Von Alexander Hüsing
Freitag, 1. Juni 2018

“Wir haben keinen Euro in Marketing investiert”

"Gründer müssen immer die besten Verkäufer und Innovationstreiber ihres Unternehmens sein. Kann ein Gründer sein Produkt nicht verkaufen, so kann er oder sie keine guten Mitarbeiter verpflichten oder Fundraising betreiben", sagt Philip Pogoretschnik, Mitgründer von Humanoo.

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Philip Pogoretschnik, Mitgründer von Humanoo. Das Startup, eine digitale Gesundheitsplattform wurde im 2016 von Pogoretschnik und Rheingau Founders ins Leben gerufen. Creathor Ventures investierte kürzlich gemeinsam mit DvH Ventures, Rheingau Founders, Rocket Internet und weiteren Investoren einen signifikanten siebenstelligen Betrag – wohl 5 Millionen Euro – in die Jungfirma.

Was bedeutet es Dir, Dein eigener Chef zu sein?
Chef bedeutet mit jedem Tag die Verantwortung für alle Mitarbeiter zu übernehmen und in guten wie in schlechten Zeiten richtungsweisend zu agieren.

Bei welcher Gelegenheit kam Dir die Idee zu Deinem Start-up?
Mein Bruder und ich hatten schon vor Jahren das gleiche Geschäftsmodell offline erprobt und es nun in das digitale Zeitalter gepusht. Durch unsere physiotherapeutischen Praxen hatten wir enorm viele Kontaktpunkte zu Patienten, Krankenkassen und Versicherern und haben dadurch gelernt, wie wir das neue Produkt platzieren müssen. Dadurch konnten wir mit Humanoo einen digitalen Begleiter für Gesundheit, Fitness und Wohlbefinden schaffen, der mit maßgeschneiderten Programmen und innovativen E-Health-Lösungenunsere Nutzer in den Bereichen Fitness, Physio, Yoga, Mental und Ernährung zum selbst gesetzten Ziel führt.

Woher stammte das Kapital für Dein Unternehmen?
Die Berliner Startup-Schmiede Rheingau Founders unterstützten als Co-Founder bei der Transformation der Idee in ein echtes Unternehmen. Außerdem erhielten wir eine Finanzierung von Rocket Internet, Creathor Ventures und weiterer Business Angels.

Was waren bei der Gründung Deines Start-ups die größten Stolpersteine?
Ein Unternehmen lebt von den Mitarbeitern und der Führungsebene durch die es angetrieben wird. Somit war eine Schwierigkeit zu Beginn, in einer Phase in der man keinen Namen hat, kein Produkt vorzeigen kann, gute Personen zu verpflichten und langfristig zu halten.

Was würdest Du rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir würden unsere Sales Pipeline etwas anders strukturieren, da wir im ersten Jahr festgestellt haben, dass Zyklen oft länger dauern, als wir zunächst angenommen hatten

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Euch besonders wichtig?
Wir haben in den ersten zwei Jahren keinen Euro in Marketing investiert. Wir haben uns auf den Vertrieb von Humanoo an Großkonzerne fokussiert und mit den gewonnenen Kunden geworben. Dieses System hat sich ausgezahlt und unser Name ist automatisch bekannt geworden.

Welche Person hat Dich bei der Gründung besonders unterstützt?
Mein Bruder war immer für mich da. Wir haben zusammen gewohnt, gearbeitet und uns jeden Tag zu den Entwicklungen ausgetauscht. Hätte ich ihn nicht an meiner Seite gehabt, so hätte ich die Ziele mit dem Unternehmen nicht erreichen können.

Welchen Tipp gibst Du anderen Gründern mit auf den Weg?
Gründer müssen immer die besten Verkäufer und Innovationstreiber ihres Unternehmens sein. Kann ein Gründer sein Produkt nicht verkaufen, so kann er oder sie keine guten Mitarbeiter verpflichten oder Fundraising betreiben. Gleichzeitig wird bei der Produktentwicklung immer auf die Meinung der Gründer Wert gelegt und man muss letztendlich Entscheidungen treffen und verantworten.

Du triffst den Bundeswirtschaftsminister – was würdest Du Dir für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Einen Netzausbau in ganz Deutschland und mehr staatliche Fördermöglichkeiten für Gründer.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du kein Start-up gegründet hättest?
Schwierig, ich bin nicht für ein Angestelltenverhältnis gemacht, daher war mir immer klar, dass ich ein Unternehmen gründen werde.

Bei welchem deutschen Start-up würdest Du gerne mal Mäuschenspielen?
Ich bin begeistert von der Firmenkultur von Trivago. Wie das Unternehmen Strukturen setzt und gleichzeitig den Mitarbeiter an die erste Stelle setzt ist in Deutschland einzigartig.

Du darfst eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reist Du?
Ich würde mich gerne mit Otto von Bismarck im Zeitalter zwischen 1862 und 1890 unterhalten. In dieser Zeit hat er unser heutiges Sozialversicherungssystem geschaffen und ich würde ihm gerne dazu ein paar Fragen stellen.

Du hat eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machst Du mit dem ganzen Geld?
Ich würde versuchen das System der Obdachlosenverpflegung zu verbessern. Ich finde es grausam, dass in unserem Staat Personen nicht mit ausreichend Lebensmitteln versorgt werden.

Wie verbringst Du einen schönen Sonntag?
Startet mit einem Frühstück mit Familie oder Freunden, danach ins Fitness oder eine Runde Laufen gehen. Abends dann ab auf die Couch – lesen oder eine Runde Netflix zum relaxen.

Mit wem würdest Du Dich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Papst Franziskus.

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Foto (oben): Humanoo