Von Team
Freitag, 13. Februar 2015

Linkabbau – In 8 Schritten zum sauberen Linkprofil

Lange Zeit galt Linkaufbau als das Erfolgsrezept schlechthin, um Google von der Wichtigkeit einer Website zu überzeugen. Was anfänglich funktionierte, war aber nicht im Interesse von Google und Co., die bestrebt waren, den Nutzern nur hochwertige, zur Suchanfrage passende Webseiten zu präsentieren.

Um die Dringlichkeit von Linkabbaumaßnahmen zu verstehen, ist es hilfreich, wichtige Etappen der vorausgegangenen Entwicklung beim Linkaufbau zu kennen, denn lange Zeit galt Linkaufbau als das Erfolgsrezept schlechthin, um Google von der Wichtigkeit einer Website zu überzeugen. Die zugrunde liegende Idee: Wird die Seite verlinkt, dann wird sie vom verlinkenden Webmaster als wertvoll eingestuft. Und je häufiger das geschieht umso besser. Der Begriff Linkpopularität entstand in diesem Zusammenhang und wurde zur Chiffre für gute Positionen in den Google-Suchergebnissen. Die simple Gleichung lautete demnach: viele Backlinks = große Popularität. Was anfänglich funktionierte, war ganz und gar nicht im Interesse von Suchmaschinenanbietern wie Google, die bestrebt waren, den Nutzern nur hochwertige, zur Suchanfrage passende Webseiten zu präsentieren.

Seitdem offensichtlich wurde, dass immer mehr Webmaster selbst Hand anlegten und Links auf ihre Seiten fleißig in Webkatalogen, Linklisten und Artikelverzeichnissen unterbrachten, war es mit der Gemütlichkeit bald vorbei. Denn, wenn alle dasselbe tun, relativieren sich Unterscheidungsmerkmale. Der Marktführer Google musste daher etwas unternehmen. Die Folge war, dass die dem Google-Algorithmus zugrunde liegenden Rankingkriterien nicht nur zahlreicher, sondern auch sukzessive verschärft wurden. Inzwischen bestimmen mehr als 200 Faktoren über die Qualität einer Website und damit über deren Position in den Suchergebnissen.

Erste SEO-Agenturen entstanden, die sich mit den gestiegenen Google-Anforderungen an qualitativ hochwertige Websites befassten. Sie setzten die Google-Empfehlungen für Kunden um und optimierten deren Websites für Suchmaschinen (hier vor allem für Google). Mit der Zeit entstand so eine eigene Dienstleistungsbranche und Suchmaschinenoptimierung geriet zum wichtigsten Standbein im Online-Marketing. Leider gab es nicht nur bei Webmastern, sondern auch bei SEO-Dienstleistern ein paar schwarze Schafe, die versuchten, die Seiten ihrer Kunden zu pushen, indem sie Links in großem Stil kauften, mieteten oder tauschten. Inzwischen sind solche Maßnahmen ein absolutes No Go, weil sie massiv gegen die Webmaster-Richtlinien von Google verstoßen und Abstrafungen nach sich ziehen.

Warum Linkabbau so wichtig ist

Google hat mit seinen Penguin-Updates seit April 2012 mächtig Wirbel ausgelöst. Dabei ging es vor allem darum, Webseiten mit unnatürlichen Linkprofilen zu identifizieren, sie im Ranking herabzustufen, um Seiten mit natürlichen Linkprofilen zu besseren Positionen in den Suchergebnissen zu verhelfen. Zahlreiche Webmaster erlebten nach einzelnen Updates böse Überraschungen. Bis dato gut positionierte Seiten stürzten von einem auf den anderen Tag krachend ab und fanden sich auf hinteren Plätzen in den Suchergebnislisten. Was war passiert? Der Google-Algorithmus hat besonders viele minderwertige Backlinks identifiziert (Linknetzwerke, gekaufte Links) und die Website abgestraft. Das geschah allerdings nicht ganz ohne Vorwarnung, denn Google hat stets über seine Supportseiten kommuniziert, welche Folgen manipulierte Verlinkungen haben können. Besonders schwere Fälle der Manipulation führten gar zu einer manuellen Abstrafung – der Höchststrafe. Über die Webmaster-Tools erhielt der Seitenbetreiber dann zusätzlich eine entsprechende Mitteilung.

