch, wie er diese über einen längeren Zeitraum als ursprünglich geplant strecken kann.

Meine drei Insider-Tipps

Prinzipiell ist es wichtig, permanent in allen Bereichen die Kosten zu analysieren und zu prüfen, ob Einsparungen möglich sind. Mögliche Einsparungen können zum Beispiel erzielt werden, indem ein unnötiger Service gekündigt wird, oder ein Service gegen einen günstigeren Service getauscht wird. Zusätzlich kann man das Gespräch mit Servicepartnern suchen, um langfristige Verträge auszuhandeln, die (welche) die monatlichen Kosten reduzieren. Hierbei können bei der Analyse-Unternehmen wie Saastrify helfen.

Wenn möglich, kann man Zahlungen über eine Kreditkarte mit möglichst langem Zahlungsziel und Cashback abwickeln. Gute Anbieter hierfür sind z.B. American Express oder Moss. Zudem empfehle ich unnötige manuelle und HR intensive Prozesse ganz oder teilweise zu automatisieren. Zum Beispiel durch die Automatisierung der inhouse Buchhaltung für die Umsatzseite über Anbieter wie pathway-solutions.de. Sollte es absehbar sein, dass das Geld eng wird und eine lukrative Finanzierungsrunde aktuell nicht möglich ist, bitte frühzeitig um Debt oder einen Convertible Loan kümmern. Gegebenenfalls können hierbei Bestandsinvestoren, deren Netzwerke oder Startup-Förderung des Bundes helfen. Letztere können sogar rückwirkend bis 2020 beantragt werden und erstatten 25 % der F&E-Kosten. Helfen können hierbei z.B. Unternehmen wie getCouped.

Einsparmöglichkeiten & Anlaufstellen

Eine Möglichkeit ist es, die Bezahlung der Kunden vorzuziehen. Wir haben beispielsweise versucht, die Kunden upfront per Stripe bezahlen zu lassen. Zudem sind wir auf unsere Lieferanten zugegangen und haben das Zahlungsziel und Zahlungslimit frühzeitig hochgesetzt. Außerdem kann das verfügbare Geld auf verzinsten Tageskonten angelegt werden. Mittlerweile zahlen einige Banken wieder Zinsen von bis zu 1,5 Prozent.

Fazit

In einer guten Marktsituation solltet ihr mit einem Runway von mindestens 12 Monaten rechnen, um eure Milestones zu erreichen. Bei einem wirtschaftlichen Abschwung, wie wir ihn momentan haben, solltet ihr eher mit mindestens 18 Monaten kalkulieren und etwa sechs bis acht Monate im Voraus mit dem Fundraising beginnen.

Zudem solltet ihr beim Fundraising auf folgende Faktoren achten:

– Art des Projekts
– Voraussichtlichen Dauer des Fundraising-Prozesses (Achtung: Es dauert immer länger als erwartet!)
– Voraussichtlichen zeitlichen Engagement und der Verfügbarkeit
– eurer finanziellen Situation
– Erreichen von geplanten Wachstumszielen
– der Euch zur Verfügung stehenden Finanzierungsmöglichkeiten

Der ideale Fundraising Partner ergibt sich basierend aus den oben genannten Faktoren. Bei jedem Faktor müsst ihr als CFO zwischen Risiko und Nutzen abwägen. Für welchen Ansatz ihr Euch auch immer entscheidet, achtet hierbei auch auf die Bedürfnisse eurer Investoren, Mitarbeiter, Kooperationspartner, etc. Je besser Ihr mit diesen Stakeholdern aligned seid, desto einfacher werdet Ihr es im Fundraising haben.

Über den Autor
Dennis Konrad ist Co-Founder von ExpressSteuer.

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Foto (oben): Shutterstock