Von Christina Cassala
Freitag, 28. November 2014

“Gründertum sollte auch in der Gesellschaft sexy sein”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Roman Kirsch von Lesara.

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Die Möglichkeit ein großartiges Team aufzubauen, schnelle Entscheidungen treffen zu können und vor allem die Freiheit, an Herausforderungen zu arbeiten, die einen Impact haben. Plus den täglichen Adrenalinkitzel beim Aufstehen und die Vorfreude auf die Aufgaben des Tages.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Eines der letzten größeren Projekte, in die ich bei meinem letzten Unternehmen Fab.com involviert gewesen bin, war der Aufbau des Private Label-Geschäfts. Dafür habe ich mit vielen Produzenten gesprochen und viele inspirierende Unternehmen kennen gelernt, die durch vertikale Integration sehr erfolgreich geworden sind. Durch diese Erfahrungen ist bei mir die einfache Erkenntnis gereift: Wenn das Private-Label Modell mit vertikaler Integration so gut für einen Nischenmarkt wie Designermöbel funktioniert, warum dann nicht auch für Trendprodukte im Discount-Bereich? Dies ist immerhin in der Offline-Welt die wichtigste Kategorie im Handel – online ist der Bereich dafür noch sehr untersättigt.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Neben meinem eigenen Investment konnten wir eine gute Mischung aus größeren institutionellen Venture Capitalists wie Mangrove Capital und Partech Ventures sowie erfahrenen Unternehmern wie Franz Koch (Puma), Michael Brehm (Dailydeal, VZ), Sina Afra (Markafoni) und Oskar Hartmann (kupiVIP) von uns überzeugen.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Sicherlich die Herausforderung, innerhalb kürzester Zeit ein globales Netzwerk an Produzenten aufzubauen, die Produkte nicht nur in guter Qualität sondern auch zu günstigen Preisen schnell und vor allem zuverlässig zur Verfügung stellen können.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir sind relativ ausgelastet mit Ideen und Projekten, um das Unternehmen weiter voranzubringen und auch in Zukunft so schnell zu wachsen. Oder um es mit Kanye West zu sagen: „We are to busy writing history to read it.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Alles was skaliert und eine gute Performance hat. Vor allem aber ein gutes Kundenerlebnis – dies ist wichtig um aus Erstkunden loyale Stammkunden mit hoher Kauffrequenz zu machen. Die Inspiration unserer Kunden über Themenwelten, regelmäßige Mailings mit Mehrwert und alle Facetten der Optimierung unserer Conversion Rate liegen bei uns immer im Fokus, um konkrete Beispiele zu nennen. Gepaart mit guten Preisen verkaufen sich die Produkte dann von alleine.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Zu viele, um Sie hier aufzählen können. Eine weitere Lektion für mich als Gründer: Du musst brennen für Deine Idee und bereit sein, alles zu investieren. Aber Du schaffst es in den seltensten Fällen alleine. Du brauchst ein gutes Netzwerk – und ich meine damit neben Investoren, Mentoren, Mitgründern und Team im besten Fall auch Familie und Freunde. Sie alle geben Dir in wichtigen Momenten den entscheidenden Push.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Cool bleiben, weiter machen. Und vor allem dann, wenn es eigentlich rational keinen Sinn machen würde. Das ist der Punkt, an dem sich erfolgreiche Unternehmen von nicht so erfolgreichen unterscheiden.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Vor allem: Start-ups einfach machen zu lassen. Aber natürlich gibt es im Vergleich zu anderen internationalen Gründer-Hot-Spots wie Tel Aviv und Silicon Valley noch einiges an Hausaufgaben zu erledigen. Risikokapitalfinanzierungen müssen attraktiver werden. Allgemein muss für das Gründertum in Deutschland mehr eine Lanze gebrochen werden beziehungsweise geworben werden. Start-ups und Gründertum sollte auch in der Gesellschaft sexy und erstrebenswert sein.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Manchmal gibt es nur eine Option im Leben.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Wann denn? – Ich finde es bei Lesara eigentlich ganz angenehm.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Auch hier: Die Gegenwart ist schon ganz gut.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Alles in das eigene Unternehmen stecken.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mit Freunden, Family & beim Sport.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Angie.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:

Roman Kirsch ist der Gründer und CEO von Lesara und gründete sein erstes Start-up, das Souvenirs verkaufte, bereits mit 15. Im Jahr 2011 gründete er Casacanda, ein europäisches Design-e-Commerce-Unternehmen, das im Februar 2012 von Fab.com übernommen wurde. Bei Fab war er CEO von Fab Europe und verantwortlich für das Geschäft in 28 Ländern. Davor sammelte er Berufserfahrung bei Goldman Sachs, Booz & Company und dem European Founders Fund. Kirsch ist zudem als Business-Angel, Investor und Unterstützer bei jungen Unternehmen aktiv.

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