Nach diversen Penguin-Updates steht heute mit Sicherheit fest: Wessen Website ein unnatürliches Linkprofil aufweist, hat schlechte Karten, denn Google kennt inzwischen alle Tricks und straft Manipulationen rigoros ab. Linkabbau ist der einzige Weg, minderwertige Backlinks dauerhaft loszuwerden. Ob dies gelingt, hängt von mehreren Faktoren ab. Durch folgende Schritte gelangt man zum sauberen Linkprofil.

1. Linkprofil analysieren
Die meisten Linkprofile fallen unter „gewachsene Strukturen“. Das Linkprofil ist entweder gar nicht oder nur lückenhaft dokumentiert. In diesem Fall bleibt dem Webmaster nichts anderes übrig, als mit Backlinkcheckern die Seite zu analysieren. Mehrere Dutzend Tools stehen ihm hierfür zur Auswahl. Eine Suchanfrage mit „Backlinkchecker“ hilft, entsprechende Tools zu finden. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte mehrere Checker einsetzen und die Ergebnisse miteinander vergleichen, denn erfahrungsgemäß gibt es fast immer Abweichungen. Einige Tools finden vorhandene Links nicht oder listen Links, die man selbst nicht findet. Der zusätzliche Aufwand lohnt sich in jedem Fall, wenn man schon einmal dabei ist, das Linkprofil aufzuräumen. Doch Achtung: Nicht alle Checker liefern dieselben Informationen. Manche listen nur den Backlink auf, andere auch die Linkhäufigkeit einer Quelle. Für die Bewertung ist beispielsweise der Domain Rank der Linkquelle hilfreich. Auch wer seinen Linkaufbau sorgfältig dokumentiert hat, sollte einen Backlinkcheck durchführen, um auch alle generischen Verlinkungen herauszufinden, auf die man keinen Einfluss hat. Am besten arbeitet man mit zwei bis drei Tools und importiert deren Ergebnisse in ein Excel-Tabellenblatt oder trägt sie hier ein. Hier lassen sich zu einem späteren Zeitpunkt weitere Informationen wie Name, E-Mail-Adresse und Telefonnummer des Linkgebers leicht nachpflegen.

2. Linkquellen bewerten und klassifizieren
Sind alle Backlinks mithilfe diverser Backlinkchecker aufgespürt, geht es an die Bewertung der Linkquellen. Es ist sinnvoll Kategorien oder Klassen für die Backlinks zu bilden. Links, die aus einem zweifelhaften Umfeld kommen, gehören entfernt. An erster Stelle stehen hier gekaufte Backlinks oder Links, die aus Linknetzwerken stammen. Sie sind relativ leicht zu erkennen. Footer-Links und Links von Seiten, die keinerlei inhaltlichen Bezug zur verlinkten Seite haben oder in speziellen Boxen oder einer Seitenleiste stehen und mit „Webempfehlungen“ oder „Webtipps“ überschrieben sind, fallen darunter. Ebenfalls sind hart verlinkte Keywords in Ankertexten verdächtig – besonders dann, wenn Sie in identischer Form auf vielen verschiedenen Websites auftauchen. Google stuft diese Links zu Recht als unnatürlich ein. Denn woher soll der Linkgeber das Keyword oder die dahinterstehende Strategie kennen? Das ist hochgradig unlogisch und fällt jedem sofort auf. Linkspam in Blogkommentaren und Forenbeiträgen sind ebenfalls heiße Kandidaten für Linkabbaumaßnahmen.

3. Linkgeber ausfindig machen
Wer als Seitenbetreiber den Linkaufbau nicht sauber dokumentiert hatte, bekommt spätestens jetzt ein Problem. Zwar gibt es laut Telemediengesetz eine Impressumspflicht, die gilt allerdings nicht für private Blogs. Überdies bewegen sich viele Blogs ohne Impressum in einer Grauzone, weil nicht ganz klar ist, ob es sich um einen privaten Blog handelt oder nicht. Anders ausgedrückt: Es fehlt das Impressum mit den Kontaktdaten des verantwortlichen Seitenbetreibers. Richtig schwierig ist es, wenn sich um eine ausländische Website beziehungsweise eine deutschsprachige Website handelt, die auf einem Server außerhalb Europas gehostet wird. Sie unterliegt dann in der Regel dem dortigen Recht, das meistens keine Impressumspflicht vorsieht. Dem Webmaster, der einen Link abbauen möchte, kann es letztlich herzlich egal sein, ob sich der Linkgeber an gesetzliche Vorschriften hält. Das Einzige, was zählt, ist eine Adresse, Telefonnummer oder E-Mail-Adresse, über die er den aktuell verantwortlichen Seitenbetreiber herausfindet. Wer keine Angaben findet, kann es bei DE-Domains über denic.de versuchen. Bei allen anderen Domains hilft whois weiter. Manchmal stecken undurchsichtige Firmen hinter einer Seite und es ist unklar, wer für die Inhalte verantwortlich ist.

4. Kontakt zum Linkgeber aufnehmen
Die Kontaktierung des Linkgebers gehört zu den zeitraubendsten Aufgaben beim Linkabbau, denn der Webmaster hat wenig Einfluss auf den Zeitpunkt einer möglichen Reaktion seines Gegenübers. Das erfordert in jedem Fall viel Geduld. Manche Linkgeber reagieren zeitnah, andere lassen Tage oder Wochen verstreichen, bevor sie den Link entfernen oder reagieren. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, systematisch vorzugehen und die Maßnahmen für jeden einzelnen Link genau zu protokollieren.

Hilfreich ist folgendes Schema:
1. Linkgeber per E-Mail anschreiben, genaue Position des Links angeben und kurz begründen, weshalb der Link entfernt werden soll. Hier empfiehlt es sich, mit einer E-Mail-Vorlage zu arbeiten.
2. Ungefähr acht Tage abwarten.
3. Kommen Rückfragen des Linkgebers, sollte man darauf sofort reagieren.
4. Nach der Frist überprüfen, ob der Link entfernt wurde.
5. Existiert der Link weiterhin, nachfassen und dem Linkgeber einen Reminder senden oder – falls die Telefonnummer bekannt ist – anrufen.
6. Passiert nach einer weiteren Frist von acht Tagen nichts, ist der Link für die Entwertung durch das Disavow-Tool vorzumerken.

Dieses Prozedere ist für jeden Link durchzuführen. Moderne Websites sind zumeist dynamisch erzeugt. Über ein CMS lässt sich ein Link relativ einfach entfernen. Es sind aber noch immer etliche statische Websites online. Hier ist zu bedenken, dass eine Linkentfernung für die Betreiber mit einem gewissen Aufwand verbunden ist. Auf gar keinen Fall sollte man für die Entfernung eine Bezahlung anbieten. Das würde nur dubiose Geschäftspraktiken fördern und mit Sicherheit keine gute Entwicklung einleiten. Wichtig ist, den Grund, weswegen die Entfernung nicht möglich war, für Google zu dokumentieren.

5. Erneuter Check des Linkprofils

Bevor das Disavow-Tool von Google zum Einsatz kommt, sollte der Webmaster alle übrig gebliebenen Links nochmals genau prüfen und die Plausibilität des Linkprofils checken. Ein niedriger Page Rank einer verlinkenden Seite ist allein kein Grund, den Link zu entfernen, denn wenn die Linkquelle themenrelevant und vertrauenswürdig ist, kann der Link ruhig bestehen bleiben. Dasselbe gilt, wenn nur wenige Besucher über diesen Link kommen. Gleichfalls sind Links aus Kommentarbereichen von Blogs nicht immer nur Spam. Manche Blogs haben nun mal wenige Besucher und alle Blogbeiträge wandern im Lauf der Zeit ins Archiv, wo nur noch wenige Besucher darauf stoßen und verlinkte Seiten anklicken. Das weiß auch Google. Es besteht also kein Grund, den Link entfernen zu lassen. Hat der Webmaster allerdings massenhaft Kommentare in Blogs abgesetzt, die auf seine Website verlinken, ist das „Ausmisten“ dringend geboten. Ganz ähnlich verhält es sich bei Links von Seiten mit niedrigem Page Rank. Es wird immer Seitenanbieter geben, die auf Seiten mit höherem Page Rank verlinken, um für die Besucher einen Mehrwert zu schaffen. Insofern wirken Seiten die keine Linkquellen mit niedrigem Page Rank aufweisen auf Google eher unnatürlich. Auf die Ausgewogenheit kommt es an.

6. Disavow-Tool nutzen
Sind alle Backlinks nach den zuvor beschriebenen Schritten abgearbeitet, verbleibt ein Rest an nicht entfernbaren Links auf der Liste. Für diese Fälle stellt Google in den Webmaster-Tools das Disavow-Tool zum Entwerten von Links bereit. Die nicht entfernbaren Links sind nach den Gründen der Nichtabbaubarkeit zu sortieren. Google benötigt für die Entwertungsroutine eine reine Textdatei ohne Formatierung. Jede Gruppe ist mit einer kurzen Kommentarzeile zu überschreiben. Sie beginnt mit einem „#“ und sollte in etwa folgendes Aussehen haben.

Für die Entwertung von Links gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder gibt man die Unterseite exakt an, auf der sich der Link befindet

www.beispieldomain.de/beispielseite.html

oder man gibt die komplette Domain an

www.beispieldomain.de

Im zweiten Fall ignoriert Google fortan sämtliche Links, die von Seiten der angegebenen Domain kommen.

7. Reconsideration Request stellen
Die meisten Webmaster beginnen mit der Bereinigung des Linkprofils erst dann, wenn sie von Google eine Penalty, also eine schriftliche Abstrafung erhalten haben. Start-ups, deren Geschäftserfolg maßgeblich von der Auffindbarkeit ihrer Website abhängt, kann eine Penalty und die damit verbundene Herabstufung im Google-Index empfindlich treffen. Sie sollten daher nach der Linkabbau-Maßnahme und dem Einsatz des Disavow-Tools über die Webmaster-Tools ein „Reconsideration Request“ an Google mit der Bitte richten, die Website einer erneuten Bewertung zu unterziehen. Nach Übersendung der Liste mit den schädlichen Links sollte der Webmaster einige Tage warten, bis er seinen Antrag stellt. Nur so ist sicher, dass die Liste auch wirklich bei den Google-Reviewern angekommen ist. Der Request sollte nicht nur die Dokumentation der Webseiten enthalten, deren Verlinkungen sich anderweitig nicht entfernen ließen, sondern auch ein kurzes Anschreiben, in dem der Antragsteller mögliche eigene Fehler einräumt und zugleich versichert, dass er sich in Zukunft strikt an den Qualitätsrichtlinien von Google orientieren wird.

8. Was nach dem Linkabbau folgt
Nachdem der Webmaster alle vorherigen sieben Schritte ausgeführt hat, braucht er vor allem eines: Geduld. Google aktualisiert seinen Index algorithmusgesteuert in regelmäßigen Abständen. Wie häufig die eigene Seite von Googles Webcrawlern erfasst wird, hängt laut Aussage von Google von verschiedenen Parametern ab. Ein gutes Ranking in den Suchergebnissen kann man weder kaufen noch anderweitig erzwingen. Auch ist eine Einflussnahme auf den Zeitpunkt einer erneuten Indexierung nicht möglich. Google empfiehlt daher, seine Richtlinien für Webmaster strikt einzuhalten, damit die Crawler die Website leichter finden. Diese Richtlinien umfassen technische, Design- und Inhaltsrichtlinien sowie Qualitätsrichtlinien. Selbst wenn die Seite technisch nicht auf dem allerneuesten Stand ist und beim Design und der Usability vielleicht noch hinterherhinkt, sollte ein Webmaster zumindest die Qualitätsstandards unbedingt beachten. Und das heißt: kein Spam, keine Doorway-Pages, kein Duplicate Content und keine gekauften oder getauschten Links. Wer sich an diese Empfehlungen hält, hat gute Aussichten, dass sich die Sichtbarkeit seiner abgestürzten Website in absehbarer Zeit wieder verbessert.

Webseitenbetreiber, die selbst nicht die Zeit haben sich um Linkabbaumaßnahmen zu kümmern, können natürlich auch eine Agentur damit beauftragen. Linkabbau gehört inzwischen zum Portfolio vieler SEO-Agenturen, die diese Dienstleistung im Kundenauftrag erbringen.

Zur Person
Mario Jung, Inhaber und Geschäftsführer der Online-Marketing-Agentur meine-reichweite.de, beschäftigt sich seit 2007 mit dem Thema Online Marketing und seit 2009 speziell um den Bereich Suchmaschinenoptimierung.

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